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Walter Grieshaber * 1888

Hinrichsenstraße 19 (Hamburg-Mitte, Borgfelde)


HIER WOHNTE
WALTER GRIESHABER
JG. 1888
VERHAFTET 1942
’KRITISCHE ÄUSSERUNGEN’
GEFÄNGNIS FUHLSBÜTTEL
1944 VERSORGUNGSHEIM
FARMSEN
NEUENGAMME
ERMORDET 24.2.1945

Walter Grieshaber, geb. 26.10.1898 in Hamburg, Tod am 24.2.1945 im KZ Neuengamme

Hinrichsenstraße 19 (Baustraße 19)

Max Gustav Walter Grieshaber wurde am 26. Oktober 1898 als Sohn des Tischlers Karl Wilhelm Grieshaber und seiner Ehefrau Louise, geb. Gaedecke, in der Lindleystraße 89 im damaligen Billwärder, heute Rothenburgsort, geboren. Das Ehepaar gehörte der lutherischen Kirche an. Über Geschwister ist nur bekannt, dass Walter Grieshaber einen Bruder namens Willy hatte, der das "Dritte Reich" überlebte. Walter Grieshaber heiratete Antonie Fieg, geboren 3. November 1905 ebenfalls in Hamburg. Von Beruf war er kaufmännischer Hilfsangestellter, seine Frau Küchenhilfe. Ihre Ehe blieb kinderlos.

In politischen Dingen gingen ihre Anschauungen auseinander. Ob Antonie Grieshaber einer Partei angehörte, ist nicht bekannt. Walter Grieshaber, glaubenslos, schloss sich der KPD an und gab seine Überzeugung auch nicht auf, als die Partei 1933 verboten wurde. Inwieweit er sich illegal betätigte, ließ sich nicht feststellen, jedenfalls fiel er der Gestapo vor 1942 nicht auf. Vielleicht hinderten ihn auch gesundheitliche Probleme an illegaler Aktivität; als Folge einer Zuckererkrankung wurde ihm ein Bein amputiert.

Am 18. Dezember 1942 inhaftierte die Gestapo Walter Grieshaber aufgrund "öffentlich gemachter politisch ketzerischer Äußerungen". Das Sondergericht Hamburg verurteilte ihn deswegen am 2. April 1943 zu einem Jahr Gefängnishaft, die er nur teilweise verbüßte. Am 5. Au­gust 1943 wurde er aus dem Gefängnis Fuhlsbüttel entlassen, die Reststrafe wurde zur Bewährung bis zum 1. Juni 1947 ausgesetzt.

Bei seiner Entlassung fand Walter Grieshaber kein Zuhause mehr vor, es war bei den Bombenangriffen im Juli 1943 unbewohnbar geworden. Die Zerstörung Hamburgs durch den Luftkrieg, der auch die Gefängnisse in Mitleidenschaft gezogen hatte, war auch der Grund für Walter Grieshabers Haftverschonung. Seine Frau, die als "Stationsmädchen" im Allgemeinen Krankenhaus St. Georg arbeitete, wohnte wie viele andere Angestellte im Krankenhaus, wo auch ihr Mann Unterschlupf fand. Antonie Grieshaber hatte während der Haftzeit ihres Mannes die Scheidung eingereicht, die Klage aber wieder zurückgezogen. Sie nahm weiterhin Anstoß an der "politischen Betätigung" ihres Mannes und beschwerte sich gegen Ende des Jahres 1944 bei dem Direktor des Krankenhauses St. Georg darüber, dass sich ihr Mann "ja nicht bessern wollte".

Welcher Art die politische Haltung Walter Grieshabers war, blieb unklar. Am 6. Dezember 1944 wurde er als "Arbeitsscheuer" in das Versorgungsheim Farmsen eingewiesen und dann als "Asozialer" in das KZ Neuengamme überstellt. Dort starb er am 24. Februar 1945 an "Enteritis acuta", Magen-Darm-Grippe, letztlich jedoch an den unmenschlichen Lebensbedingungen von schwerer Arbeit und ungenügender Ernährung, besonders in Anbetracht seiner Erkrankung und Behinderung.

Aufgrund der §§ 1 und 3 des Hamburger Justizerlasses Nr. 1 vom 2. Oktober 1945 wurde Walter Grieshabers Bewährung gegenstandslos, und die Strafe wurde im Strafregister getilgt. Damit war er rehabilitiert.

© Hildegard Thevs

Quellen: VAN-Totenliste 1968; VVN 21.G 21; AB 1933; StaH, 242 – 1 II, Abl. 1998/1, U-Haft, und Abl. 13, jüngere, Strafgefangene Fuhlsbüttel; 332-5 Standesämter, (StA 23) 2473+2384/1898; OStA AZ 11 Js., P. Sond. 435 oder 455/42 (11 KMs. P. Sond. 25/43).

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