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Herta Böttcher
Herta Böttcher
© StaH

Herta Böttcher (geborene Mein) * 1899

Weidestraße 120 (Hamburg-Nord, Barmbek-Süd)


HIER WOHNTE
HERTA BÖTTCHER
GEB. MEIN
JG. 1899
EINGEWIESEN 1936
HEILANSTALT LANGENHORN
"VERLEGT" 2.11.1943
HEILANSTALT
MESERITZ-OBRAWALDE
ERMORDET 8.11.1943

Herta Böttcher, geb. Mein, geb. am 17.1.1899 in Hamburg, aufgenommen am 3.3.1936 in der Staatskrankenanstalt Langenhorn, "verlegt" in die Heil- und Pflegeanstalt Meseritz-Obrawalde am 2.11.1943, dort gestorben am 8.11.1943

Weidestraße 120, Barmbek-Süd

Herta Dora Sophie Böttcher, geborene Mein, wurde am 17. Januar 1899 in der Wohnung ihrer Eltern, des Tischlers Nicolaus Mein und seiner Ehefrau Maria Catharina Anna Mein, geborene Hagen, in der Wrangelstraße 72 im Hamburger Stadtteil Hoheluft-West geboren. Die Eheleute bekannten sich zur evangelisch-lutherischen Konfession. Sie hatten am 24. November 1888 in Wandsbek, dem bisherigen Lebensmittelpunkt von Maria Hagen, geheiratet.

Herta war das jüngste von insgesamt sieben Geschwistern. Als erstes kam Arthur Paul Ludwig, geb. am 1. Dezember 1889, in der Wrangelstraße 72 zur Welt. Ihm folgte Emil Hermann am 5. Februar 1891. Er lebte nur vier Monate und starb am 12. Juni 1891 in der Margarethenstraße 38 in Eimsbüttel. Hier wurde am 12. August 1892 Georg Adolf Christian als drittes Kind geboren. Er nahm später als Soldat am Ersten Weltkrieg teil und kam kurz nach Kriegsbeginn am 16. September 1914 bei Tiolet in der Nähe von Clermont-Ferrand ums Leben. Annita Marie Frieda wurde am 28. Mai 1894 in der Humboldtstraße 106 in Barmbek-Süd geboren. Ihr folgten Carl Heinrich Ernst, geboren am 18. Januar 1896 in der Geibelstraße 24 in Winterhude, Erna Maria Emilie, geboren am 17. Juni 1897, gestorben am 14. Dezember 1920 und Herta Dora Sophie, geboren am 17. Januar 1899. Die drei jüngsten Kinder kamen in der Wrangelstraße 72 in Hoheluft-West zur Welt.

Über die Kindheit und Jugend von Herta Mein ist uns nichts bekannt.
Sie heiratete am 23. Februar 1924 den Heizer Ernst Ludwig Böttcher. Wann sich bei Herta Böttcher Symptome einer psychischen Erkrankung zeigten, wissen wir ebenfalls nicht. Am 27. Dezember 1935 wurde sie mit der Diagnose "Erregungszustände" in die Staatskrankenanstalt Friedrichsberg eingewiesen und am 3. März 1936 in die Staatskrankenanstalt Langenhorn verlegt. Nach einem Hinweis in ihrer Langenhorner Patientenakte war Herta Böttcher bereits im August 1935 in der Frauenklinik Finkenau in Hamburg-Uhlenhorst zwangsweise sterilisiert worden.

In den wenigen Notizen der Anstalt in Langenhorn wurde Herta Böttcher als "recht zerfahrene Kranke, die auf Fragen keine Antwort gibt," beschrieben. Sie sei z.B. plötzlich aus dem Bett gesprungen, weil sie fortmüsse, und planlos suchend umhergelaufen. Dabei habe sie unverständliche, zusammenhanglose Selbstgespräche geführt.

In der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg, in die Herta Böttcher am 20. März 1941 verlegt worden war, wurde in dem einzigen Bericht festgehalten: "Recht verschroben, maniriert und sehr widerstrebend. Weitgehend zerfahren."

Am 3. September 1943 wurde Herta Böttcher nach Langenhorn zurückgebracht und von dort am 2. November mit weiteren 49 Frauen in die Heil- und Pflegeanstalt Meseritz-Obrawalde in der damaligen Provinz Brandenburg (heute Polen) abtransportiert. Herta Böttcher überlebte den Transport nur sechs Tage. Sie starb am 8. November 1943.

Die Anstalt Meseritz-Obrawalde war 1942 Teil der dezentralen "Euthanasie" geworden. Unmittelbar nach Ankunft der Patientinnen und Patienten entschied das ärztliche Personal aufgrund der körperlichen Verfassung darüber, ob jemand sofort zur Tötung bestimmt wurde oder zunächst noch arbeiten musste, z.B. in der Gärtnerei oder in der Nähwerkstatt. Die nicht mehr Arbeitsfähigen erhielten Medikamente, die zum Tode führten.

Es ist davon auszugehen, dass auch Herta Böttcher keines natürlichen Todes starb.

Das Schicksal der Geschwister von Herta Böttcher kennen wir mit Ausnahme der früh gestorbenen nicht.

Stand: November 2022
© Ingo Wille

Quellen: StaH 332-5 Standesämter 9052 Geburtsregister Nr. 2593/1889 (Arthur Paul Ludwig Mein), 9067 Geburtsregister Nr. 389/1891 (Emil Hermann Mein), 9081 Geburtsregister Nr. 1882/1892 (Georg Adolf Christian Mein), 6338 Geburtsregister Nr. 1458/1894 (Annita Marie Frieda Mein), 9119 Geburtsregister Nr. 138/1896 (Carl Hinrich Erst Mein), 9132 Geburtsregister Nr. 1231/1897 (Erna Maria Emilie Mein), 13086 Geburtsregister Nr. 138/1899 (Herta Dora Sophie Mein), 4067 Heiratsregister Nr. 157/1888 (Nicolaus Mein / Maria Catharina Anna Hagen), 6633 Heiratsregister Nr. 48/1924 /Herta Mein/ Ernst Ludwig Böttcher), 10757 Sterberegister Nr. 726/1892 (Emil Hermann Mein), 8022 Sterberegister Nr. 456/1914 (Georg Adolf Christian Mein), 9786 Sterberegister Nr. 3030/1920 (Erna Maria Emilie Mein), 352-8/7 Staatskrankenanstalt Langenhorn Abl. 1/1995 22917 (Herta Böttcher). Böhme Klaus, Lohalm Uwe (Hrsg.), Wege in den Tod, Hamburgs Anstalt Langehorn und die Euthanasie in der Zeit des Nationalsozialismus, Hamburg 1993, S. 27–42, 63, 71, 72, 103, 109, 116, 377–379, 387, 389, 402, 407, 420.

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