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Stolperstein für Hugo Hellwig in der Lincolnstraße
© Thomas Seelig

Hugo Hellwig * 1900

Lincolnstraße 9 ggü. Nr. 8 vor Parkplatz (Hamburg-Mitte, St. Pauli)

KZ Neuengamme
ermordet 28.12.1944

Hugo Christian Hellwig, geb. 3.9.1900, inhaftiert 1937 und 1938, gestorben am 28.12.1944 im KZ Neuengamme

Lincolnstraße, Einfahrt Parkplatz (Lincolnstraße 13)

Der in Essen geborene Hugo Hellwig machte nach dem Besuch der Volksschule eine zweijährige Friseurlehre. 1917 zog er nach Hamburg, wo er Arbeit als Friseur fand. Von Mai 1917 bis Januar 1918 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Anschließend arbeitete er im Zuckerwarengeschäft seiner Mutter. Am 28. März 1923 wurde Hugo Hellwig wegen eines Eigentumsdelikts zu einer Zahlung von 30.000 RM oder 300 Tagen Gefängnis verurteilt. 1924/1925 arbeitete er als Aushilfskellner in dem Lokal Gemütliche Klause und von 1925 bis 1932 in der Schankwirtschaft Klein Trocadero (oder Zum kleinen Trocadero) – beides Homosexuellentreffpunkte, die seine Mutter bewirtschaftete.

Am 1. September 1937 wurde Hugo Hellwig vom Amtsgericht Hamburg wegen fortgesetzten Vergehens nach § 175 RStGB alter und neuer Fassung zu einer dreimonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Strafverschärfend legte der Richter sein "hartnäckiges" Leugnen der Straftat aus; er rechnete deshalb die erlittene Schutz- und Untersuchungshaft nicht auf die Strafe an. Hellwig wurde zur Last gelegt, dass er sich 1936 mit dem Strichjungen Johann H. mehrmals getroffen hatte, um mit ihm gleichgeschlechtlichen Verkehr zu haben. H. hatte Hellwig im Verhör als einen seiner Partner angegeben. Im September 1937 wurde Hellwig zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Die Berufungsverhandlung vor dem Landgericht brachte keine wesentlichen Änderungen.

Im April 1938 wurde Hugo Hellwig erneut von einem Strichjungen gegenüber der Kriminalpolizei als Freier genannt. Wilhelm R. gab zu Protokoll, die beiden hätten sich im Februar 1937 im Lokal Anker auf St. Pauli kennengelernt. Nach seiner Verhaftung kam Hugo Hellwig vom 14. bis 23. April 1938 in polizeiliche "Schutzhaft" im KZ Fuhlsbüttel. Sein Prozess fand am 25. Mai 1938 vor dem Amtsgericht Hamburg statt. Er wurde mit einer fünfmonatigen Gefängnisstrafe nach § 175 RStGB bestraft. Aus dem Urteil: "Irgendwelche Veranlassung, Hellwig besonders milde anzufassen, bestand bei dem Verhalten, das er vor Gericht bewiesen hat, nicht. Berücksichtigt werden konnte zu seinen Gunsten allein die Tatsache, dass er offensichtlich echter Homosexueller ist und dass er im übrigen auch wohl als Psychopath angesehen werden kann."

Unmittelbar nach der Haftentlassung wurde Hugo Hellwig am 28. Oktober 1938 erneut in polizeiliche "Schutzhaft" genommen. Bis zum 5. November 1938 war er wiederum im KZ Fuhlsbüttel. Ende 1938 folgte ein drittes Verfahren wegen homosexueller Handlungen vor dem Amtsgericht Hamburg. Die verhängte Strafe betrug sechs Wochen Gefängnis. Ab 17. Januar 1939 verbüßte er die Strafe im Strafgefängnis Glasmoor. Am 10. Juni 1940 wurde er zum Wehrdienst eingezogen. Im Oktober 1944 taucht sein Name als Zugang mit der Häftlingsnummer 60938 im KZ Neuengamme auf, wo Hugo Hellwig am 28. Dezember 1944 ermordet wurde.

© Bernhard Rosenkranz/Ulf Bollmann

Quellen: StaH 213-8 Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht – Verwaltung, Abl. 2, 451 a E 1, 1 b und c; StaH 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht – Strafsachen, 492/38 und 5994/38; StaH 242-1 II Gefängnisverwaltung II, Abl. 13 und 16. Quelle Abbildung Stolperstein: Thomas Seelig.

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