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Hanna Heimann
Hanna Heimann
© Yad Vashem

Hanna Heimann (geborene Schlesinger) * 1863

Rutschbahn 11 (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER WOHNTE
HANNA HEIMANN
GEB. SCHLESINGER
JG. 1863
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 6.9.1942

Weitere Stolpersteine in Rutschbahn 11:
Ilse Dotsch, Malka Goldberg, Gerson Jacobsen, Regine Jacobsen, Ludwig Jacobsen, Klara (Clara) Jacobsen, Beer Lambig, Pescha Lambig, Senta Lambig, Samuel Lambig, Leo Lambig, Manuel Staub, Gerson Stoppelman, Augusta Szpigiel

Hanna Heimann, geb. Schlesinger, geb. 9.1.1863, deportiert 15.7.1942 nach Theresienstadt, ermordet 6.9.1942

Rutschbahn 11, Rotherbaum

Hanna wurde als viertes von fünf Kindern des Rabbiners Gottschalk Schlesinger und seiner Ehefrau Betty, geb. Hertz, am 9.1.1863 in Hamburg geboren. (Betty Schlesinger verstarb am 9. Dezember 1899, Gottschalk Schlesinger am 14. September 1900. Sie wurden auf dem jüdischen Friedhof Langenfelde beigesetzt).
Wir wissen nichts über Hannas Kindheit außer dass sie streng religiös erzogen und im Elternhaus auf koschere Ernährung geachtet wurde. Die beiden Herkunftsfamilien der Eltern pflegten einen engen Zusammenhalt, was ihnen bei der späteren Judenverfolgung im Nationalsozialismus über manche Probleme und schwere Stunden hinweg half.

Hanna heiratete am 22. August 1887 im Hamburger Standesamt 2 Sally Heimann. Er war als erstes von sieben Kindern des Kaufmanns Heymann Salomon Heimann und seiner Frau Betty, geb. Hestlein, in Hamburg am 26.4.1855 geboren worden. Sally Heimann arbeitete in Hamburg als Radiohändler. Wo er sein Geschäft betrieb, wissen wir nicht.

Hanna und Sally Heimann bekamen die Kinder David (geb. 10.11.1887, am 25. April 1899 verstorben), Betty (geb. 7.9.1887), Adele (geb. 23.10.1889), Joseph (geb. 27.10.1890), Blüme (geb. 21.9.1891), Baszion (geb. 4.3.1893), Sarah (geb. 30.9.1894), Benzion (geb. 8.9.1895) David (geb. 10.11.1897) und Magnus (geb. 25.1.1899). Die Familie wohnte 1892 in der Marienstraße 12/Neustadt und ab 1897 dann in der Peterstraße 68/Neustadt.

Während des Ersten Weltkrieges stand Sally Heimann als Soldat von 1914 bis 1918 an der Front.

Sally Heimann verstarb am 3. September 1921 in der Rutschbahn 25/Rotherbaum, wo das Ehepaar Heimann seit 1910 wohnte. Es handelte sich hier um das Minkel Salomon David Kalker-Stift, das Juden in dem Gebäude Freiwohnungen, aber auch Mietwohnungen bot. Wir wissen nicht, ob die Familie mietfrei dort lebte. Sally Heimann wurde am 5. September 1921 auf dem jüdischen Friedhof Langenfelde beigesetzt.

Hanna Heimann bewohnte die Wohnung in der Rutschbahn 25 noch bis 1933.

Sie zog dann in die Rutschbahn 11 zu ihrem Sohn Benzion Heimann und dessen Familie, bis diese im Februar 1939 nach Palästina flüchtete. Dann wechselte sie zum Sohn Joseph Hesekel Heimann, der erst am 15. Dezember 1938 aus dem KZ Sachsenhausen zurückgekehrt war und ebenfalls Vorbereitungen zur Flucht aus Deutschland traf. Auch er verließ mit seiner Familie Deutschland im Februar 1939.

Auch Hanna Heimann hatte am 2. Januar 1939 ebenfalls versucht, nach Palästina auszuwandern, um bei ihren Kindern leben zu können, was jedoch scheiterte. Vielleicht besaß sie das von der britischen Mandatsmacht geforderte Vorzeigegeld (1000 Pfund) nicht, vielleicht verhinderte der Kriegsbeginn im September 1939 das Vorhaben, vielleicht der britische Einwanderungsstopp nach Palästina im Oktober 1939, wir wissen es nicht.

Bis 1941 blieb Hanna Heimann noch in der Rutschbahn 11, wo auch weitere Familienmitglieder ein vorübergehendes Zuhause fanden. Als Jüdin, die älter als 65 Jahre war, wurde sie noch nicht zu den ersten Deportationen 1941 einberufen, sondern für die sogenannten Alterstransporte zurück gestellt, die im Juli 1942 von Hamburg abgingen.

In den letzten Tagen vor der Deportation musste sie in das "Judenhaus" Schlachterstraße 40/42 umziehen. Mit dem gleichen Transport wie Hanna Heimann wurden auch ihre Tochter Betty, deren Ehemann Samuel Bari und ihre Enkelkindern Mirjam und Magnus am 15. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert.

Dort wohnte Hanna Heimann zusammen mit ihrer Tochter Betty Bari drei Monate in einem Raum in einer Baracke in der Hauptstraße 1 im Getto Theresienstadt. Kurz vor ihrem Tod musste sie ins Siechenheim L 218 wechseln. Am 6. September 1942 verstarb Hanna Heimann in den Armen ihrer Tochter in Theresienstadt. Die jüdischen Ärzte gaben auf ihrer Todesfallanzeige "Enteritis/Akuten Darmkatarrh" als Ursache an. Ein Stolperstein erinnert in der Rutschbahn 11 an sie.
Außerdem hinterlegte ihre in den USA lebende Großnichte Eva Schlesinger für sie ein Gedenkblatt in Yad Vashem/Jerusalem.

Betty und Samuel Bari überlebten, sie wurden am 8. Mai 1945 von den Alliierten befreit.

Hanna Heimanns Enkel Magnus und Mirjam wurden von Theresienstadt nach Auschwitz und von dort in das Konzentrationslager Flossenbürg weiter deportiert. Die alliierten Truppen befreiten sie am 23. April 1945 auf dem "Todesmarsch" vom Konzentrationslager Flossenbürg nach Dachau in Pemfling (Siehe www.stolpersteine-hamburg.de)

Zum Schicksal der Kinder von Hanna und Sally Heimann:
David Heimann, in Hamburg verstorben am 25. April 1899, seine Schwestern Adele Heimann, verstorben am 13. November 1891, Blüme Heimann, verstorben am 27. Mai, sowie ein tot geborenes Kind am 28.10.1896 und Magnus, verstorben am 25. April 1914, wurden auf dem Jüdischen Friedhof Langenfelde beigesetzt.
Betty Heimann (siehe oben) hatte in Hamburg am 1. August 1913 Samuel Bari geheiratet. Das Ehepaar bekam acht Kinder. Es wurde mit seinen beiden jüngsten Kindern Magnus (geb. 19.12.1927) und Mirjam (geb. 25.2.1929) am 15. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert, sie überlebten. Für das Ehepaar Betty und Samuel Bari und für die Kinder Magnus und Mirjam sind Stolpersteine in der Bogenstraße 24 geplant.

Joseph Hesekel Heimann (geb. 27.10.1890), verheiratet mit Gretchen geb. Weichselbaum (geb. 16.11.1902), bekam die Kinder Betty (geb. 20.1.1934), Sophie (geb. 25.12.1934), Abraham Sally (geb. 9.3.1936), Jakob (geb. 30.7.1937) und Menachem (geb. 18.9.1938). Die Familie flüchtete 1939 nach Palästina.
Baszion Heimann, verheiratet am 31. Mai 1934 mit Siegmund Aron, wurde mit ihrem Mann am 25. Oktober 1941 ins Getto Lodz/Litzmannstadt deportiert. Siegmund starb dort, Baszion wurde im September 1942 in Chelmno/Kulmhof ermordet. An beide erinnern Stolpersteine im Grindelberg 74a. (Siehe www.stolpersteine-hamburg.de)

Sarah Heimann wurde am 11. Juli 1942 nach Auschwitz deportiert. An sie erinnert ein Stolperstein in der Straße Durchschnitt 1/Rotherbaum. (Siehe www.stolpersteine-hamburg.de)

Benzion Heimann und Sara, geb. Schenkolewski, bekamen die Kinder Gella (geb. 3.6.1928), Rahel (geb. 21.12.1929), Frieda (geb. 1.8.1931), Abraham Sally (geb. 21.1.1933), Wolf (geb. 7.1.1934), Adele (geb. 5.5.1936) und Lea (geb. 12.11.1937). Das Ehepaar flüchtete 1939 mit seinen Kindern nach Palästina.

Zum Schicksal der Geschwister von Hanna Heimann, geborene Schlesinger:
Rahel Schlesinger (geb. 3.1.1854) verstarb am 11. Februar 1891 in Hamburg.
Michel Schlesinger (geb. 7.9.1856), verstarb am 7. Februar 1890 in Hamburg. Beide wurden auf dem jüdischen Friedhof Langenfelde beigesetzt.
Lipmann Schlesinger (geb. 13.12.1860) verstarb am 21.Fabruar 1934 in Frankfurt am Main, Moses Schlesinger (geb. 20.5.1865), am 15. Februar 1946 in Palästina.

Zum Schicksal der Geschwister von Sally Heimann:
Von Hermann Heimann (geb.7.5.1856) kennen wir das Todesdatum nicht.
Siegmund Heimann (geb. 23.6.1857) verstarb in Hamburg am 7. Juni 1901 und wurde auf dem jüdischen Friedhof Langenfelde beigesetzt.
Martin Heimann (geb. 4.9.1858) verstarb in Hamburg am 27. Januar 1922.
Bernhard Heimann (12.5.1860) verstarb in Hamburg am 5. Oktober 1918 und wurde auf dem jüdischen Friedhof Langenfelde beigesetzt.
Von Adolph Heimann (geb. 6.2.1863) kennen wir das Todesdatum nicht.
Rosa Heimann (geb. 14.5.1864) heiratete in Lübeck Nathan Cohn. Die Eheleute lebten in Lübeck, wurden am 6. Dezember 1941 mit dem vierten Großtransport über Hamburg nach Riga-Jungfernhof deportiert, wo sie zu Tode kamen. An sie erinnern Stolpersteine in der Mühlenstr. 51 in Lübeck. (Siehe www.stolpersteine-luebeck.de.)

Stand: Juli 2020
© Bärbel Klein

Quellen: StaH, 1; 2; 3; 4; 5; 6; 7; 131-1 II_6851 Korrespondenz ehem. Jüd. Mitbürger; 213-13_11401 Betty Bari; 213-13_11410 Max und Lea Jakob; 213-13_11911 Siegmund Aron; 213-13_14126 Siegmund Aron; 213-13_20649 Siegmund Aron; 213-13_25166 Hanna Heimann; 213-13_15574 Schlesinger; 213-13_18398 Schlesinger / Hertz; 351-11_773 Hanna Heimann; 351-14_923 Mendel Bari; 351-11_1418 Sarah Heimann; 351-11_3846 Max und Lea Jakob; 351-11_4025 Max und Lea Jakob; 351-11_6262 Siegmund Aron; 351-11_17239 Sarah Heimann; 351-11_28287 Sarah Heimann, 351-11_29263 Max und Lea Jakob; 351-11_31483 Max und Lea Jakob; 351-11_34415 Leo Scharf / Bari; 351-11_39950 Betty Bari; 351-11_43491 Siegmund Aron; 351-11_45006 Siegmund Aron; 351-11_45292 Betty Bari; 351-11_46576 Siegmund Aron; 351-11_47565 Betty Bari; 351-11_46727 Betty Bari; 351-11_46728 Betty Bari; 351-11_48259 Sarah Heimann; 351-11_48947 Sarah Heimann; 522-1_992 f 2; 522-1_992 p 1569; 522-1_992 p 1567; 332-5_1073/1877; 332-5_1650/1878; 332-5_3030/1878; 332-5_502/1879; 332-5_3331/1880; 332-5_156/1882; 332-5_2026/1883; 332-5_1011/1887; 332-5_4321/1888; 332-5_4437/1889; 332-5_4486/1890; 332-5_2717/1891; 332-5_4729/1891; 332-5_1356/1892; 332-5_3529/1894; 332-5_105/1895; 332-5_3034/1895; 332-5_1136/1896; 332-5_1394/1896; 332-5_1862/1896; 332-5_1167/1897; 32-5_589/1898; 332-5_2062/1899; 332-5_3516/1899; 332-5_1554/1900; 332-5_84/1902; 332-5_7/1904; 332-5_2473/1904; 332-5_154/1906; 332-5_789/1906; 332-5_297/1911; 332-5_210/1913; 332.5_780/1914; 332-5_232/1917; 332-5_290/1917; 332-5_468/1921; 332-5_265/1922; 332-5_363/1922; 332-5_873/1928; 332-5_433/1933; 332-5_508/1933; 332-5_233/1934; 332-5_3/1936; 3325-5_235/1936; 332-5_402/1939; 332-5_505/1939; 332-5_572/1940; 332-5_48/1941; 332-5_209/1941; 332-5_294/1942; ITS Archives Bad Arolsen Digital Archive Korrespondenzakte 6.3.3.2 / 7105 Archivnummer [100291167] und ITS Archives Bad Arolsen Digital Archive Korrespondenzakte 6.3.3.2 / 7105 Archivnummer [105487121] Einsicht am 7.3.2017; Ein Erinnerungsbuch Bornstraße 22, Dölling und Galitz Verlag, von Karin Guth, Erscheinungsjahr 2001, Seite 60 bis Seite 68, Familie Bari – Trennung von den Kindern; Zug der Erinnerung; www.ancestry.de; www.wikipedea.de; Bundesarchiv Berlin, Residentenliste; Irmgart Stein, Jüdische Baudenkmäler in Hamburg, Hamburg 1984, S. 115.

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