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Robert Homeyer * 1908

Ehestorfer Weg 99 (Harburg, Eißendorf)


HIER WOHNTE
ROBERT HOMEYER
JG. 1908
IM WIDERSTAND
VERHAFTET 1942
KZ DACHAU
ERMORDET
12.8.1942

Robert Homeyer, geb. 15.10.1908 in Harburg, Tod im KZ Dachau am 12.8.1942

Stadtteil Eißendorf, Ehestorfer Weg 99

Der Grafiker Robert (Bob) Homeyer war Sohn des Schneiders Gerhard Homeyer. Sein Bruder Paul wurde am 2.10.1906 ebenfalls in Harburg geboren. Die Familie wohnte in der Marienstraße 73, hier befand sich auch die Schneiderei des Vaters (mindestens seit 1914). Ab 8. Juli 1937 wohnte Robert Homeyer am Ehestorfer Weg 99, zog dann im Dezember nach Hamburg (Neustädter Straße 29) und kehrte am 14. März 1938 an den Ehestorfer Weg 99 zurück. Im gleichen Haus wohnte Luise Homeyer, geb. Eberhardt, geb. am 27.1.1871 in Herzfelde, Kreis Osterburg (vermutlich seine Mutter). Ein weiterer Bruder war Gerhard, geb. am 22.8.1901 in Harburg, der bei seinen Eltern lebte, bevor er 1920 nach Hamburg-Geesthacht ging.

Paul Homeyer besuchte 1913 bis 1921 die Volksschule und lernte dann bei der Werft G. Renck im Harburger Binnenhafen das Handwerk des Schiffszimmerers. 1925 trat er dem Kommunistischen Jugendverband (KJVD) bei, 1931 der KPD. Nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 wurde die KPD zerschlagen, viele ihrer Funktionäre und Mitglieder kamen in Haft oder in die ersten Konzentrationslager. Die Brüder Paul und Robert Homeyer stellten sich für die illegale Arbeit der KPD zur Verfügung. Führende Mitglieder in Harburg waren damals unter anderen Berthold Bormann und Paul Oeltzner. In Harburg wurden illegale Ausgaben der "Norddeutschen Zeitung" der KPD gedruckt und vertrieben. Die erste Ausgabe erschien schon im März 1933, zum Jahrestag der russischen Oktoberrevolution im November erschien bereits die 22. Ausgabe. Der Abzugsapparat stand in einem Hinterzimmer des Hauses Winsener Straße 51 (später war dort eine Leihbibliothek), der Raum wurde nie von der Polizei entdeckt. Robert Homeyer hatte den Zeitungskopf entworfen.

Am 21. Juni 1933 wurde Robert Homeyer festgenommen, ins Harburger Gerichtsgefängnis an der Buxtehuder Straße eingeliefert und am 23. Dezember wieder entlassen. Nach der Verhaftungswelle, die sich auf Harburg, Winsen und Lüneburg erstreckte, wurde im Oktober 1933 unter Erich Meyer (Politischer Leiter) eine neue illegale KPD-Unterbezirksleitung Harburg-Wilhelmsburg aufgebaut. Mitarbeiter waren Gustav Martens (Organisation), Otto Nehring (Agitation und Propaganda) und Heinrich Herrmann (Kassierung). Sie wirkte nicht nur in der Stadt, sondern auch in Landgebieten wie Neugraben, Buxtehude, Jork und Maschen. Robert und Paul Homeyer arbeiteten weiter mit.

Eine spektakuläre Aktion gelang der Organisation zu Ostern 1934. Sie verschickte Glückwunschkarten des Kommunistischen Jugend­verbands an Harburger Schulabgänger. Die Adressen hatten sie den Listen der Konfirmanden entnommen. Die Vorderseite der Karten war ein Linolschnitt, der von Robert Homeyer gefertigt worden war, mit den Worten "Unseren Gruß zum Kampf für ein besseres Dasein!" Paul Homeyer sorgte neben Emil Eddelbüttel und Georg Opfer für den Vertrieb der illegalen "Norddeutschen Zeitung", später "Arbeiterzeitung", und anderer Materialien. Paul Homeyer arbeitete weiterhin auf der Harburger Werft G. Renck und wohnte bei seinen Eltern in der Marienstraße 73. Er war ledig und kinderlos. 1934 wurde er wegen angeblichen Arbeitsmangels entlassen. Er fand dann eine neue Stelle als Landarbeiter auf dem Gut Haidhöh in Emmelndorf, wohin er auch zog.

Im Sommer 1934 begann eine erneute Verhaftungswelle gegen die illegale KPD in Harburg und Umgebung. Paul Homeyer wurde am 6. August 1934 auf dem Gut Haidhöh festgenommen und kam wie viele andere ins Konzentrationslager Fuhlsbüttel (Kola-Fu), danach ins Untersuchungsgefängnis nach Altona. Sein Bruder Robert blieb unbehelligt. In insgesamt elf Prozessen verhandelte der 3. Strafsenat des Kammergerichts Berlin im Frühjahr 1935 teils in Altona, teils in Stade gegen den kommunistischen Widerstand, in acht davon gegen den Unterbezirk Harburg-Wilhelmsburg. Paul Homeyer wurde zusammen mit dem Politischen Leiter Erich Meyer angeklagt (Anklage A) und vom Kammergericht Berlin am 26. Februar 1935 wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Er verbüßte die Strafe teils im Zuchthaus Rendsburg, teils in den Emslandlagern.

Nach der Strafhaft wurde er nicht entlassen, sondern kam am 5. Februar 1938 ins KZ Sachsenhausen. In den letzten Kriegsjahren gehörte er einem Arbeitskommando in Berlin-Lichterfelde an. Nach der Evakuierung des Konzentrationslagers am 21. April 1945 musste er mit anderen Häftlingen einen Todesmarsch in Richtung Lübeck antreten. Kurz vor Schwerin wurde er von amerikanischen Truppen befreit. Er arbeitete nach dem Krieg wieder in seinem Beruf auf der Werft Renck, organisierte sich in der KPD und wohnte am Meisenweg 2 (heute Flutende).

1935 wurde eine neue illegale KPD-Unterbezirksleitung Harburg-Wilhelmsburg unter dem Politischen Leiter Felix Plewa gebildet. Sie wurde von der Abschnittsleitung Nord der KPD in Kopenhagen über Kuriere mit Materialien beliefert (siehe unter Felix Plewa). Die Organisation hatte wieder Zellen in Harburger Betrieben und Wohngebieten aufgebaut. Robert Homeyer arbeitete zusammen mit Ernst Klink in der Eißendorfer Zelle. Im Herbst 1937 wurden Paul Reinke und einige andere Harburger Kommunisten festgenommen. Das blieben jedoch Einzelfälle. Die Gestapo wusste von der illegalen Organisation, konnte sie aber nicht "aufrollen", weil die verhafteten Kommunisten "dichthielten". Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs leiteten Ella und Oskar Reincke, die auf der Veddel wohnten, die illegale Arbeit in Harburg an.

Als die Wehrmacht Dänemark im April 1940 besetzt hatte, wurden mehrere Mitglieder und Kontaktleute der früheren KPD-Abschnittsleitung Nord 1941 von der Gestapo aufgespürt und festgenommen. Die Verhaftungswelle erreichte auch Harburg. 1941 und 1942 wurden unter anderen Felix Plewa und Emma Quest verhaftet. Robert Homeyer kam am 26. September 1941 ins Gestapogefängnis Fuhlsbüttel. Von dort wurde er am 28. Mai 1942 ins KZ Neuengamme überführt. Am 15. Juni 1942 ging ein Transport von etwa 500 meist schwer kranken Häftlingen von Neuengamme ins KZ Dachau ab. Auch Robert Homeyer war darunter. Er starb im KZ Dachau am 12. August 1942.

© Hans-Joachim Meyer

Quellen: VVN-BdA Harburg (Hrsg.), Die anderen, s. Personenverzeichnis; Hochmuth/Meyer, Streiflichter, S. 185f.; StaH, 242-1-II Gefängnisverwaltung; StaH, 332-8 Meldewesen, A44, A46; StaH, 351-11, AfW, Paul Homeyer; StaH, 430-64 Amtsgericht Hamburg II B 25; StaH, Adressbücher Harburg-Wilhelmsburg und Hamburg; Sta Stade, Rep. 175a; VVN, Komitee-Akten; Anklageschrift Erich Meyer u. a., Privatbesitz; Heyl/ Maronde-Heyl, Abschlussbericht; Totenliste VAN, Gedenkstätte KZ Neuengamme, Gedenkstätte KZ Dachau.

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