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Martha Hauptmann als Schulkind auf einem Klassenfoto (Ausschnitt)
Martha Hauptmann als Schulkind
© Privat

Martha Hauptmann * 1922

Bartelsstraße 76 (Hamburg-Mitte, Sternschanze)


HIER WOHNTE
MARTHA HAUPTMANN
JG. 1922
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Weitere Stolpersteine in Bartelsstraße 76:
Hermann Hauptmann, Max Rosenbaum, Edith Rosenbaum, Mathel Rosenbaum

Martha Hauptmann, geboren am 13.7.1922, deportiert am 11.7.1942 nach Auschwitz, ermordet

Regerstraße 23/25 vor der Stadtteilschule Bahrenfeld (Schule Schumannstraße)

Vor der Gesamtschule Bahrenfeld (heute Stadtteilschule) wurde auf Initiative von Schülern und Schülerinnen 2007 ein Stolperstein verlegt, der an Martha Hauptmann erinnert. Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Nationalsozialismus war ein Gesellschaftskunde-Kurs des zehnten Jahrgangs auf die frühere jüdische Schülerin gestoßen. Die Schule war aus der alten Bahrenfelder Dorfschule hervorgegangen; 1880 entstand ein Schulneubau an der Schumannstraße (seit den 1950er Jahren Regerstraße), der nach baulichen Erweiterungen 1992 zur "Gesamtschule Regerstraße", 1996 zur "Gesamtschule Bahrenfeld" und 2010 zur "Stadtteilschule Bahrenfeld" wurde. Auf einer Bahrenfelder Jubiläumsveranstaltung hatten ehemalige Schülerinnen der Lehrerin Inge Roegener berichtet, dass Martha Hauptmann die alte Schule Schumannstraße besucht habe. Als junge Frau wurde sie nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Die Schule nahm Kontakt zu dem Bruder Hermann Hauptmann auf, der nach Kriegsende in die USA emigriert war. Seitdem verweist eine Tafel am Haupteingang des Gebäudes auf Martha Hauptmanns Geschichte.

Martha Hauptmann kam am 13. Juli 1922 in Hamburg zur Welt. Drei Jahre zuvor, am 16. November 1919, war ihr Bruder Hermann geboren worden. Die Eltern waren Edith Hauptmann, geb. Lachotzki, geboren 1899 in Berlin, und der Bäcker Siegmund Hauptmann, geboren 1893 in Hamburg als Sohn von Fabian und Martha Hauptmann, geb. Salomon. Das Ehepaar hatte 1918 in Berlin geheiratet. Siegmund Hauptmann betrieb eine Bäckerei in St. Pauli. Edith Hauptmann zog zu ihrem Mann in die Peterstraße 26 in Hamburg-Neustadt. Das den Großneumarkt umgebende Viertel mit seinen Fachwerkhäusern und engen Gassen hatte einen hohen jüdischen Bevölkerungsanteil. 1926, als Martha vier Jahre alt war, verließ Siegmund Hauptmann die Familie und zog aus Deutschland fort. Vielleicht emigrierte er schon damals in die USA, wo er nach Kriegsende lebte. Nach Aussage von Marthas Bruder wollte die Mutter ihn nicht begleiten. Edith Hauptmann zog mit ihren Kindern in die Theodorstraße 46/48 in Altona-Bahrenfeld. Die Ehe wurde 1935 geschieden.

Martha wurde wahrscheinlich 1929 in der Bahrenfelder Volksschule Schumannstraße eingeschult. 1938 wurde jüdischen Schülern der Besuch nichtjüdischer Schulen verboten, doch schon vorher war für viele von ihnen der Schulalltag von antisemitischen Angriffen, Hass und Ausgrenzungen bestimmt. Martha wechselte auf die jüdische Mädchenschule in der Karolinenstraße. Im Anschluss an ihre achtjährige Schulausbildung begann sie eine Lehre als Putzmacherin bei der Firma Hammerschlag am Neuen Wall in Hamburg, um Hutmacherin zu werden. Sie meldete sich Ostern 1937 als Mitglied bei der Jüdischen Gemeinde an, ohne jedoch Steuern zahlen zu müssen. Im Juli 1938 wurde die Firma im Zuge der Enteignung und Liquidierung jüdischer Unternehmen "arisiert" und Martha Hauptmann noch vor Beendigung ihrer Lehrzeit entlassen. Die langjährige Directrice Anni Behrens bestätigte 1966 in einem Schreiben an das Amt für Wiedergutmachung, dass "ein Lehrling Martha" zu der Zeit bei der Firma Hammerschlag beschäftigt gewesen sei, und fügte hinzu, "daß sie von heute auf morgen gehen musste".

Marthas Mutter arbeitete nun als Putzfrau. 1938 zog sie mit den Kindern nach Hamburg und heiratete 1939 in zweiter Ehe den 1882 in Bremen geborenen Vertreter Max Rosenbaum. Edith und Max Rosenbaum bezogen mit Martha und Hermann das Erdgeschoss von Haus C im Hinterhof der Bartelsstraße 76 im heutigen Altonaer Schanzenviertel, damals ein Arbeiterquartier. Aus ihrer Ehe ging am 14. Februar 1940 ein Kind hervor, Marthas Halbschwester Mathel. Nur ein Jahr später wurde die Ehe zwischen Edith und Max Rosenbaum geschieden.

Martha Hauptmann, inzwischen 18 Jahre alt, ohne abgeschlossene Berufsausbildung, arbeitete 1940 als Hausangestellte mit einem Verdienst von zehn Reichsmark wöchentlich.

Schließlich wurde sie im Rahmen eines jüdischen Zwangsarbeitereinsatzes zur Arbeit in einer Konservenfabrik verpflichtet. Bezahlt wurden den jüdischen Zwangsbeschäftigten Niedriglöhne ohne Zulagen, 15 Prozent wurden als "Judenabgabe" abgezogen. Wer die Arbeit verweigerte, lief Gefahr, als "arbeitsscheu" oder als "Saboteur" ins Konzentrationslager eingewiesen zu werden.

Ihr Bruder Hermann hatte den Beruf des Elektrotechnikers erlernt, war allerdings 1938 wegen seiner jüdischen Herkunft nicht zur Gesellenprüfung zugelassen worden. Von 1938 bis 1941 konnte er in den Abendstunden als Bühnenbeleuchter bei Veranstaltungen und Theateraufführungen des Jüdischen Kulturbundes im Gemeinschaftshaus in der Hartungstraße arbeiten (seit 1945 Hamburger Kammerspiele).

Mit Beginn der Deportationen von Hamburger Juden und Jüdinnen in die Gettos im Osten musste Martha Hauptmann den Abtransport ihrer Familie erleben. Der Stiefvater Max Rosenbaum wurde mit dem ersten Großtransport am 25. Oktober 1941 nach Lodz deportiert, der Bruder Hermann am 8. November 1941 nach Minsk. Die Mutter Edith Rosenbaum, zuletzt im "Judenhaus" Rutschbahn 15 einquartiert, gehörte zusammen mit der erst einjährigen Halbschwester Mathel dem Deportationstransport nach Riga am 6. Dezember 1941 an.

Martha Hauptmann wurde im Zuge der Gettoisierung der Hamburger Juden in eines der sogenannten Judenhäuser in der Grindelallee 21 zwangseingewiesen. Am 11. Juli 1942, zwei Tage vor ihrem zwanzigsten Geburtstag, wurde sie von dort nach Auschwitz deportiert. Mit diesem Transport gelangten 300 Menschen aus Hamburg in das Vernichtungslager. Bis November 1944 wurden in den vier Gaskammern 1 bis 1,5 Millionen Juden getötet, unter ihnen auch Martha Hauptmann.

Martha Hauptmanns Bruder Hermann überlebte. Er verblieb bis September 1943 im Getto Minsk. Es folgten Aufenthalte im KZ Majdanek in Polen, im KZ Leitmeritz in der Tschechoslowakei und im KZ Dachau, bis er im KZ Flossenbürg 1945 die Befreiung erlebte. 1949 emigrierte er in die USA.

In der Bartelsstraße 30 liegen Stolpersteine für weitere Familienmitglieder: Fabian Hauptmann, Marthas Großvater, starb 1938 in der Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn; seine zweite Ehefrau Rieckchen (Jenny) Hauptmann, geb. Bloch (Blach), war ebenfalls in Langenhorn und wurde von dort 1940 in die Tötungsanstalt Brandenburg deportiert, wo sie ermordet wurde.

Außer Marthas Vater Siegmund, der schon vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte, überlebte aus der Familie ihres Vaters nur der in einer "Mischehe" verheiratete Onkel Kurt Hauptmann, der aus dem Getto Theresienstadt zurückkehrte. Ihr Onkel Siegfried starb im KZ Buchenwald, ihr Stiefonkel Benno Hauptmann wurde in Chelmno bei Lodz ermordet und ihre Stieftante Ruth kam in Lodz ums Leben.

Stand September 2015

© Birgit Gewehr

Quellen: 1; 4; 5; 8; StaH 522-1 Jüdische Gemeinden, 992 e 2 Band 4 (Deportationsliste Auschwitz, 11.7. 1942; StaH 351-11 Amt für Wiedergutmachung, 22458 (Rosenbaum Edith, gesch. Hauptmann), 43303 (Hauptmann, Hermann) und 18300 (Hauptmann, Kurt); AB Altona und Hamburg; Informationen von Inge Roegener und Christel Zeihe-Otto, Stadtteilschule Bahrenfeld, November/Dezember 2013; Biographien für Benno Rickchen und Ruth Hauptmann, in Jungblut, Stolpersteine, S. 108 und 109.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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