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Edith Horwitz (geborene Spanier) * 1897

Grindelallee 6 (Eimsbüttel, Rotherbaum)

1941 Riga

Weitere Stolpersteine in Grindelallee 6:
Minna Gottschalk, Maximilian Gumpel, Albert Josephi, Dr. Leonhard Lazarus, Hedwig Lazarus, Laura Mosbach, Johanna Rosenberg

Edith Horwitz, geb. Spanier, geb. 15.8.1897, deportiert nach Riga 6.12.1941

Edith Horwitz wurde am 18.5.1897 als Tochter von Emilie und Moritz Spanier in Bünde (Westfalen) geboren. Dort besuchte sie das Lyzeum, an dem sie vermutlich theologische Studien betrieb. 1917 heiratete sie Arthur Horwitz, geb. 7.9.1897 in Uelzen, und bekam mit ihm den Sohn Karl- Heinz, den sie am 2.1.1919 in Uelzen zur Welt brachte.

Edith war evangelischen Glaubens und fühlte sich selbst nicht als Jüdin. Dennoch wurde sie ab 1939 durch die Zwangsverordnung zur Mitgliedschaft der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland in die Kultussteuerkartei der jüdischen Gemeinde Hamburgs aufgenommen. Dabei bleibt unklar, wann sie nach Hamburg gezogen ist. Zu diesem Zeitpunkt lebten ihre Eltern bereits nicht mehr. Ihr Mann taucht schon ab 1933 in den Adressbüchern nicht mehr auf, sie ist in der Kultussteuerkartei der Jüdischen Gemeinde als geschieden vermerkt. Das Scheidungsurteil fällte das Landgericht Hamburg am 9.5.1934. Als allein erziehende Mutter, erhielt sie eine eigene Kultussteuerkarte.

Edith Horwitz war nicht berufstätig, sondern verdiente ihren Lebensunterhalt, indem sie ihre Wohnung in der Grindelallee 6 untervermietete, unter anderem an Albert Josephi (s.d.). So ist davon auszugehen, dass sie selbst auf recht beengtem Raum lebte und mit wenig Geld auszukommen hatte.

Im September 1941 wurde das Gesetz erlassen, dass alle jüdischen Menschen im Deutschen Reich zum Tragen des "Judensterns" verpflichtete. Auch Edith wird diesen Stern deutlich sichtbar auf ihre Kleidung genäht getragen haben, wann immer sie das Haus verließ.

Anfang Dezember 1941 hatte sie den Deportationsbefehl bereits erhalten, und so musste sie sich mit mehr als 1000 weiteren Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in das ehemalige Logenhaus in der Moorweidenstraße begeben, wo die Teilnehmer des Transportes nach Riga gesammelt wurden. Die sanitären Anlagen in der Moorweidenstraße waren mehr als unzureichend für eine so große Anzahl Menschen. Ferner wurden die Ankommenden oft gewaltsam von Teilen ihres Gepäcks getrennt und viele erlitten dabei Verletzungen, die ihnen das weitere Tragen ihrer Habseligkeiten erschwerten oder unmöglich machten.

Am folgenden Tag, dem 6. Dezember 1941 wurde Edith Horwitz dann nach Riga deportiert. Die Waggons sollen, je nachdem, wie nah sie sich an der Lok befanden, entweder völlig überheizt oder eiskalt gewesen sein. Zudem waren sie so überfüllt, dass es kaum möglich war, sich zu bewegen. An Proviant war nur vorhanden, was die Deportierten selbst mitgebracht hatten.

In Riga angekommen, erwartete sie der kälteste Winter des Jahrhunderts. Der Hamburger Transport wurde zum Jungfernhof geleitet, einem heruntergekommenen Gutshof, der zu einem Arbeitslager umfunktioniert werden sollte. Die Anlagen waren in einem verfallenen Zustand, es gab keine Heizmöglichkeiten oder Sanitäranlagen. Die Unterkünfte wurden erst im Laufe der Zeit von den Häftlingen selbst hergerichtet. Täglich erfror eine große Anzahl der Häftlinge. Sollte Edith Horwitz die Strapazen des Transportes und die unmenschlichen Haftbedingungen überlebt haben, ist sie vermutlich später ins Rigaer Ghetto gebracht worden. Seit Kriegsende gilt sie als "verschollen".

Ihr Sohn Karl-Heinz wurde am 15.12.1941 von Hannover aus ins Rigaer Ghetto deportiert. Ob sich Mutter und Sohn noch getroffen haben, ist nicht bekannt.


Stand: Januar 2019
© Melanie Herrmann/Korrekturen u. Ergänzung (2019) Christina Igla

Quellen: Staatsarchiv Hamburg, 522-1 Jüdische Gemeinden, 992b, Kultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburgs; Stah 351-11 Amt für Wiedergutmachung_19393 u. _24820; Bundesarchiv Berlin, Liste der jüdischen Einwohner des Deutschen Reichs 1933–1945; Gedenkbuch des Bundesarchivs Berlin: www.bundesarchiv.de/gedenkbuch, Zugriff 27.8.2008.

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