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Betty Guttmann * 1905

Anton-Ree-Weg 1-3 (Hamburg-Mitte, Hammerbrook)


HIER WOHNTE
BETTY GUTTMANN
JG. 1905
DEPORTIERT 1941
MINSK
ERMORDET

Betty Guttmann, geb. 20.8.1905 in Offenbach, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk

Anton-Rée-Weg 1 + 3 (Campestraße 10)

Die erste Spur von Betty Guttmann in Hamburg findet sich im Wählerverzeichnis der Deutsch- Israelitischen Gemeinde von 1930, wo sie unter der Adresse Campestraße 10 aufgeführt ist. Sie wurde am 20. August 1905 in Offenbach geboren, wohin ihre Eltern 1901 aus Frankfurt gezogen waren. Ihr Vater, der Handelsmann Chiel Guttmann, der sich später Christian nannte, und ihre Mutter, Esther, geb. Lederberger, wurden um 1865 in Wisnicz bei Krakau geboren, das damals zu Österreich gehörte. Sie heirateten 1892 in Mährisch-Ostrau, wo Esther Guttmann das erste ihrer neun Kinder zur Welt brachte. Von dort zogen sie nach Frankfurt am Main, wo zwischen 1893 und 1899 drei Söhne geboren wurden. Nach ihrem Umzug nach Offen­bach 1901 kam dort Betti zur Welt, die jedoch mit zehn Monaten starb. Ihr folgten zwei weitere Schwestern, von denen eine wiederum das erste Lebensjahr nicht überlebte. Das nächste Kind war wieder ein Mädchen und erhielt den Namen Eva Betti, später Betty genannt. Ihr folgte 1906 noch ein Bruder. Eltern wie Kinder besaßen die österreichische Staatsangehörigkeit. Ob die älteren Söhne am Ersten Weltkrieg teilnahmen, ließ sich nicht ermitteln.

Ende Juli 1918 zog Familie Guttmann zurück nach Frankfurt und siedelte von dort nach Berlin über, wo Chiel Guttmann 1921 bei der Armendirektion registriert wurde. Über die weiteren Lebenswege von Betty Guttmanns Eltern und Geschwistern ist nichts bekannt.

Betty Guttmann blieb ledig. Das genaue Datum ihres Zuzugs nach Hamburg ließ sich nicht feststellen. Bis 1934 scheint sie ihren bescheidenen Lebensunterhalt als Bäckerin verdient zu haben. Danach wechselten Arbeitslosigkeit und kurzfristige Erwerbstätigkeiten, bis sie 1939 noch einmal eine Anstellung für fünf Monate fand, wahrscheinlich bei einem ihrer beiden Arbeitgeber, die auf ihrer Steuerkarte angeführt wurden: Als Packerin bei Alois Weiss in seiner Gewürz-Packerei am Alten Wall 60 oder mit einer nicht näher bezeichneten Tätigkeit in "Hellmanns Gaststätten", die Bernhard Hellmann Anfang 1938 im Jüdischen Gemeinschaftshaus in der Hartungstraße neu eröffnete.

Mit Beginn ihrer Arbeitslosigkeit veränderte sich auch Betty Guttmanns Wohnsituation. Sie zog mehrfach um und wohnte hinfort zur Untermiete, bei einigen Vermietern vermutlich als Hausangestellte "schlicht um schlicht" (d. h. Arbeit gegen Unterkunft und Verpflegung). Sie zog von Hammerbrook zunächst nach Borgfelde, von dort nach St. Georg, wohnte 1939 am Grindelhof 9, 1940 Beim Schlump 52 und zuletzt in der Beneckestraße 16. 1940 erhielt sie Wohlfahrtsunterstützung, die jedoch im Januar 1941 gestrichen wurde.

In Kenntnis eines vermeintlichen Transports von Jüdinnen und Juden zum "Aufbau in den Osten" meldete sie sich freiwillig und verließ Hamburg am 8. November 1941. Die Deportation führte in das Getto von Minsk, in dem unmittelbar zuvor durch eine Erschießungsaktion "Platz" für die Neuankömmlinge geschaffen worden war. Diese mussten zunächst die Spuren der Aktion beseitigen, bevor ihnen ein Quartier in dem immer noch überfüllten Getto zugewiesen wurde. Über diesen allgemeinen Sachverhalt hinaus ist nichts Weiteres über Betty Guttmann bekannt.

© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 4; 5; StaH, 522-1 Jüdische Gemeinden, 390 Wählerverzeichnis 1930; 391 Mitgliederzählung 1935; 872 XIV, Jüdisches Gemeindeblatt 1938; 992 e 2, Bd. 2; AB 1930, 1939; Haus der Stadtgeschichte Offenbach, Archiv, Einwohnermelderegister; Rosenberg, Jahre des Schreckens.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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