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Betty Heinemann (geborene Lindenfeld) * 1874

Holstenwall 10 (Hamburg-Mitte, Neustadt)


HIER WOHNTE
BETTY HEINEMANN
GEB. LINDENFELD
JG. 1874
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Holstenwall 10:
Philippine Epstein, Julius Heinemann

Betty Heinemann, geb. Lindenfeld, geb. am 6.2.1874 in Kassel, deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, ermordet am 21.9.1942 im Vernichtungslager Treblinka
Julius Heinemann, geb. am 5.6.1866 in Hebenshausen, deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, ermordet am 21.9.1942 im Vernichtungslager Treblinka

Holstenwall 10

Julius Heinemann war am 5. Juni 1866 als Sohn des jüdischen Ehepaares Moses Heinemann (geb. 23.9.1834, gest. 9.8.1917) und Feiele/Fanny, geb. Katzenstein (geb. 31.8.1837, gest. 12.6.1914), in der hessischen Kleinstadt Hebenshausen geboren worden. Dort kam auch sein jüngerer Bruder Bernhard am 16. August 1867 zur Welt. Die Schwester Mathilde erblickte am 27. Juni 1872 in Hamburg im Kraienkamp, Platz 16 (heute Krayenkamp) das Licht der Welt. Später, als Mathilde am 10. Februar 1905 den Möbelfabrikanten Milius (Mylius) Hochfeld (s. dort) aus der Königstraße 36 (heute ein Teil der Poststraße) heiratete, wohnte Familie Heinemann in der Caffamacherreihe 52 (Mathilde Hochfeld starb am 11. Februar 1942 in Hamburg).

Der Vater Moses Heinemann war gelernter Tapezierer. Diesen Beruf ergriff zunächst auch Sohn Bernhard. Er eröffnete dann ein Möbelgeschäft am Schlump 26 und in der Schanzenstraße 35. Später betrieb er ein Geschäft in der Weidenallee 38/40. Am 13. März 1893 hatte er die Hamburgerin Elise Lippmann (geb. 13.2.1875) geheiratet. Das Ehepaar bekam drei Kinder: John (geb. 8.6.1894), Johanna (geb. 29.9.1895, gest. 5.7.1927) und Julius (geb. 17.5.1897, gest. 8.8.1917).

Julius Heinemann wurde als Kaufmann tätig. 1893 hatte er die Firma "Juls. Heinemann, Handlung und Commiss. in Häuten, Fellen, Rohprodukten und Leder" in der Düsternstraße 3 gegründet, später verlegte er den Betrieb in die Admiralitätsstraße 39.

Am 8. April 1899 hatte er Betty Lindenfeld in Kassel geheiratet. Betty war dort am 6. Februar 1874 als Tochter des Kaufmannes Emil Lindenfeld und dessen Ehefrau Auguste, geb. Leroi geboren worden. Bettys Eltern, das Ehepaar Lindenfeld hatten insgesamt sechs Kinder. Sie wohnten in der Kölnischen Straße 13 in Kassel.

Julius und Betty Heinemann lebten nach der Eheschließung im Mühlenkamp 6 im Hamburger Stadtteil Winterhude und zogen dann mehrmals um. In der Hamburger Neustadt wohnte das Ehepaar in der Fehlandstraße 10, in der Düsterstraße 3 und schließlich ab 1933 am Holstenwall 10.

Der gemeinsame Sohn Kurt Joseph war am 8. Januar 1900 im Mühlenkamp 6 geboren worden und blieb ihr einziges Kind. Als Kurt schulpflichtig wurde, schickten ihn seine Eltern zunächst auf eine Privatschule, dann besuchte er das Realgymnasium des Johanneums in der Armgartstraße. Sein Einjährigen-Examen bestand er an der liberalen Wahnschaff-Schule in der Neuen Rabenstraße. Im Anschluss absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung in Lübeck, in der gleichen Branche, in der auch sein Vater tätig war. 1917 wurde Kurt Soldat. Nach seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst trat er ins väterliche Geschäft ein. Seine Fachkenntnisse erweiterte Kurt in England, dort arbeitete er 1920 für sechs Monate als Volontär. Sein Vater Julius Heinemann war als Kaufmann auch an der Hamburger Börse tätig, einen festen Platz hatte er am Pfeiler 48. 1922 wandelte Julius Heinemann seine Firma in eine Aktiengesellschaft um und zog sich drei Jahre später aus dem Geschäftsleben zurück. Kurt wurde 1925 Alleininhaber und verlegte Kontor und Lager von der Süderstraße 63–65 in den Herrengraben 11/14, dann ein paar Häuser weiter in den Herrengraben 26–29.

1931 heiratete Kurt in Aschersleben Erna Levy (geb. 27.12.1907 in Chemnitz). Das junge Paar wohnte bei Kurts Eltern am Holstenwall 10. Julius Heinemann hatte seinem Sohn Kurt eine in Hamburg gut eingeführte und in seiner Branche bekannte Firma übergeben. Betrug der Jahresumsatz 1933 noch 500.000 Reichsmark (RM), so verschlechterte sich in den folgenden Jahren die wirtschaftliche Situation der Heinemanns durch die antijüdischen Maßnahmen der Nationalsozialisten. Im Februar 1939 musste Kurt die Firma aufgeben. Ihm und seiner Frau Erna gelang im August 1939 die Emigration in die USA.

Seine Eltern Julius und Betty Heinemann blieben in Hamburg zurück. Die gemeinsame Wohnung am Holstenwall hatten sie schon zuvor aufgegeben. Kurt und Erna waren als Untermieter in die Grindelallee 9 zu dem Malermeister Siegfried Emanuel gezogen. (Siegfried Emanuel, geb. 11.12.1871, starb am 5. Juli 1943 im Getto Theresienstadt, seine Frau Clara, geb. Flörsheim, geb. 31.8.1886, wurde am 12. Oktober 1944 in Auschwitz ermordet.)

Julius und Betty Heinemann hatten im Jüdischen Altenheim in der Sedanstraße 23 eine Unterkunft erhalten. Am 19. Juli 1942 wurde sie gemeinsam mit Julius’ Bruder Bernhard und dessen Frau Elise Heinemann nach Theresienstadt deportiert.

Bereits am 21. September 1942 wurde das Ehepaar Betty und Julius Heinemann ins Vernichtungslager Treblinka weiterdeportiert und dort ermordet.

Bernhard Heinemann starb am 20. März 1943 in Theresienstadt.

Elise Heinemann kam am 15. Mai 1944 mit einem Transport nach Auschwitz. Auch sie überlebte nicht.

Bernhard und Elise Heinemanns Sohn John war es gelungen, am 11. Oktober 1938, nach dem Tod seiner Ehefrau Erika, geb. Wallach (geb. 11.5.1900 in Kopenhagen, gest. 27.7.1938), mit den gemeinsamen Töchtern Hermine (geb. 22.5.1922) und Hanna-Ingeborg (geb. 7.3.1933) nach Montevideo/Uruguay zu fliehen.

Für Bernhard und Elise Heinemann wurde am Treudelberg 75 in Lemsahl-Mellingstedt, Bezirk Wandsbek, Stolpersteine verlegt (s. www.stolperseine-hamburg.de).


Stand: Juli 2018
© Susanne Rosendahl

Quellen: 3; 5; 7; 8; 9; StaH 351-11 AfW 23051 (Heinemann, Kurt Joseph); StaH 332-5 Standesämter 2812 u 259/1893; StaH 332-5 Standesämter 13272 u 125/1900; StaH 332-5 Standesämter 3040 u 56/1905; StaH 332-5 Standesämter 704 u 323/1914; StaH 332-5 Standesämter 6958 u 952/1917; StaH 332-5 Standesämter 8064 u 158/1921; StaH 332-5 Standesämter 1089 u 281/1938; StaH 332-5 Standesämter 8180 u 72/1942; StaH 522-1 Jüdische Gemeinden Nr. 992 e 2 Band 4; StaH 522-1 Jüdische Gemeinden Nr. 992 e 2 Band 5; Bajor: "Arisiert", S. 359; Hamburger Börsenfirmen, 1923, S. 444; http://search.ancestry.de (Heiratsregister von Julius Heinemann und Betty Lindenfeld in Kassel, Zugriff 19.4.2017); Laura Tippelt: über Bernhard und Elise Heinemann, www.stolpersteine-hamburg.de (Zugriff 19.4.2017).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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