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Anna Zinke
Anna Zinke
© Archiv Evangelische Stiftung Alsterdorf

Anna Zinke (geborene Meyer) * 1884

Eddelbüttelstraße 35 (Harburg, Harburg)


HIER WOHNTE
ANNA ZINKE
GEB. MEYER
JG. 1884
EINGEWIESEN 1941
HEILANSTALT LANGENHORN
"VERLEGT" 29.6.1943
HEILANSTALT HADAMAR
ERMORDET 6.7.1944

Anna Zinke, geb. Meyer, geb. am 14.8.1884 in Neugraben, am 27.5.1939 eingewiesen in die Psychiatrische Klinik Eilbecktal, Aufenthalt in verschiedenen Anstalten, am 29.6.1943 ‚verlegt‘ in die Landesheilanstalt Hadamar, ermordet am 6.7.1944.

Stadtteil Harburg, Eddelbüttelstraße 35

Anna Zinke wurde am 14.8.1884 in Neugraben geboren. Dort wuchs sie auf und besuchte die Schule. Nach der Schulzeit arbeitete sie als Hausangestellte. Am 12. April 1909 heiratete sie den am 4. Juni 1885 in Giesmannsdorf/Kreis Neisse geborenen Karl Zinke. Der Ehemann war von Beruf Kupferschmied und arbeitete bei der Reichsbahn. Das Ehepaar bekam eine Tochter (das erstgeborene Kind war schon im Säuglingsalter verstorben).

Zur Behandlung einer psychischen Erkrankung wurde Anna Zinke am 27. Mai 1939 in die Psychiatrische Klinik Friedrichsberg eingeliefert. Kurze Zeit später – am 14. Juni 1939 – wurde sie wegen Platzmangels mit einem Sammeltransport in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn verlegt. Am 28. August 1939 erfolgte eine weitere Verlegung, jetzt in die Alsterdorfer Anstalten.

Mit Schreiben vom 18. September 1939 lehnte die Reichsbahn-Betriebskrankenkasse die Kostenübernahme ab. Die Begründung lautete: "Frau Zinke ist seit dem 26.8.39 ausgesteuert und hat keinen Anspruch auf Behandlung in der dortigen Anstalt auf Kosten der RBKK Hamburg."

Am 9. November 1939 bat Karl Zinke um die Entlassung seiner Frau. Dem Wunsch wurde stattgegeben, allerdings mit dem Hinweis, "dass die Entlassung nur auf Ihre eigene Verantwortung hin geschieht. Sie können Ihre Frau ab Montag, den 13. d.s. jederzeit abholen." Am 15. November kehrte Anna Zinke zu ihrem Ehemann zurück.

Doch am 4. Juli 1941 verfügte der "Polizeipräsident Hamburg/Pol.-Amt Harburg" ihre erneute Einweisung in die Psychiatrische Klinik Eilbecktal, von dort wurde sie am 9. September 1941 wieder in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn verbracht. Dem Fürsorgewesen wurde "zur Vervollständigung des Aufnahmeprotokolles" mitgeteilt, dass die voraussichtliche Dauer des Aufenthaltes in Langenhorn ca. 1 Jahr betragen würde.

Nach fast zwei Jahren wurde Anna Zinke am 29. Juni 1943 in die Landesheilanstalt Hadamar "verlegt". Was die Angehörigen nicht wussten: Die Landesheilanstalt Hadamar war eine Tötungsanstalt im Rahmen des nationalsozialistischen Krankenmords. Die Menschen wurden dort mit Gas, der Überdosierung von Medikamenten und durch Mangelernährung zu Tode gebracht.

Der Ehemann und die Tochter hielten brieflich Kontakt zu der Patientin. In einem Brief vom 22. Februar 1944 bat der Ehemann die Anstaltsleitung um einen Gesundheitsbericht über seine Ehefrau. Außerdem beklagte er sich, dass seine Frau seine und die Briefe der Tochter nicht beantworte. Weiterhin bat er darum, die Patientin zu informieren, dass die gemeinsame Wohnung durch einen Bombenangriff am 13. Dezember 1943 teilweise zerstört worden sei.

Ob Karl Zinke daraufhin einen Gesundheitsbericht oder eine Nachricht von seiner Frau erhielt, wissen wir nicht.
Die Landesheilanstalt Hadamar teilte ihm per Telegramm am 4. Juli 1944 mit, dass Anna Zinke an einer Lungenentzündung schwer erkrankt sei und "da Herzschwäche besteht, ist Lebensgefahr nicht ausgeschlossen. Besuch ist gestattet."

Zwei Tage später, am 6. Juli 1944, informierte die Landesheilanstalt Karl Zinke telegrafisch vom Tod seiner Ehefrau.

Stand: August 2020
© Margrit Rüth

Quellen: StaH 352-8/7 Sign. Abl. 1/1995 Nr. 26080; Adressbuch Harburg-Wilhelmsburg 1937; Hamburger Gedenkbuch. Die Toten 1939-1945, Berlin/Hamburg 2017, S. 597.

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