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Leopold Baruch * 1902

Mansteinstraße 39 (Eimsbüttel, Hoheluft-West)


HIER WOHNTE
LEOPOLD BARUCH
JG. 1902
VERHAFTET 1937
ZUCHTHAS FUHLSBÜTTEL
1939 SACHSENHAUSEN
ERMORDET 7.8.1940

Weitere Stolpersteine in Mansteinstraße 39:
Franziska Baruch, Max Baruch

Leopold Max Baruch, geb. 13.6.1902 in Hamburg, gestorben am 7.8.1940 im KZ Sachsenhausen

Leopold Baruch war der jüngste Sohn von Max (geb. 1868 in Hamburg) und Franziska Baruch (geb. 1871 in Hamburg), geb. Gradenwitz, die drei weitere Kinder mit Namen Bernhard (geb. 1899), Herbert (geb. 8.4.1901) und Ilse (geb. 1906) hatten. Er besuchte in Hamburg die Stiftungsschule von 1815 (Realschule) am Zeughausmarkt, eine ursprünglich rein jüdische Privatschule, die jedoch zur Zeit von Leopolds Schulbesuch nur noch ein Zehntel jüdische Schüler hatte und 1920 verstaatlicht wurde. Nach deren Abschluss absolvierte er eine dreijährige Berufsausbildung zum Landschaftsgärtner. Nach einiger Zeit eröffnete er 1929 einen Blumenstand in der Steinstraße in der Hamburger Altstadt. Er betrieb diesen Stand von Beginn an mit seiner nichtjüdischen Ehefrau Frieda, geb. Dewner (geb. 1901). Doch bereits 1935 wurde ihm als Jude die Ausübung seines ambulanten Gewerbes mit "Standkarte" von den NS-Behörden untersagt, was ihn erwerbslos machte, wobei er aber möglicherweise den Handel trotzdem "schwarz" weiterbetrieb.

Am 21. Mai 1937 wurde Leopold Baruch wegen des Verdachts auf "Rassenschande" verhaftet, weil er eine außereheliche sexuelle Beziehung mit einer "Arierin" eingegangen war. Trotz des Umstandes, dass er ja schon mehrere Jahre mit einer "Arierin" verheiratet war, verurteilte ihn die Große Strafkammer des Hamburger Landgerichts unter dem Vorsitz von Dr. Ehlert in einem grotesken Urteil vom 1. November 1937 wegen "fortgesetzter Rassenschande" zu zwei Jahren Zuchthaus, wobei strafverschärfend berücksichtigt wurde, dass er seine Geliebte nach Erlass der "Nürnberger Gesetze" kennengelernt hatte. Nach Verbüßung seiner Strafhaft im Gefängnis Fuhlsbüttel wurde Leopold Baruch in "Schutzhaft" genommen und am 12. November 1939 in das KZ Sachsenhausen eingeliefert. Hier lebte der 37-Jährige zuletzt im Häftlingsblock 36, bis er am 7. August 1940 unter unbekannten Umständen umkam.

Leopold Baruch war nicht der einzige aus seiner Familie, der durch die Verfolgungen des NS-Regimes sein Leben verlor. Sein Bruder Bernhard, der in der Grindelallee wohnte, wurde zusammen mit seiner Familie nach Minsk deportiert und kam dort um. Seine Eltern, die bis 1938, als sie in ein späteres "Judenhaus" in der Bundesstraße 35 kamen, in der Bismarckstraße 35 a lebten, wurden im Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert, von wo sie nicht mehr zurückkamen.

© Benedikt Behrens

Quellen: 1; 4; 5; AfW, Wiedergutmachungsakte; Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen, schriftliche Auskunft v. 25.9.2007; Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg, E-Mail von Herrn Joachim Szodrzynski v. 30.1.2008; Mosel, Wilhelm (Bearb.), Wegweiser zu den ehemaligen Stätten jüdischen Lebens oder Leidens in den Stadtteilen Neustadt, St. Pauli (Schriftenreihe der Deutsch-Jüdischen Gesellschaft Hamburg, Reihe 1), Hamburg 1983, S. 18.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen

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