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Claudius Gosau * 1892

Woltmanstraße 14 (Hamburg-Mitte, Hammerbrook)


HIER WOHNTE
CLAUDIUS GOSAU
JG. 1892
IM WIDERSTAND
VERHAFTET 1933
GEFÄNGNIS HEIDE
GEFÄNGNIS MOABIT
TODESURTEIL 11.2.1944
HINGERICHTET 6.3.1944
BRANDENBURG-GÖRDEN

Claudius Gosau, geb. 9.5.1892 in Blankenmoor, Krs. Norderdithmarschen hingerichtet am 6.3.1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden

letzte Wohnadresse: Woltmannstraße 14

Claudius Gosau verbrachte die größte Zeit seines Lebens in seiner Heimat Dithmarschen, wo er überwiegend als Bauarbeiter tätig war. Nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg, in dem er viermal schwer verwundet wurde, lebte er mit seiner Frau Marianne und zwei Kindern, Wilhelm und Irmgard, in Heide. Erst 1938 zog er mit der Familie nach Hamburg-Hammerbrook in die Woltmannstraße 14, vermutlich weil für ihn die Schikanen, denen er in der Kleinstadt Heide wegen seiner politischen ‹berzeug ausgesetzt gewesen war, unerträglich geworden waren. Er fand Arbeit als Lokführer auf dem Gelände eines Privatunternehmens in Bremen-Farge, wo er in einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht war und bis zu seiner Verhaftung im September 1943 arbeitete.

Bereits in den 1920er Jahren engagierte er sich politisch in der KPD, deren Musikzug er in Heide leitete, aus der er aber 1930 ausgeschlossen wurde. Ungeachtet des Parteiausschlusses wurde er in Heide aus politischen Gründen im April 1933 für einige Tage im Polizeigefängnis inhaftiert. Es ist nicht bekannt, dass er sich später im organisierten politischen Widerstand betätigte. Er führte jedoch mit seinen Arbeitskollegen, zu denen auch ausländische Zwangsarbeiter gehörten, Diskussionen über den Kriegsverlauf, wobei er gesagt haben soll, dass Deutschland den Krieg nicht gewinnen könne, die Nachrichten des NS-Regimes über Stalingrad falsch seien und der "Halunke" Hitler Schuld am Krieg habe.

Nach der Festnahme aufgrund einer Denunziation am 17. September 1943 wurde Gosau über ein Bremer Gefängnis in die Haftanstalt Berlin-Moabit gebracht und vom Oberreichsanwalt am Volksgerichtshof Lautz am 8. Dezember 1943 mit der Begründung angeklagt, "durch kommunistische und defaitistische Äußerungen gegenüber seinen Arbeitskameraden wehrkraftzersetzend gewirkt und dadurch zugleich die Feinde des Reichs begünstigt und kommunistischen Hochverrat vorbereitet zu haben." Er wurde am 11. Februar 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und im Zuchthaus Brandenburg-Görden am 6. März 1944 enthauptet. Seine Urne wurde 1946 im Ehrenhain Hamburger Widerstandskämpfer auf dem Friedhof Ohlsdorf beigesetzt.

Claudius Gosau blieb nicht das einzige Opfer nationalsozialistischer Verfolgung in seiner Familie – sein Sohn Wilhelm (geb. 13.7.1916), der als Landarbeiter in Holstein geblieben war, wurde "aus erzieherischen Gründen" nach Auschwitz deportiert und kam dort am 6. Juli 1943 ums Leben.

© Benedikt Behrens

Quellen: AfW, Entschädigungsakte; Webseite des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau, www.auschwitz.org.pl, Informationssuche Sterbeurkunde und E-Mail dess. v. 5.8.2005; VAN (Hg.), Totenliste Hamburger Widerstandskämpfer und Verfolgter, Hamburg 1968; AB 1940-43; Hochmuth, Ursel, Niemand und nichts wird vergessen. Biogramme und Briefe Hamburger Widerstandskämpfer 1933 1945, Hamburg 2005.

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