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Peter Hess * 1908

Richard-Dehmel-Straße 1 (Altona, Blankenese)

1942 Theresienstadt
Auschwitz ???

Weitere Stolpersteine in Richard-Dehmel-Straße 1:
Ida Dehmel, Irene Hess, Lina Wolff

Irene Bona Hess, geb. Steinthal, geb. am 23.7.1873 in Berlin, deportiert nach Theresienstadt am 19.7.1942, Todesdatum 15.4.1943
Peter Hess, geb. am 17.7.1908, deportiert nach Theresienstadt am 19.7.1942, deportiert nach Auschwitz am 29.1.1943, ermordet

Richard-Dehmel-Straße 1

Der 1867 in Berlin geborene Jurist Dr. Anton Moritz Hess, ein angesehener jüdischer Rechtsanwalt, siedelte sich 1904 mit seiner ebenfalls aus Berlin stammenden Frau Irene in Hamburg-Eppendorf an. Dort kamen ihre vier Söhne Heinrich (1905), Eduard (1906), Peter (1908) und Erich (1911) zur Welt. 1913 wurde ihre Tochter Estella Rosa geboren. Die Familie lebte in Hamburg im Eppendorferbaum 5. Aus "angeborener Bescheidenheit" – wie der Sohn Heinrich später sagte – hatte Anton Moritz Hess keine Villa am Rotherbaum oder in Harvestehude gekauft. Die Familie war nach den Worten von Heinrich Hess "assimiliert, aber dennoch bewusst jüdisch".

Heinrich besuchte das Johanneum, studierte anschließend in Hamburg Jura und war nach seiner Promotion ab 1929 als Rechtsanwalt bei den Hamburger Gerichten zugelassen. Am 25. April 1933 jedoch verlor er seine Zulassung. Im gleichen Jahr starb Anton Moritz Hess. Irene Hess zog nach dem Tod ihres Mannes mit den Söhnen Heinrich und Peter zu ihrer Bekannten Ida Dehmel in die Richard-Dehmel-Straße 1 nach Blankenese.

Die Familie war zunehmend von nationalsozialistischer Verfolgung bedroht. Dem Sohn Eduard gelang es 1935, nach Santiago de Chile zu emigrieren. Der älteste Sohn Heinrich wohnte seit 1936 Op’n Schierenholt 12. Ihm war klar, dass er Deutschland verlassen musste. Da seine Frau Karen Dänin war, wanderte er im September 1938 nach Dänemark aus, von dort im Oktober 1943 weiter nach Schweden. Der Handlungsgehilfe Erich floh nach Rio de Janeiro in Brasilien; Estella Rosa entkam nach England. Am 9. Dezember 1938 wurde das Vermögen von Irene Hess durch "Sicherungsanordnung" gesperrt. Sie musste eine hohe Judenvermögensabgabe zahlen und – wie alle Juden – ihren Schmuck und ihr Silber abliefern.

Im Jahr 1939 begannen auch Irene Hess und ihr Sohn Peter, ihre Emigration vorzubereiten. In Frage kamen England oder Brasilien. Arztrechnungen aus dieser Zeit belegen, dass Peter schwer erkrankt war. Früher war er einer kaufmännischen Tätigkeit nachgegangen, doch auf seiner Kultussteuerkarte wurde vermerkt, dass er seit 1929 Rente von der Reichsversicherung bezog, denn er war arbeitsunfähig und krank. Dies könnte der Grund gewesen sein, warum Mutter und Sohn die Auswanderungspläne nicht in die Tat umsetzten.

Für den 25. Oktober 1941 erhielt die bei ihnen lebende Hausangestellte Lina Wolff den "Evakuierungsbefehl" und wurde ins Getto Lodz transportiert (siehe dieselbe, S. 471f.).

Neun Monate später, am 19. Juli 1942, wurden Irene und Peter Hess nach Theresienstadt deportiert. Bankguthaben und Wertpapiere von Irene Hess wurden eingezogen. Der Hausrat wurde versteigert. Peters Leidensweg führte am 29. Januar 1943 weiter nach Auschwitz, wo er ermordet wurde. Irene Hess starb am 15. April 1943 in Theresienstadt.

Stand September 2015

© Rahel Kolditz und François von Menxel

Quellen: 1; 2 (R 1939/52 und F 1021); 4; StaH 332-7 Meldewesen, A 34/2 (Hausmeldekartei nach Straßennamen von Blankenese u. a. Stadtteilen westlich von Altona, 1927–1939, 1943); StaH 351-11 Amt für Wiedergutmachung, 2216 (Irene Hess); FZH/WdE 264, Hess, Heinrich; Morisse, Ausgrenzung, Bd. 1, S. 145; Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg (Hrsg.), Das Jüdische Hamburg, S. 54.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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