Namen, Orte und Biografien suchen


Bereits verlegte Stolpersteine


zurück zur Auswahlliste

Mimi Weile (geborene Hedemann) * 1895

Bunatwiete 3 (Harburg, Harburg)


HIER WOHNTE
MIMI WEILE
GEB. HEDEMANN
JG. 1895
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
18.12.1941

Mimi Weile, geb. Hedemann, geb. am 10.10.1895 in Harburg, Suizid am 18.12.1941

Bunatwiete 3 (früher: Kleine Feldstraße), Stadtteil Harburg-Altstadt

Mimi Weile erblickte als Kind des Hilfsbremsers Friedrich Wilhelm Hedemann und seiner Frau Wilhelmine, geb. Kreith, das Licht der Welt. Ihre Eltern waren Mitglieder der Harburger Synagogengemeinde und wohnten im Phoenix-Viertel, einem Neubaugebiet, das im Zuge der rasanten Industrialisierung Harburgs in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts auf dem Krummholzberg zwischen dem (Alten) Friedhof und der Wilstorfer Straße entstanden war. Der Charakter dieses damals auf der Grundlage eines städtischen Bebauungsplans in Windeseile errichteten Wohnviertels mit seinen rechtwinkligen Straßen und mehrgeschossigen Mietshäusern hat sich seitdem nur unwesentlich verändert.

Über den weiteren Lebensweg dieser Harburger Jüdin ist nur wenig bekannt. Sie heiratete später Leonhardt Weile (*3.1.1893), der aus einer jüdischen Familie in Altona stammte.

Nach 1933 wohnte das junge Paar in Berlin, und dort erlebten die Eheleute im Herbst 1941, dass die Deportationen der Juden "in den Osten" begonnen hatten. Mehr als 7.000 Menschen wurden allein aus Berlin bereits im Oktober und November 1941 nach Litzmannstadt (Lodz), Minsk, Kowno und Riga deportiert. Weitere Abtransporte waren nur eine Frage der Zeit.

Mimi und Leonhardt Weile überließen den Nationalsozialisten nicht die Entscheidung über ihren Tod, sie schieden am 18. Dezember 1941 durch Suizid aus dem Leben.

Untersuchungen über Selbstmorde unter deutschen Juden in der NS-Zeit kommen zu dem Ergebnis, dass mehr als 10.000 Menschen in ihrer Verzweiflung diesen Ausweg wählten, um ihre Würde zu bewahren. Der Freitod war für sie ein Akt der Selbstbehauptung.

Stand: Juni 2019
© Klaus Möller

Quellen: Hamburger jüdische Opfer des Nationalsozialismus. Gedenkbuch, bearbeitet von Jürgen Sielemann unter Mitarbeit von Paul Flamme, Hamburg 1995; Yad Vashem, The Central Database of Shoa Victims´ Names: www.yadvashem.org; Harburger Adressbuch 1898; Harburger Opfer des Nationalsozialismus, bearbeitet von Matthias Heyl, Hamburg-Harburg 2002; Matthias Heyl, Vielleicht steht die Synagoge noch, Hamburg 2009, Beate Meyer (Hrsg.), Die Verfolgung und Ermordung der Hamburger Juden 1933–1945, Geschichte, Zeugnis, Erinnerung, Hamburg 2006; Phoenix-Viertel, Bezirksamt Harburg in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Pressestelle Hamburg (Hrsg.), Hamburg 1981.

druckansicht  / Seitenanfang