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Adolf Schröder * 1885

Bogenstraße 23 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)

KZ Neuengamme
ermordet 12.1.1945 KZ Neuengamme

Weitere Stolpersteine in Bogenstraße 23:
Gertrud Baruch, Elisabeth Bruhn

Adolf Schröder, geb. am 6.1.1885; am 12./18.1.1945 im Konzentrationslager Neuengamme ums Leben gekommen

Bogenstraße 23

Adolf Schröder wurde am 6.1.1885 geboren, ein Jahrgang, der an den Kämpfen des Ersten Weltkriegs teilnahm. Er war von Beruf Metallarbeiter, verheiratet mit Anna Schröder. Während der Weimarer Republik hatte er sich der SPD angeschlossen und war nach 1933 im Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime aktiv.

Nach dem Hamburger Adressbuch wohnte das Ehepaar ("Ad. Schröder, Arb.") bis 1943 in der Bogenstraße 56. Während der NS-Herrschaft lernten Anna und Adolf Schröder das Ehepaar Gustav und Elisabeth Bruhn kennen, die beide schon vor 1933 in der KPD aktiv gewesen waren und sich nach 1933 dem antifaschistischen Widerstand anschlossen, seit 1941 auch den Aktivitäten der Bästlein-Organisation. Die Ehepaare freundeten sich an und stimmten in ihren politischen Ansichten überein.

Die Eheleute Bruhn waren unter den ersten Verhafteten, die die Gestapo bei ihrem Vorgehen gegen die Bästlein-Organisation am 18. Oktober 1942 in Untersuchungshaft nahm. Adolf und Anna Schröder sorgten für die Inhaftierten. Als Gustav und Elisabeth Bruhn dann am 4. August 1943 im Zuge der schweren Luftangriffe auf Hamburg im Juli/August 1943 – wie andere Untersuchungsgefangene auch – für acht Wochen aus der Haft beurlaubt wurden, zögerte Adolf Schröder nicht, beide bei sich in der Wohnung aufzunehmen und auch andere beurlaubte politische Gefangene aus der Bästlein-Organisation zu unterstützen. Anna Schröder beschrieb die Situation später:
"Gustav Bruhn wurde im Zusammenhang mit der Bästleingruppe im Oktober 1942 verhaftet und gleich vielen anderen im Sommer 1943 für 8 Wochen aus dem U.G. entlassen. In dieser Zeit nahmen wir Gustav Bruhn und seine Frau in unserer Wohnung in der Langen Reihe auf. Es war schwer, zu 4 Menschen immer in einem Raum zu leben und so siedelte Gustav über in ein anderes illegales Quartier, nämlich zu Friedrich Löhn, Kanalstraße 33. Gustav Bruhn war hier gut aufgehoben."

Die beurlaubten politischen Häftlinge nutzten die nach den Luftangriffen auf der Moorweide für die Bevölkerung eingerichtete Massenverpflegungsstelle als Treffpunkt, um ihr künftiges Verhalten zu besprechen. Die Vorstellungen differierten. Sie reichten vom Abwarten, ob die Gestapo nach Ablauf der Frist wieder aktiv werden würde, bis zum Abtauchen in den politischen Untergrund. Mehrheitlich kamen sie überein, nach Ablauf der achtwöchigen Frist sich nicht zur Untersuchungshaft zurückzumelden. Die meisten gingen in den politischen Untergrund.

Gustav und Elisabeth Bruhn wurden – nachdem Anna Schröder nach den Luftangriffen im Juli/August 1943 evakuiert worden war – weiterhin von Adolf Schröder unterstützt; während Gustav Bruhn bei der befreundeten Familie Tennigkeit unterkam, hatte Elisabeth Bruhn eine neue Unterkunft bei Klara Dworznik gefunden, die in Eimsbüttel in der Bogenstraße 23 eine Wohnung gemietet hatte. Die Unterstützung, die Adolf Schröder für in der Illegalität Lebende leistete, bestand u. a. darin, dass er für Gustav Bruhn der Verbindungsmann war, um ihm für ihn gesammelte Dinge wie Lebensmittel, Bekleidung usw. zu überbringen. Gingen diese Aktivitäten schon über einen Freundschaftsdienst hinaus, so kann die Teilnahme Adolf Schröders an Diskussionen und seine Kenntnisse über Vorgänge innerhalb der Bästlein-Organisation als Teilhabe an Widerstandshandlungen verstanden werden. So war er über einen Vorfall am Klosterstern, bei dem das Führungsmitglied der Bästlein-Organisation, Walter Bohne, von der Gestapo verhaftet werden sollte, dann aber von Gestapo-Sekretär Helms erschossen wur­de, informiert. Und bei politischen Freunden nahm er gemeinsam mit Elisabeth Bruhn an einer Besprechung der Vorgänge teil, die zur Verhaftung von Gustav Bruhn geführt hatten; das Gespräch fand beim bereits erwähnten Friedrich Löhn statt, bei dem Gustav Bruhn eine Zeit lang untergekommen war, bei dem aber auch der Spitzel Alfons Pannek zeitweilig als Ver­trauensperson verkehrte (das Vertrauen zu Pannek war so groß gewesen, dass Gustav Bruhn sogar das Angebot Panneks angenommen hatte, in dessen Wohnung zu wechseln).

In jener Besprechung bei Löhn kam nun allerdings der Verdacht auf, Pannek könne ein Gestapo-Spitzel sein. Da Elisabeth Bruhn von ihrer neuen Unterkunft in der Bogenstraße erneut Kontakt zu den Restgruppen der Bästlein-Organisation aufgenommen hatte, war sie – wie ihre Kontaktpersonen – nun unmittelbar von einer Verhaftung bedroht, zumal Pannek mehrfach in der Nähe ihrer Wohnung gesehen worden war.

So wurden durch die Tätigkeit Panneks, der den ganzen Kreis der illegalen Freunde kennenlernte, alle verhaftet: Im Dezember 1943 Gustav, im Februar 1944 Elisabeth Bruhn, Adolf Schröder, Rudi Esser, Klara Dworznik, Gertrud Plock, Käte und Richard Tennigkeit und andere.

Adolf Schröder wurde am 3. Februar 1944 verhaftet, der "Vorbereitung zum Hochverrat" beschuldigt und ins Polizeigefängnis Fuhlsbüttel eingeliefert. Im Sommer des gleichen Jahres wurde er von dort ins Konzentrationslager Neuengamme überwiesen. Im Winter 1944/45 erkrankte er schwer und infizierte sich an der Ruhr. Ohne ärztliche Versorgung, kam er am 12.1.1945 (nach einer anderen Auskunft am 18.1.1945) im Konzentrationslager Neuengamme ums Leben. Als Todesursache wurde ins Krankenrevier-Totenbuch Stammlager VI der Vermerk "Bronchopneumonie" (Lungenentzündung) eingetragen.

© Peter Offenborn

Quellen: Informationen der KZ-Gedenkstätte Neuengamme; FZH 13-3-1-2 (Gestapo in Hamburg); FZH 13-3-2-2 (Widerstand in Hamburg 1933-1945; Prozesse/Hinrichtungen); Ursula Puls, Die Bästlein-Jacob-Abshagen-Gruppe, S. 123/125, 216; Ursel Hochmuth, Niemand und nichts, S. 46; Ursel Hochmuth/Gertrud Meyer, Streiflichter, S. 385; Für Freiheit und Demokratie.

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