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Herbert Gustav Schmuck * 1911

Krausestraße 69 (Hamburg-Nord, Dulsberg)


HIER WOHNTE
HERBERT GUSTAV SCHMUCK
JG. 1911
VERHAFTET 14.1.1942
GEFÄNGNIS FUHLSBÜTTEL
DEPORTIERT 1942
GROSS-ROSEN
ERMORDET 20.9.1942

Herbert Gustav Karl Schmuck, geb. 5.1.1911 in Hamburg, umgekommen am 20.9.1942 im Konzentrationslager Groß-Rosen (südwestlich von Breslau), heute Polen

Krausestraße 69 (früher Ahrensburgerstraße), Dulsberg

Herbert Gustav Karl Schmuck war der Sohn des am 10. Dezember 1882 in Wandsbek geborenen Gustav Carl Schmuck und seiner Ehefrau Anna Dorothea, verwitwete Seitz, geborene Ahrens, geboren am 16. August 1879 in Hamburg. Die Eltern hatten am 19. Januar 1911 geheiratet, vierzehn Tage nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes Herbert am 5. Januar 1911.

Herberts Mutter starb am 1. Dezember 1914, nicht ganz drei Jahre nach seiner Geburt. Sein Vater gab bei seiner Eheschließung "Straßenreiniger" als Beruf an. Später arbeitete er laut Hamburger Adressbuch viele Jahre als Straßenbahnschaffner.

Der Junge besuchte die Volksschule bis zur zweiten Klasse (damals war die erste Klasse die höchste). Weil sein Vater tagsüber arbeiten musste, war Herbert Schmuck, wie er 1938 in einem Lebenslauf schrieb, vom 10. bis zum 14. Lebensjahr im städtischen Waisenhaus in der Averhoffstraße im Stadtteil Uhlenhorst untergebracht.

Im Alter von fünfzehn Jahren erhielt Herbert Schmuck seine erste Haftstrafe, drei Tage wegen Diebstahls auf Bewährung. Das zugrundeliegende Vergehen ist nicht überliefert. Wahrscheinlich befand er sich vor der Verurteilung in einer Anstalt, denn als "Stand oder Beruf" wurde auf seiner Karteikarte im Untersuchungsgefängnis "Zögling" angegeben.

Im Anschluss an seine Haftstrafe absolvierte er eine Friseurlehre und blieb danach noch ein Jahr bei seinem Lehrherrn in der Kleinstadt Bleckede an der Oberelbe. Mit achtzehn Jahren kehrte er nach Hamburg zurück, arbeitete aber nicht in seinem Beruf, sondern lebte von Gelegenheitsarbeiten im Hafen und auf Märkten.

Am 20. Februar 1932 heiratete Herbert Schmuck in Hamburg die am 1. Dezember 1912 in Hamburg geborene Adolphine Elisabeth Wally Kuhlmann. Bei der Eheschließung wohnten sie in der Jenischstraße 64 in Klein-Flottbek/Nienstedten (heute Osdorf). Aus dieser Beziehung ging die Tochter Lieselotte Gertrude, geboren am 29. Mai 1930 in Hannover, hervor. Das Kind litt an einer halbseitigen Lähmung und an Mikrocephalie. Als es im Januar 1932 in den damaligen Alsterdorfer Anstalten (heute Evangelische Stiftung Alsterdorf) aufgenommen wurde, konnte es nicht laufen und musste gefüttert werden.

Die Ehe von Herbert und Adolphine Schmuck wurde im Februar 1933 wieder geschieden. Über Herbert Schmucks geschiedene Ehefrau ist uns Weiteres nicht bekannt.

Lieselotte Gertrude Schmuck, das gemeinsame Kind, starb am 30. Juni 1943 in den damaligen Alsterdorfer Anstalten an beiderseitiger Lungentuberkulose.

Bis 1937 sind für Herbert Schmuck weitere fünf Verurteilungen in Hamburg und eine in Lüneburg wegen wiederholten Diebstahls und Unterschlagung von bis zu neun Monaten Gefängnis dokumentiert, die er zuletzt im Gefängnis Fuhlsbüttel verbüßen musste.

Nach seiner Entlassung wurde er im November 1937 als landwirtschaftlicher Arbeiter an einen Bauern in Braak östlich von Rahlstedt vermittelt. Anlässlich eines eintägigen Urlaubs Anfang 1938 vertrauten Kollegen ihm 20 RM für den Kauf von Arbeitshosen und Ohrenschützern an. Zusammen mit einer Bekannten verbrauchte er das Geld jedoch für Speisen und Getränke. Die nächsten Tage verbrachte Herbert Schmuck in der Mühlenstraße 46 in der Neustadt in der Wohnung einer neuen Bekannten, der er während seiner Kneipentour nähergekommen war. Diese wurde kurz darauf aus uns nicht bekanntem Gründen von der Polizei festgenommen. Da die Unterkunft in der Mühlenstraße nun nicht mehr zugänglich war, musste Herbert Schmuck im Polizei-Asyl nächtigen. Dort traf er den Arbeiter Willi Hohlfeld, einen Kumpel aus seiner Zeit im Christlichen Verein junger Männer.

Herbert Schmuck und Willi Hohlfeld stiegen zweimal in die Wohnung in der Mühlenstraße 46 ein, entwendeten diverse Gegenstände, darunter ein Grammophon, Schallplatten, Bett- sowie Tischwäsche, die sie in Pfandhäusern versetzten. Die Pfandscheine verkauften sie gegen Bargeld.

Am 12. Februar 1938 wurde Herbert Schmuck festgenommen und kurz darauf auch Willi Hohlfeld. Herbert Schmuck erhielt im August 1938 eine Zuchthausstrafe von 3 Jahren und 10 Monaten wegen Einbruchdiebstahls und Unterschlagung.

Willi Hohlfeld erhielt eine Gefängnisstraße von vier Jahren und sechs Monaten, die am 20. September 1942 enden sollte. Über sein weiteres Schicksal wissen wir nur, dass er die NS-Zeit überlebte.

Zum Haftbeginn wurde Herbert Schmuck am 13. August 1938 in das Zuchthaus Bremen-Oslebshausen eingeliefert. Von dort kam er am 25. Januar 1939 in das Lager Börgermoor/Ems. Dieses Lager gehörte neben den Lagern Neusustrum und Esterwegen zu den frühen Konzentrationslagern im Emsland. Die dort ab Juni 1933 Inhaftierten wurden zur Zwangsarbeit in der Moorkultivierung eingesetzt.

Ein Gnadenersuchen Herbert Schmucks vom Oktober 1939 blieb mit Verweis auf die Höhe seiner Strafe erfolglos. Am 5. Januar 1941 wurde er in das Zuchthaus Bernau am Chiemsee überstellt. Auch dort mussten die Gefangenen bei der Moorkultivierung und dem Torfabbau Zwangsarbeit verrichten. Von dort kam Herbert Schmuck am 1. November 1941 in das Zuchthaus in Zweibrücken im heutigen Rheinland-Pfalz.

Herbert Schmucks Zuchthausstrafe endete am 13. Januar 1942. Er wurde jedoch nicht freigelassen, sondern in das "Polizeigefängnis Hamburg" überstellt, wie es in der Haftakte genannt wurde. Am 26. Januar 1942 wurde er im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel (bekannt als "KoLa-Fu") in "Schutzhaft" genommen.

Unter dem beschönigenden Begriff "Schutzhaft" wurden in der Zeit des Nationalsozialismus Regimegegner und andere missliebige Personen allein aufgrund einer polizeilichen Anordnung inhaftiert, ohne dass dies einer richterlichen Kontrolle unterlag.

Aus der "Schutzhaft" wurde Herbert Schmuck schließlich in das Konzentrationslager Groß-Rosen in Niederschlesien im heutigen Polen verschleppt, ob auf direktem Wege aus Hamburg oder auf Umwegen, wissen wir nicht. Es ist anzunehmen, dass er in einem der Groß-Rosener Steinbrüche Zwangsarbeit leisten musste. Dort kam er am 20. September 1942 ums Leben, laut Sterbemitteilung infolge Durchfalls und Kreislaufschwäche.

In einer Mitteilung des Sonderstandesamtes in Bad Arolsen an das Staatsarchiv Hamburg aus dem Jahre 2003 über Herbert Gustav Schmucks "Sterbefall" wurde als dessen Wohnadresse die Ahrensburger Straße 69, heute Krausestraße, angegeben.

Stand: Juli 2022
© Ingo Wille

Quellen: 1; StaH 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht – Strafsachen 57048, 332-5 Standesämter 1945 Nr. 3347/1879 Geburtsregistereintrag Anna Dorothea Ahrens, 3836 Nr. 604/1881 Geburtsregistereintrag Gustav Carl Schmuck, 6484 Nr. 21/1911 Heiratsregistereintrag Gustav Carl Schmuck/Anna Dorothea Seitz, 6929 Nr. 465/1914 Sterberegistereintrag Anna Dorothea Schmuck; 332-8 Meldewesen A 51/1 Kasten 2, Arolsen Archives, Sterberegistereintrag Herbert Gustav Karl Schmuck; 351-11 Amt für Wiedergutmachung 5966 Gustav Karl Schmuck; 741-4 Fotoarchiv, A 201, A 261, div. Haftkarteikarten von Herbert Gustav Karl Schmuck; Archiv der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, Erbgesundheitskarteikartei von Lieselotte Gertrude Schmuck.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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