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Bruno Beuthner * 1880

Dunckersweg 8 (Hamburg-Mitte, Horn)


HIER WOHNTE
BRUNO BEUTHNER
JG. 1880
DEPORTIERT 1942
AUSCHWITZ
ERMORDET 7.5.1943

Bruno Beuthner, geb. 19.9.1880 in Königshütte/Oberschlesien, verhaftet am 21.12.1942, überstellt am 25.2.1943 KZ Auschwitz, Tod am 7.5.1943 im Außenlager Bielitz

Dunckersweg 8

Mit Schreiben vom 28. November 1968, 25 Jahre nach Bruno Beuthners Tod im KZ Auschwitz, teilte der Internationale Suchdienst des Roten Kreuzes in Arolsen dem Amt für Wiedergut­machung in Hamburg mit: Bruno Beuthner "wurde am 21. Dez. 1942 als Häftling der Gestapo Hamburg ins Polizeigefängnis Hamburg-Fuhlsbüttel eingeliefert und von dort am 25. Febr. [1943] zum KL Auschwitz überstellt. Kategorie oder Grund für die Inhaftierung: ‚Schutzhaftgefangener‘". Dieser offizielle Beleg wurde einerseits zur Grundlage für Wiedergutmachungsleistungen und brachte für die Angehörigen andererseits etwas Licht ins Dunkel des Schicksals von Bruno Beuthner, eines unbescholtenen selbstständigen Kaufmanns aus Hamburg-Horn.

Bruno Beuthner kam am 19. September 1880 in Königshütte in Oberschlesien als Sohn des Kaufmanns Markus Beuthner und seiner Ehefrau Ernestine, geb. Behnsch, zur Welt. Er besuchte das Gymnasium in Breslau bis zur Mittleren Reife und schloss eine Ausbildung im Bankfach an. Nach einem vorübergehenden Auslandsaufenthalt kam er 1908 nach Hamburg und ließ sich als selbstständiger Kaufmann nieder. 1912 nahm er eine Tätigkeit als Buchprüfer auf, die er neben anderen kaufmännischen Tätigkeiten wie Vertreter und Geschäftsführer bis zu seiner Verhaftung ausübte. Er arbeitete stets in kleinem Rahmen und lebte in bescheidenen Verhältnissen. Für Bruno Beuthner existiert keine Kultussteuerkarteikarte der Jüdischen Gemeinde, jedoch wurde er bei der Zählung der Mitglieder 1935 registriert, als er bereits in einer "Mischehe" lebte.

Er heiratete am 7. September 1930 die evangelische Angestellte Charlotte Adolph, geboren am 9. Dezember 1891 in Danzig. Gemeinsam zogen sie in den Dunkersweg 8, eine Wohnung der "Neuen Heimat". Schon bald nach Verabschiedung der Nürnberger Rassegesetze fühlten sich Bruno und Charlotte Beuthner durch den Hausverwalter und dessen Erkundigungen bei den Nachbarn belästigt. 1936 verbesserte sich ihre materielle Situation, als am 17. Juli das Finanzamt Hamburg-Süd Bruno Beuthner als Helfer in Steuersachen zuließ. Zu seinen Kunden gehörten der Innenraumausstatter Albert Hornung, die Firma Eugen Siller und eine Geldschrankfirma. Anlässlich einer Betriebsprüfung im Jahre 1940 schlugen Prüfer des Finanzamts Bruno Beuthner vor, weitere Betriebe zu übernehmen. Aus gesundheitlichen Gründen, vielleicht auch, um sich nicht unnötig zu exponieren, lehnte er das Angebot ab.

Nachdem bereits 1938 und 1939 die Belästigungen zugenommen hatten, wurden Bruno und Charlotte Beuthner 1942 von einem Bewohner einer Nachbarstraße denunziert. Sie waren der Anordnung zur Beflaggung nicht nachgekommen, weshalb sie von der Gestapo vernommen wurden. Bei einer vorhergehenden Durchsuchung der Wohnung nach der Geburtsurkunde Bruno Beuthners verschwand das Radiogerät. Als sich Bruno und Charlotte Beuthner weigerten, die Vernehmungsprotokolle zu unterschreiben, wurden sie misshandelt. Darauf­hin reichte Bruno Beuthner eine Beschwerde ein und wurde am 19. Dezember 1942 wegen Beamtenbeleidigung von den Gestapo-Kommissaren Walter Mecklenburg und Götze an seinem Arbeitsplatz, der Firma Hans D. Freymuth, Neuer Wall 56, verhaftet.

Bruno Beuthner wurde bei der Gestapo in der Rothenbaumchaussee 38 vernommen und von dort in das Polizeigefängnis Fuhlsbüttel verbracht. Zwei Monate später überstellte die Gestapo ihn in das Konzentrationslager Auschwitz. Danach erhielt Charlotte Beuthner kein Lebenszeichen mehr von ihrem Mann.

Nach der Verhaftung ihres Mannes wurde sie aufgefordert, ihre Wohnung zu räumen und sich scheiden zu lassen, weil sie nach Meinung des Geschäftsführers der "Neuen Heimat" Jüdin sei. Mit anwaltlicher Hilfe gelang es ihr, in der Wohnung bleiben zu können. Sie vermietete zwei Zimmer möbliert und ging einer Halbtagsbeschäftigung nach.

Ende April 1943 wurde bei der Nordstern Lebensversicherungs AG Berlin von einem SS-Untersturmführer aus Auschwitz angefragt, ob sie die Behandlungskosten Bruno Beuthners übernehmen wolle, der zunehmend an Diarrhöen leide. Ein solches Vorgehen einer KZ-Leitung war ungewöhnlich. Bruno Beuthner befand sich zu der Zeit in einem der Außenlager des KZ Auschwitz in Bielitz. Wie auch immer die Antwort der Versicherung ausfiel: Bruno Beuth­ner starb am 7. Mai 1943 in Bielitz an "Magen-Darmkatarrh und Herzschw­che", wie das ärztliche Zeugnis über die Entstehung und den Verlauf der Krankheit sowie die Todesursache auswies. Charlotte Beuthner er­hielt die Sterbeurkunde vom KZ Auschwitz zugestellt. Den Angaben bezüglich der Todesursache schenk­te sie keinen Glauben.

© Hildegard Thevs

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