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Stolpersteine am Grindelhof/Rappstraße
© Johann-Hinrich Möller

Hans Seligmann * 1882

Grindelhof 55 / Ecke Rappstraße (Eimsbüttel, Rotherbaum)

1941 Minsk

Weitere Stolpersteine in Grindelhof 55 / Ecke Rappstraße:
Flora Seligmann

Flora Seligmann, geb. Isaac * 17.10.1874, deportiert nach Minsk 8.11.1941
Hans Seligmann, * 21.12.1882, deportiert nach Minsk 8.11.1941

Flora Isaac wurde am 17. Oktober 1874 als Tochter von Isaac Joseph und Pauline Isaac, geb. Levin geboren. Sie war eine Schwester von Ludwig und Leopold Wolf, den legendären Hamburger Unterhaltungskünstlern "Gebrüder Wolf".

Aus dem Melderegister ist zu ersehen, dass sie sich schon als junge Frau ein wenig in der Weltgeschichte umgesehen hat. Nachdem sie sich mit 25 Jahren aus Dresden zurückmeldete, wohnte sie entweder bei der Mutter oder als Untermieterin bei fremden Leuten. Sie hat als Köchin gearbeitet. Es ist nicht mehr feststellbar, ob sie dieses Handwerk schon in Hamburg gelernt, ob sie der Mutter auf die Hände geschaut hatte oder ob sie ein Naturtalent gewesen ist. Im Jahre 1902 meldete sie sich bei der Meldebehörde nach London ab. Natürlich wäre es interessant zu erfahren, was sie bewogen hat, sich so weit von zu Hause zu entfernen. War es aus Liebe zu einem Mann, der nach England ging? Hatte sie überhaupt die englische Sprache erlernt? Nur Fragen, die heute niemand mehr beantworten kann. Fest steht nur, dass sie im Jahre 1907 wieder zurückkehrte.

Am 13.3.1914 heiratete die inzwischen fast Vierzigjährige den um acht Jahre jüngeren Hans Martin Seligmann. Seligmann war ebenfalls ein Hamburger Jung; er wurde am 21.12. 1882 geboren. So weit sich feststellen lässt, blieb die Ehe kinderlos. Mit ihrem Mann zusammen betrieb Flora auf dem Grindelhof eine Geflügelhandlung. Wie Johann-Hinrich Möller festgestellt hat, wurde die Geflügelhandlung M. Ehrlich am Grindelhof 55 (wahrscheinlich ab 1915) von Hans und Flora Seligmann betrieben; die Firma gehörte ihnen auch. Die beiden wohnten im Nachbarhaus Nr. 53. Beide Gebäude wurden im Krieg zerstört. Nach dem Krieg wurde ein neues Gebäude errichtet, das nunmehr die Hausnummer 45 trägt. An der Stelle des früheren Ladens (Grindelhof/Ecke Rappstr.) befindet sich heute ein kleines italienisches Restaurant "Espresso-Bar". Im Hamburger Adressbuch sind Seligmanns noch bis 1939 unter der Anschrift Grindelhof 53 bzw. 55 verzeichnet. Das Adressbuch von 1940 enthält keine gesicherten Angaben und ab 1941 werden sie unter Lehmweg 9 geführt. Unter dieser Anschrift finden sich auch die Geschwister von Flora Seligmann, Helene Löwenthal und James Wolf. Es wohnten noch weitere Juden in diesem Haus.

Das Geflügelgeschäft der Seligmanns wurde 1938/39 "arisiert". Im Adressbuch von 1941 ist unter Grindelhof 55 "Peter Heyer, Lebensmittel Großhandl." verzeichnet. Floras und ihres Mannes Uhr liefen ab, als sie am 8. November 1941 nach Minsk deportiert wurden. Von dort sind sie nicht wieder zurückgekehrt. Als sie Hamburg bereits verlassen hatten, wurden sieben Zentner Kohlen, die sie für den Winter eingelagert hatten, zugunsten nichtjüdischer Bombengeschädigter konfisziert.

© Dieter Guderian

Der Autor ist ein Großneffe von Flora Seligmann

Quellen: Frank Bajohr, "Arisierung" in Hamburg. Die Verdrängung der jüdischen Unternehmer 1933–1945, Hamburg 1997, S. 354
Beate Meyer (Hrsg.), Die Verfolgung und Ermordung der Hamburger Juden 1933–1945. Zeugnis. Erinnerung, Hamburg 2006, S. 188

Der vorstehende Text wurde – mit geringen Änderungen – entnommen aus:
Dieter Guderian, Die Hamburger Originale Tetje und Fietje – Lebensgeschichte der Gebrüder Wolf und ihrer Familie Isaac, Cardamina Verlag, Ochtendung 2006

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