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Anna Kaufmann (geborene Goldschmidt) * 1889

Großer Schippsee 44 (Harburg, Harburg)


HIER WOHNTE
ANNA KAUFMANN
GEB. GOLDSCHMIDT
JG. 1889
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
RIGA

Anna Kaufmann, geb. Goldschmidt, geb. am 19.12.1889 in Harburg, deportiert am 25.1. 1942 von Berlin nach Riga, ermordet

Stadtteil Harburg Altstadt, Großer Schippsee 44 (früher: Brückenstraße 5)

Anna Goldschmidt kam als Tochter des jüdischen Haus-, Geld- und Gütermaklers Robert Goldschmidt und seiner Ehefrau Rosa, geb. Goldmann, zur Welt, kurz nachdem die beiden Dörfer Heimfeld und Wilstorf in die Stadt Harburg eingemeindet worden waren. Die Brückenstraße (heute Teil des Großen Schippsees), in der ihr Elternhaus stand, überquerte damals den später in diesem Bereich zugeschütteten Seevekanal und verband den Großen Schippsee mit der Bahnhofsstraße (heute Schellerdamm). Die Straße war in jenen Tagen dicht besiedelt.

Über den weiteren Lebensweg Anna Goldschmidts ist nur wenig bekannt, über ihre Kindheit und Jugend wissen wir nicht. Sie heiratete später Oskar Kaufmann (*25.7.1879), der aus einer jüdischen Familie in Berlin stammte. Das junge Paar ließ sich in der Reichshauptstadt nieder, und dort wohnten Oskar und Anna Kaufmann auch noch, als im Herbst 1941 die ersten Deportationszüge die Stadt verließen.

Am 25. Januar 1942 gehörten sie zu den 1044 Jüdinnen und Juden, die aus Berlin in die frühere lettische Hauptstadt Riga deportiert wurden. Die Fahrt dauerte fünf Tage, und als der Güterzug bei klirrender Kälte an seinem Zielort ankam, waren bereits viele Transportteilnehmer erfroren und andere so entkräftet, dass sie beim Ausladen in Riga Skirotava gleich erschossen wurden.

Diejenigen, die sich noch auf den Beinen halten konnten, wurden in das `Moskauer Viertel´ der Stadt getrieben, wo die deutschen Besatzer bereits im August 1941 auf einer Fläche von 9.000 m2 ein Getto für ca. 30.000 einheimische Juden errichtet hatten. Kurz bevor die ersten reichsdeutschen Juden in Riga eintrafen, waren ca. 27.500 lettische Gettobewohner am `Rigaer Blutsonntag´ (30.11.1941) und am 8.12.1941 erschossen worden, um `Platz´ für die Neuankömmlinge zu schaffen. In den folgenden Wochen und Monaten traf dieses Schicksal auch viele reichsdeutsche Juden, die bei einer der vielen Selektionen für nicht mehr arbeitsfähig erklärt wurden. Unter den Opfern waren in den ersten Monaten viele Mütter mit Kindern und immer wieder gerade ältere und kranke Menschen.

Anna und Oskar Kaufmann waren nicht unter den 13 Personen des 10. Berliner Osttransports, die den Holocaust überlebten.


Stand: April 2019
© Klaus Möller

Quellen: Hamburger jüdische Opfer des Nationalsozialismus. Gedenkbuch, Jürgen Sielemann, Paul Flamme (Hrsg.), Hamburg 1995; Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945, Bundesarchiv (Hrsg.), Koblenz 2006; Yad Vashem. The Central Database of Shoa Victims´ Names: www.yadvashem.org; Harburger Opfer des Nationalsozialismus, Bezirksamt Harburg (Hrsg.), Hamburg 2003; Alfred Gottwald, Diana Schulle, Die `Judendeportationen´ aus dem Deutschen Reich 1941–1945, Wiesbaden 2005; Albert Holtz, Horst Homann, Die Straßennamen von Harburg, Hamburg 1970; www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_ber_ot10.html; Helms-Museum, Harburger Adressbücher; Andrej Angrick, Peter Klein, Die `Endlösung´ in Riga. Ausbeutung und Vernichtung 1941–1944, Darmstadt 2006.

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