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Frieda Hassler (geborene Driels) * 1894

Bartelsstraße 13–15 (Altona, Sternschanze)


HIER WOHNTE
FRIEDA HASSLER
GEB. DRIELS
JG. 1894
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
10.12.1941

Frieda Hassler, geb. Driels, geboren am 21.12.1894, gedemütigt/ entrechtet, Flucht in den Tod am 10.12.1941

Bartelsstraße 13-15, Altona

Frieda Driels wurde als jüngstes von fünf Kindern der jüdischen Eheleute Jonas Nathan Jonathan Driels und seiner Ehefrau Sara Zerle Driels, geb. van der Wall, am 21.12.1894 im niedersächsischen Warsingsfehn/Leer geboren. (Warsingsfehn ist eine kleine Ortschaft im Landkreis Leer, um 1900 lebten dort ca. 1000 Personen)

Über die Kindheit von Frieda Driels oder eine eventuelle Ausbildung ist uns nichts bekannt. Vermutlich lernte sie ihren zukünftigen Ehemann Hermann Hassler durch ihren Vater kennen, denn beide arbeiteten im örtlichen Schlachtbetrieb. Frieda und Hermann Hassler heirateten am 29. Oktober 1920 in ihrem Heimatort.

Hermann Hassler war am 24.3.1892 als Kind der Eheleute Hermann Heeren Hassler und seiner Ehefrau Almuth Gerdes, geb. Wehsels, in Warsingsfehn geboren worden. Die Familie war römisch-katholisch. Er wohnte in Kleinhesel/ Gemeinde Hesel im Landkreis Leer. Hermann Hassler besaß dort ein Wohnhaus und eine Scheune. Die ersten Jahre lebte das frisch verheiratete Ehepaar in Warsingsfehn.

1926 entschloss sich das Ehepaar Hassler nach Altona zu ziehen. Sie zogen in die Kleine Freiheit 53 in St. Pauli und wohnten dort zur Untermiete. Zum Ende des Jahres 1926 fanden sie eine eigene Wohnung im Kleinen Schäferkamp 26 in der Sternschanze. Sie teilten sich die Wohnung mit Waldemar Söhrnsen, der wie auch Hermann Hassler, als Schlachtermeister arbeitete.

Das Ehepaar Hassler bezog 1930 eine Wohnung in der Fuhlsbüttlerstraße 124 in Barmbek Nord und wechselte von dort 1932 in die Bartelsstraße 15, wohnte also wieder in der Sternschanze. Hermann Hassler behielt die Wohnung in der Fuhlsbüttler Straße 124 noch bis 1937. Den Grund kennen wir nicht.

Die Wohnung in der Bartelsstraße 15 lag für Hermann Hassler sehr günstig, da sie sich in unmittelbarer Nähe zum Schlachthof in der Schanzenstraße befand. Inzwischen bezeichnete Hermann Hassler sich als Viehhändler. Ab 1935 vermietete das Ehepaar in der 3-Zimmerwohnung ein Zimmer an die ledige Anna Hinrichsen (geb. 15.5.1869) unter.

Am 12. Februar 1937 wurden Frieda und Hermann Hassler durch die Devisenstelle der Oberfinanzdirektion überprüft. Über den Grund und das Ergebnis dieser Überprüfung liegen uns keine Informationen vor.

Das kinderlose Ehepaar lebte nach nationalsozialistischer Einschätzung in "privilegierter" Mischehe. Solche Ehen wurden staatlicherseits nicht angetastet, doch übten Arbeitgeber, Vermieter, Blockwarte, manchmal auch Verwandte oder andere Druck auf die Eheleute aus, sich scheiden bzw. die Ehe aufheben zu lassen. Auch wenn Eheleute wie die Hasslers diesem Druck nicht nachgaben, stellte der eine schwere psychische Belastung für die Betroffenen dar.

Frieda Hassler beging am 10. Dezember 1941 Selbstmord, in dem sie sich mit Kohlenmonoxid vergiftete. Die Nachbarn gaben an, dass sie in den letzten Wochen vor ihrem Suizid sehr depressiv gewesen war.

Ein Grund könnte darin gelegen haben, dass drei ihrer Familienmitglieder aus Warsingsfehn am 17. November 1941 in das Getto Kowno (Kaunas) deportiert worden waren: ihr Bruder Nathan Driels, seine Ehefrau Wilhelmine Minchen Driels und ein Neffe Heimann Driels (Siehe www.stolpersteine in Papenburg und Aschendorf.de).

Die Polizei vernahm Hermann Hassler sehr ausführlich, um Fremdverschulden bzw. Mord auszuschließen. Er erlitt dabei wiederholt Weinkrämpfe. Er konnte es, wie er angab, nicht fassen, dass 20 glückliche Ehejahre so endeten.

Laut Aussage von Anna Hinrichsen, die inzwischen 6 Jahre bei dem Ehepaar zur Untermiete wohnte, lebten diese glücklich und zufrieden zusammen. In den vergangenen sechs Jahren habe es keinen Zank und Streit gegeben, so ihre protokollierte Aussage.

Frieda Hassler wurde wenige Tage später auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel beigesetzt.

Ihr Ehemann Hermann Hassler wohnte zuletzt in der Susannenstraße 13 in der Sternschanze. Er verstarb mit 60 Jahren am 25. Januar 1953 an einem Schlaganfall.

Zum Schicksal der Geschwister von Frieda Hassler:
Wie oben erwähnt, wurde Nathan Driels (geb. 13.1.1884) mit seiner Ehefrau Wilhelmine Minchen Driels, geb. Pels (geb. 11.4.1886), und dem Sohn Heimann Driels (geb. 8.8.1920) in das Getto von Kowno/Litauen (heute Kaunas) deportiert, wo sie zu Tode kamen. Stolpersteine erinnern an sie in Warsingsfehn: www.stolpersteine in Papenburg und Aschendorf.de

Josef Jonas Driels (geb. 15.8.1885) und seine Ehefrau Jenny, geb. Weinberg (geb. 29.4.1894), wurden am 3. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. (Siehe www.stolpersteine in Papenburg und Aschendorf.de)

Sigmund Driels (geb. 3.6.1887) und Hinderina Driels (geb. 3.5.1891) flüchteten mit ihren Kindern Senta (geb. 1.10.1919) und Norbert Driels (geb. 17.7.1921) nach England, die Kinder 1934 und 1938, die Eltern 1939.

Marianne Driels (geb. 9.6.1889) war zusammen mit ihrem Ehemann Moses Leonhard Hirschtick (geb. 26.3.1885) in die Niederlande geflüchtet, sie wurden vom Lager Westerbork nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Stand: Juni 2021
© Bärbel Klein

Quellen: 1; 2; 4; 5; 8; StaH 331-5_3 Akte 1932/1941; 332-5_721/1941 Hassler; 621-1/85_373; 741-4_5185; 741-4_K4445; 741-4_K4718; 741-4_4556; 741-4_2512; 332-5_50/1953 Tod Hermann Hassler; Nr. 14/1888 Lina Driels; Nr. 4/1928 Nathan Driels; Hamburgs Viehmärkte und Zentralschlachthof, von Dr. J. Neumann, herausgegeben 1914, Paul Conström’s Verlagsanstalt und Druckerei, Seite 1, 2. Absatz, Seite 3, 3. Absatz, Seite 4, 1. Absatz; www.gcjz-ostfriesland.de/ Archivpädagogische Schriften, Daten zur jüdischen Bevölkerung der Stadt Leer; www.wikipedea.de; www.geni.com; www.ancestry.de (Einsicht am 26.9.2020).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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