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Minna Gottschalk (geborene Behr) * 1885

Grindelallee 6 (Eimsbüttel, Rotherbaum)

1941 Riga

Weitere Stolpersteine in Grindelallee 6:
Maximilian Gumpel, Edith Horwitz, Albert Josephi, Dr. Leonhard Lazarus, Hedwig Lazarus, Laura Mosbach, Johanna Rosenberg

Minna Gottschalk, geb. Behr, geb. 11.12.1885 in Lüneburg, deportiert am 6.12.1941 nach Riga

Minna Gottschalk trug bei ihrer Deportation den Namen ihres letzten verstorbenen Ehemannes. Zuvor war sie bereits zweimal verheiratet gewesen. Die erste Ehe ging sie mit Hermann Arndt (*14.05.1882) ein. Das Ehepaar hatte einen Sohn, Heinz Arndt, der am 26. Februar 1912 geboren wurde. Die Familie lebte in der Isestraße 65. Ehemann Hermann Arndt arbeitete im Schuhgeschäft H. Ernst Plümer in der Bahrenfelderstraße 75 in Altona, das ihm wahrscheinlich auch gehörte. Für das Grundstück ist später Minna als Eigentümerin in den Adressbüchern angegeben, sie erbte es von ihrem Mann, als dieser am 2.10.1919 verstarb.

Minna heiratete bald darauf Louis genannt Ludwig Levy (*18.10.82), der zu ihr und ihrem Sohn in die Isestraße zog und auch im Schuhgeschäft Plümer arbeitete. Minnas zweite Ehe währte jedoch nicht lange; Ludwig Levy verstarb bereits im Jahr 1924.

1927 ging Minna die dritte und letzte Ehe ein, sie heiratete den Handelsvertreter Adolf/Adolph Gottschalk (*28.9.78). Er und Minna verließen Hamburg 1935/1936 und zogen nach Stuttgart.

Am 26. April 1938 trat die Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden in Kraft. Sie zielte darauf ab, den jüdischen Grundbesitz vollständig zu erfassen und betraf auch Minnas Grundstück in der Bahrenfelder Straße. Dieses wurde von einem Haus- und Hypothekenmakler als Treuhänder verwaltet. Im Februar 1939 klagte dieser gegenüber der Devisenstelle des Oberfinanzpräsidenten, dass das Grundstück ziemlich belastet sei und schon seit Jahren keine Einnahmen erbracht hätte.

Minna und Adolf Gottschalk kehrten aus unbekannten Gründen 1939 oder 1940 nach Hamburg zurück, sie wohnten nun in der Brahmsallee 6 bei Hoffmann. Adolf verstarb am 23 März 1940 und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Ohlsdorf beerdigt.

Im Juni 1940 beantragte Minna Gottschalk, ihr Grundstück mit 3000 RM zu belasten; warum sie so viel Geld brauchte, ist unbekannt, vielleicht hoffte sie, noch auswandern zu können. Als Witwe zog Minna Gottschalk noch in den Grindelberg 1 und schließlich in die Grindelallee 6 bei Horwitz, von wo aus sie am 6. Dezember 1941 nach Riga deportiert wurde. Nach ihrer Deportation gilt sie als verschollen.

Ihr Grundstück in der Bahrenfelderstraße wurde im selben Monat zu Gunsten des Reiches eingezogen, da nach der 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25. November 1941, alle Juden, die ihren Aufenthalt ins Ausland verlegten, bzw. ins Ausland deportiert wurden, ihre Staatsangehörigkeit verloren. Die Vermögen der Menschen, die aufgrund dieser Verordnung ihre Staatsangehörigkeit verloren, fielen an das Deutsche Reich.

Ihr Sohn Heinz, der wie sein Vater als Schuhwarenhändler arbeitete, verließ Hamburg 1935/36. Er lebte zeitweise in der Tschechoslowakei. Ein Vermerk auf seiner Kultussteuerkarte besagt, dass er "auf Reisen" war. 1936 starb seine Frau Esther (geb. Katz). Er heiratete wieder, und es gelang ihm, am 10. Dezember 1938, also einen Monat nach der Reichspogromnacht, nach Uruguay auszuwandern.


Stand: November 2019
© Marie Rümelin/Änderung Christina Igla

Quellen: StaH, 522-1, Jüdische Gemeinden, 992b, Kultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburgs; 522-1, Jüdische Gemeinden, 992e 1 Bd. 4, Deportationsliste Oberfinanzpräsident, 314-15 R 1939/719; 522-1, Jüdische Gemeinden, 992b, Kultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburgs; Frank Bajohr: "Arisierung" in Hamburg. Die Verdrängung der jüdischen Unternehmer 1933–1945, Hamburg 1997, S. 288; Frank Bajohr: Dienstbeflissene Bürokraten? Devisenstelle, Zollfahndung und die forcierte "Arisierung" jüdischer Unternehmen in Hamburg im "Dritten Reich", in: Verfolgung und Verwaltung. Beiträge zur Hamburger Finanzverwaltung 1933–1945, Hamburg 2003, S. 9–28, hier S. 13; Armin Wirtz: Die Vermögensverwertungsstelle beim Oberfinanzpräsidenten in Hamburg, in: ebd., S. 30f.; Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945, hg. v. Bundesarchiv Koblenz, Koblenz 2006; Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunde aus dem System ancestry, (Zugriff 20.11.2019).

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