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Helene Löwenthal
© Dieter Guderian

Helene Löwenthal (geborene Isaac) * 1864

Schäferkampsallee 41 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)

1942 Theresienstadt
ermordet 3o.12.1942

Weitere Stolpersteine in Schäferkampsallee 41:
Walter Löwenthal, Anna Zucker, Gusti Zucker

Helene Löwenthal, geb. Isaac *31.08.1864, deportiert 19.07.1942 nach Theresienstadt

Helene Löwenthal wurde am 31. August 1864 als siebtes Kind von Isaac Joseph Isaac und Pauline Levin geboren. Sie war 25 Jahre alt, als sie Eduard Löwenthal heiratete. Dieser stammte aus Rehna in Mecklenburg, wo er am 16. Mai 1862 geboren wurde. Aus der Ehe sind vier Kinder hervorgegangen, John (*1890), Kurt Iwan (*1893), Esther Edda (*1894) und Walter Bernhard (*1898).

Das liberaler gewordene politische Klima im Deutschen Reich ermöglichte Eduard Löwenthal im Jahre 1879 einen Ortswechsel nach Hamburg. Hier hat er anscheinend eine Ausbildung als Kaufmannsgehilfe abgeschlossen. Bei der damals renommierten Firma Rappold und Söhne hat er zuerst als Commis gearbeitet. Als er am 4. Januar 1938 an den Folgen eines Schlaganfalls starb, vermerkte der Standesbeamte, dass er Abteilungsleiter im Ruhestand gewesen sei. Ihm blieb somit das Schicksal der nationalsozialistischen Verfolgung erspart.

Wie enttäuscht Eduard über die national-sozialistische Entwicklung gewesen sein mag, lässt sich nur ahnen. Als "guter Deutscher" begegnete er nicht nur seinem mecklenburgischen Herzog mit Hochachtung. Seine nationale Identität fand er erst richtig in der Person des damaligen Herrschers, Kaiser Wilhelm II. Diese Identifikation muss so weit gegangen sein, dass nach dem Rücktritt des berühmten Kanzlers das Wort "Bismarck" für ihn zum Schmähwort wurde.

Die Wohnungen der Löwenthals lagen urkundlich nachweisbar 1898 Am kleinen Schäferkamp 35 c, 1913 am Eppendorfer Weg 62 und 1938 in der Schäferkampsallee 41, wo sie mehrere Jahre lang gewohnt haben. Nach dem Tode ihres Mannes musste Helene sich eine kleinere Wohnung suchen. Sie landete in einem Zimmer am Lehmweg 9. In dieses Haus muss kurz zuvor bereits ihr Onkel James eingezogen sein, der vorher Jahrzehnte in der Bismarckstr. 11 wohnte und dort seine Zeitungshandlung hatte. Helene erlitt weiterhin starke Drangsalierungen durch die nationalsozialistischen Machthaber. Ihre letzte Anschrift in Hamburg war das Judenhaus in der Wohlersallee 58. Ein wenig lässt sich dies in den erhalten gebliebenen Unterlagen der Jüdischen Gemeinde Hamburg ablesen. Das zweite Blatt der Gemeindesteuerkarte ist (nach dem Tod Eduards) auf "Helene Wwe." umgeschrieben worden. Am Ende der Karte und undatiert finden sich die Bemerkungen: "60 RM steuerfrei. Bezieht ab 1.1.1938 eine Rente von mtl. 150.-. Sohn in Haft. Rente verloren". Weiter ist auf der Karte vermerkt, dass sie keine Abfindung erhalten habe, von der sie leben könne. Es wurde daher "Steuerfrei" verfügt.

Am Fuß der Seite ist mit Stempel der Vermerk "Wohlf." eingetragen. Das bedeutet nichts anderes, als dass der Prozess der Entrechtung und Enteignung durch die Nazis dazu geführt hatte, dass sie auf Unterstützung durch die "Wohlfahrt" (heute: Sozialhilfe) angewiesen war, obwohl ihr verstorbener Ehemann für einen finanziell gesicherten Lebensabend gesorgt hatte. Infolgedessen musste sie ihre Wohnung mehrfach wechseln, bis sie schließlich in einem Untermietzimmer landete. Auf der Rückseite des zweiten Blattes ist sie ab 1941 auf "0" gestellt. Aus den Bemerkungen geht hervor, dass sie weder über ein Einkommen verfügte noch dass ein Vermögen vorhanden war.

Laut Eintragung auf der Karteikarte ist Helene am 19. Juli 1942 "ausgeschieden durch Abwanderung". Was der Mitarbeiter der jüdischen Gemeinde damit umschreiben wollte, ist in Wirklichkeit eine grausame Geschichte. Am 19. Juli 1942 ging nämlich von der Moorweide in Hamburg einer der größten Deportationstransporte nach Theresienstadt ab. Helene Löwenthal war mit dabei. Die in der Nähe lebende Familie versammelte sich am Vorabend der Deportation bei ihr und begleitete sie am folgenden Tag zur Moorweide. Dabei war Ludwig mit Magda und Lotti. Sicherlich ist auch die Tochter Edda mit ihrem Mann dabei gewesen. Auch James Isaac ist mit demselben Transport nach Theresienstadt deportiert worden.

© Dieter Guderian (†)

Helene Löwenthal war die Großmutter von Dieter Guderian

Quellen: Dieter Guderian, Die Löwenthals – Eine jüdische Familie aus Mecklenburg, Cardamina 2005
Dieter Guderian, Die Hamburger Originale Tetje und Fietje – Lebensgeschichte der Gebrüder Wolf und ihrer Familie Isaac, Cardamina 2006


Helene Löwenthal, geb. Isaac, geb. am 31.8.1864 in Hamburg, deportiert nach Theresienstadt am 19.7.1942, dort gestorben am 30.12.1942

Schäferkampsallee 41

Ein Enkel von Helene Löwenthal, Dieter Guderian, hat ein Buch über die jüdische Hamburger Familie Isaac geschrieben, der auch die berühmt gewordenen "Gebrüder Wolf" angehörten. Helene Löwenthal war eine geborene Isaac. Ihre Brüder Ludwig (geb. 1867), Leopold (geb. 1869) und James (geb. 1870) traten seit dem Ende des 19. Jahrhunderts als Gesangstrio auf. James verließ die Gruppe schon 1906. Für die beiden anderen Brüder kam der große Erfolg erst ab 1911/12, als sie in der Lokal-Revue "Rund um die Alster" auftraten und mit ihren Couplets äußerst populär wurden. Wegen des aufkommenden Antisemitismus nahmen sie den Künstlernamen "Wolf" an, der auch offiziell zum Familiennamen wurde. Leopold Isaac bzw. Wolf starb 1926, an seine Stelle trat sein Sohn James Iwan. Die Lebensgeschichte von Helene ist dem Buch "Die Hamburger Originale Tetje und Fietje" von Dieter Guderian entnommen.

Helene Isaac wurde am 31.8.1864 in Hamburg geboren. Sie war das siebte Kind ihrer Eltern, des Schlachters Isaac Joseph Isaac und seiner Frau Pauline, geb. Levin, die 1861 geheiratet hatten. Auf Helene folgten noch fünf Kinder. Nach den drei späteren Sängern, den "Gebrüdern Wolf", wurden noch Flora (geb. 1874) und Sam (geb. 1876) geboren.

Im Alter von 25 Jahren heiratete Helene Isaac den "Commis" Eduard Löwenthal. Dieser war 1862 als Sohn des Kaufmanns Levy Ahrens Löwenthal und seiner Frau Fanny, geb. Falk, in Rehna in Mecklenburg geboren worden. Als die beiden heirateten, wohnten sie in der Neustadt: Eduard in der Carolinenstraße 24 und Helene am Valentinskamp 37. 1879 war Eduard Löwenthal nach Hamburg gekommen, wo er eine Ausbildung als Kaufmannsgehilfe abgeschlossen hatte. Er starb am 4. Januar 1938 im Israelitischen Krankenhaus an den Folgen eines Schlaganfalls. Somit blieb ihm das Schicksal der Deportation erspart.

Das Ehepaar Löwenthal hatte vier Kinder. John wurde 1890 geboren. Er starb im Juli 1915 im Ersten Weltkrieg, als er als Zeichner beim Generalstab, im Schützengraben zeichnend, von einer Kugel getroffen wurde. Der zweite Sohn Kurt Iwan kam 1893 zur Welt. 1894 wurde Tochter Esther Edda geboren. Der jüngste Sohn war Walter Bernhard (s. dort).

Die Familie wohnte urkundlich nachweisbar Ende des 19. Jahrhunderts Am kleinen Schäferkamp 35 c, 1913 am Eppendorfer Weg 62 und 1938, als Eduard Löwenthal starb, wohnte er in der Schäferkampsallee 41.

Nach dem Tode ihres Mannes musste Helene sich eine kleinere Wohnung suchen. Das war ein kleines Zimmer am Lehmweg 9. In dieses Haus war kurz zuvor bereits ihr Bruder James eingezogen, der vorher Jahrzehnte in der Bismarckstraße 11 gewohnt und dort eine Zeitungshandlung betrieben hatte. Helene hatte weiterhin starke Drangsalierungen durch die nationalsozialistischen Machthaber zu erdulden. Ihre letzte Anschrift in Hamburg war das "Judenhaus" in der Wohlersallee 58. Wie schwer sie es hatte, lässt sich aus den Einträgen in ihrer Kultussteuerkarteikarte erahnen. Undatiert finden sich die Bemerkungen "60 RM steuerfrei. Bezieht ab 1.1.1938 eine Rente von mtl. 150,–. Sohn in Haft. Rente verloren". Weiter ist auf der Karte vermerkt, dass sie keine Abfindung erhalten habe, von der sie leben könne. Es wurde daher "steuerfrei" verfügt. Am Fuß der Karte wurde mit Stempel der Vermerk "Wohlf." eingetragen, was bedeutet, dass sie auf Unterstützung durch die "Wohlfahrt" angewiesen war, obwohl ihr verstorbener Ehemann für einen finanziell gesicherten Lebensabend gesorgt hatte. Auf der Rückseite des zweiten Blattes wurde sie ab 1941 auf "=" gestellt. Jetzt verfügte sie über kein Einkommen mehr. Am 19. Juli 1942 wurde Helene Löwenthal nach Theresienstadt deportiert. Von der Moorweide ging einer der größten Transporte dorthin ab. Die in der Nähe lebende Familie versammelte sich am Vorabend der Deportation bei ihr und begleitete sie am folgenden Tag zur Moorweide. Dabei waren ihr Bruder Ludwig mit Frau und Tochter, und sicher kam die Tochter Edda mit ihrem Mann. Ihr Bruder James Isaac wurde mit demselben Transport nach Theresienstadt deportiert. Am 30. Dezember 1942 starb Helene Löwenthal in Theresienstadt. Laut Todesfallanzeige war sie dort untergebracht in Block Q 418, Zimmer 114. Todesursache war angeblich ein Magengeschwür.

Der Sohn Kurt Iwan emigrierte später über Shanghai in die USA. Nach Shanghai waren auch seine Vettern James Iwan und Donat Wolf emigriert. Die Tochter Edda heiratete den nichtjüdischen Kurt Guderian und überlebte in dieser "Mischehe". Der Sohn Walter Bernhard wurde in Auschwitz ermordet.

© Susanne Lohmeyer

Quellen: 1; 3; 4; 5; Dieter Guderian, Die Hamburger Originale; StaH 331-1 II Abl. 15 v. 18.9.1984 Polizeibehörde; Beate Meyer, Die Verfolgung, S. 188; HAB II 1896, 1926; StaH 332-5 Standesämter, 1088 und 7/1938; StaH 332-5, 2715 + 1485/1887.

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