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Konrad Gumpert * 1878

Abteistraße 55 (Eimsbüttel, Harvestehude)


HIER WOHNTE
KONRAD GUMPERT
JG. 1878
DEPORTIERT 1941
MINSK
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Abteistraße 55:
Eva Gumpert

Conrad Gumpert, geb. am 4.9.1878 in Deutsch-Eylau (Westpr.)
Eva Gumpert, geb. am 12.12.1878 in Pakosch (Prov. Posen)
Ehepaar deportiert nach Minsk am 8.11.1941

Das Ehepaar Gumpert, das die Töchter Lieselotte (geb. 1910 in Posen) und Hella (geb. 1913 in Hamburg) hatte, zog 1912 nach Hamburg und gründete unter dem Firmennamen "St. Georgshof" in der Spaldingstraße 156 einen Großhandelsbetrieb für Bäckerei- und Konditoreizusatzprodukte. Für den Betrieb arbeiteten 20–25 feste Angestellte und 40 45 Reisende. Er vertrieb die Produkte der Fabrik der GmbH S. (Sally) Gumpert & Co., deren Inhaber Verwandte von Conrad Gumpert mit US-amerikanischer Staatsangehörigkeit waren. Conrad Gumpert war bis zum Juli 1933 Alleininhaber seiner Handelsfirma, musste die Leitung des Betriebes jedoch auf politischen Druck der Handelskammer und des von NSDAP-Mitgliedern beherrschten Betriebsrates aufgeben.

Im August 1933 erfolgte die formelle Neugründung der Firma, die sich laut Handelsregister nunmehr "Conrad Gumpert GmbH" nannte und deren Geschäftsführer jetzt der ehemalige Prokurist des Betriebes, Max Rehders, wurde. Conrad Gumpert hatte von diesem Zeitpunkt an weder direkte Eigentümerrechte noch geschäftsführende Funktionen mehr in der Firma. Als Entschädigung wurde ihm ein sogenannter Provisionsvertrag (gültig bis 1944) von der GmbH S. Gumpert gewährt, der ihn zwar am laufenden Gewinn seiner ehemaligen Firma beteiligte, ihm jedoch jeglichen Einfluss auf diese nahm.

Ende 1936 verlor er auch noch dieses Recht, wiederum aufgrund politischen Drucks von NS-Organisationen, und wurde schließlich mit einer einmaligen Abfindung durch die GmbH entschädigt. Das ganze Betriebsvermögen seiner ehemaligen Firma wurde gleichzeitig auf den bisherigen Geschäftsführer Max Rehders übertragen und der Firmenname erneut geändert in "Fa. Conrad Gumpert, Inhaber Max Rehders"; 1941 wurde der Name Gumpert endgültig aus dem Firmennamen getilgt und nur noch der von Rehders stehengelassen. Wahrscheinlich mit der Abfindungssumme (möglicherweise auch schon eher) gründete Conrad Gumperts eine kleine Import-Export-Firma, die ihren Sitz in der Langen Reihe 29 hatte.

Die Gumperts wohnten seit 1928 in einer sehr geräumigen 6,5-Zimmerwohnung in der Klosterallee. Als es ihnen wirtschaftlich wegen der diskriminierenden Maßnahmen des NS-Regimes immer schlechter ging, drängte sie der Hausbesitzer zum Auszug, so dass sie im Mai 1938 in die Abteistraße umzogen.

Zu diesem Zeitpunkt waren ihre beiden Töchter Lieselotte, die die Frau von Jakob Emmel war, und Hella, mit Erich Wachsmann verheiratet, bereits seit 1936 bzw. 1937 ausgewandert und entgingen damit dem tragischen Schicksal ihrer Eltern.

Bis zu seiner Deportation nach Minsk am 8. November 1941 musste das Ehepaar Gumpert mehrmals umziehen, zuerst in eine Pension in der Rothenbaumchaussee und danach, Mitte Oktober 1939, "auf Befehl der Gestapo" in ein Zimmer als Untermieter in die Grindelallee 188.

© Benedikt Behrens

Quellen: 1; 4; 5; AfW, Entschädigungsakte; StaH, 522-1, Jüdische Gemeinden, 992 e 2 (Deportationslisten); AB 1938/39; Bajohr, Frank, "Arisierung" in Hamburg. Die Verdrängung der jüdischen Unternehmer 1933–1945, Hamburg 1997, S. 360.

Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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