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Siegmund Goldschmidt * 1887

Woldsenweg 13 (Hamburg-Nord, Eppendorf)

1941 Lodz
ermordet

Weitere Stolpersteine in Woldsenweg 13:
Juliane Appel, Henriette Cohen, Mathilde Laski

Siegmund Goldschmidt, geb.19.4.1887 in Twistringen bei Diepholz, am 25.10.1941 nach Lodz deportiert, am 11.5.1942 nach Chelmno weiterdeportiert

Woldsenweg 13

Siegmund Goldschmidt gehörte zu der in Twistringen und Umgebung weit verzweigten und angesehenen Familie Goldschmidt. Mitglieder dieser Familie übten seit Mitte des 19. Jahrhunderts wiederholt das Amt des Synagogenvorstehers von Twistringen aus. Siegmunds Eltern waren der Gerber Hertz Goldschmidt und seine Ehefrau Berta, geborene Jacobsohn (1849 bis 1934).

Siegmund hatte zehn Geschwister. Zwei von ihnen starben im Kleinkindalter. Fritz und Moritz fielen im Ersten Weltkrieg. Else wurde mit ihrem Ehemann Felix Löwenstein 1942 nach Theresienstadt deportiert. Beide starben dort. Mathilde und Isidora wurden von den Nationalsozialisten nach Polen verschleppt und sind dort verschollen. Drei Brüder überlebten: Julius und Erich entkamen 1938 nach San Francisco, Wilhelm nach Buenos Aires.

Siegmund hatte keine spezielle berufliche Ausbildung. Er sammelte kaufmännische Erfahrung vor allem in den verschiedenen Unternehmen der älteren Brüder Julius, Erich und Wilhelm. Diese waren im Getreide- und Futterhandel tätig und Teilhaber an Kaufhäusern, u. a. dem Kaufhaus Alsberg in Gelsenkirchen.

Später machte sich Siegmund Goldschmidt mit einem Kolonialwarenladen in Delmenhorst selbstständig. Doch 1935, als mit den Nürnberger Gesetzen antisemitische Aktionen auch hier weiter ermutigt wurden, gab er sein Geschäft auf und kehrte zunächst in seinen Heimatort Twistringen zurück. Doch in den kleinen Ortschaften war der alltägliche Antisemitismus allgegenwärtig und so wich Goldschmidt, mittlerweile 50 Jahre alt, 1937 nach Hamburg aus. Ob und auf welchem Gebiet er hier beruflich tätig war, ist nicht bekannt. Er scheint aber mit seinen Brüdern geschäftlich kooperiert zu haben, denn wie er 1940 dem Oberfinanzpräsidium Hamburg meldete, bezog er von Erich und Wilhelm eine monatliche Rente von 133 RM, auch nach deren Auswanderung. Darüber hinaus hatte er, wie die Eintragungen in der Kultussteuerkarte zeigen, bis 1940/41 noch andere gute Einkünfte, was in diesen Jahren Jüdin­nen und Juden nur noch selten möglich war. Aber sein Einkommen und die eingehende Rente gehörten ihm nur noch nominell: Das Oberfinanzpräsidium unterwarf seine Konten der "Sicherungsanordnung". 200 RM durfte er nun pro Monat von seinem eigenen Vermögen abheben.

Zu jener Zeit war der alleinstehende Herr bereits von der Isestraße 37 II in den Woldsenweg 13, Parterre, umgezogen. Hier lebte er zur Untermiete bei Henriette Cohen (geb. 1885), eine weitere Mitbewohnerin war Mathilde Laski (geb. 1888) (siehe dort). Alle drei wurden am 25. Ok­tober 1941 nach Lodz deportiert und dort ermordet.

© Johannes Grossmann

Quellen: 1; 2; 4; 5; 8; StaH 314-15 OFP, R 1940/196; Archiwum Panstwowe, Lodz (Getto-Archiv), Einwohnerregister Cranachstraße 20, PL-39-278-1022-219.tif; www.juedische-geschichte-diepholz.de/13/Schicksale 1933–45 (eingesehen am 15.5.2010); Auskünfte von F. Kratzsch, Stadtarchiv Stadt-Twistringen, E-Mails vom 31.5.2010 und 11.6.2010; Auskünfte von Gregory Lind, San Francisco, E-Mail vom 9.7.2010.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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