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Emma Baruch (geborene Katz) * 1873

Hallerstraße 24 (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER WOHNTE
EMMA BARUCH
GEB. KATZ
JG. 1873
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 1.6.1943

Weitere Stolpersteine in Hallerstraße 24:
Max Nathan, Ruth Nathan, Uri Nathan, Judis (Judith) Nathan, Gideon Nathan

Emma Baruch, geb. Katz, geb. am 2.7.1873 in Göttingen, am 19.7.1942 nach Theresienstadt deportiert, am 1.6.1944 dort gestorben

Hallerstraße 24

In Bad Segeberg konnte Emma Baruch nach der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 nicht länger bleiben, Steine waren nicht nur in die Schaufensterscheiben des Kaufhauses Leo Baruch geflogen, sondern auch in die Schlafzimmerfenster der darüber liegenden Wohnung. Emma Baruch verließ Bad Segeberg, den Ort, in dem sie 37 Jahre gelebt hatte und der mit dem Kaufhaus Leo Baruch für sie und ihre Familie der Lebensmittelpunkt war. Sie ging nach Hamburg, vielleicht, weil sie sich in der Großstadt mehr Anonymität, mehr Schutz vor Diskriminierung und Stigmatisierung versprach, eine Annahme, die sich bald als Irrtum erweisen sollte.

Emma (Emmi) Katz wurde am 2.7.1873 in Göttingen geboren. Sie war das fünfte von sechs Kindern von Levy (später Louis) und Fanny Katz, geb. Oppenheim. Levy Katz kam 1827 in Mollendorf, einem kleinen Dorf südwestlich von Göttingen zur Welt. 1869 zog er nach Göttingen, wo er 1917 starb. Seine Frau Fanny wurde 1835 in Bebra geboren, sie verstarb 1899 in Göttingen.

1885 gründete Levy Katz eine Firma in der Groner Straße 44, einer belebten Einkaufsstraße. Das Warenhaus Levy Katz wurde zunächst in einem zweigeschossigen Fachwerkbau eröffnet, es führte Manufakturwaren, Betten und Möbel. Die Kundschaft rekrutierte sich aus der Stadt und hauptsächlich aus dem Landkreis mit seinen Landwirten und Bauern. Qualität, bezahlbare Preise und kulante Abzahlungsbedingungen machten das Warenhaus beliebt, eine Stammkundschaft war schnell aufgebaut. 1899 konnten große Pläne verwirklicht werden, das Fachwerkhaus wurde abgerissen, an seiner Stelle ein repräsentatives viergeschossiges "Waarenhaus" errichtet. Beide Söhne erhielten im Betrieb eine kaufmännische Ausbildung. Nach dem Tode von Levy Katz führte der ältere Sohn Moritz zusammen mit Adolf Rosenthal, dem Mann seiner Tochter Gertrud, das Geschäft weiter.

Emma Katz heiratete am 4. Juni 1901 in Göttingen den Kaufmann Leopold Baruch aus Segeberg. Bis zu ihrer Heirat und dem Umzug nach Segeberg hatte Emma Katz im Haushalt der Eltern im Rosdorfer Weg 15 in Göttingen gewohnt, es ist vorstellbar, dass sie auch im Warenhaus mitgearbeitet hat, ihr Geschäftsabläufe und Betriebsvorgänge vertraut waren.

Leopold Baruch wurde am 31.12.1871 in Segeberg geboren. Er besaß in der Kirchstraße 1/3 (nach 1933 Horst-Wesselstraße) ein gut gehendes Warenhaus, 1900 gegründet, damit gehörte er zu den wenigen wohlhabenden Juden der Stadt. Das Kaufhaus Leo Baruch mit einer Ladenfront von fünf Schaufenstern führte Manufakturwaren, Bekleidung, Schuhwaren, Porzellan, Spielwaren und modische Accessoires. Leo Baruch war gläubiger Jude und aktiv am jüdischen Gemeindewesen beteiligt. So heiratete Emma Katz in ein Kaufmannsmilieu, das dem des Elternhauses ähnlich und ihr sicherlich vertraut war.

Mit ihrer Heirat wurde sie auch Mitglied der Segeberger Jüdischen Gemeinde, die etwa zur Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden war. Vermutlich seit 1756 verfügten die Segeberger Juden über einen Betraum, 1792 wurde ein Friedhof angelegt. Von jetzt an mussten die Verstorbenen nicht mehr mühsam mit Pferdefuhrwerken in das entfernte Altona gebracht, sondern konnten auf dem Jüdischen Friedhof Kurhausstraße, Ecke Eutiner Straße gegenüber der alten Lohmühle bestattet werden. 1842 wurde eine eigene Synagoge eingeweiht. Die Segeberger Juden gehörten, von wenigen Ausnahmen abgesehen, zu den ärmeren Familien der Stadt, Zeit ihres Bestehens konnte die Jüdische Gemeinde nur mit Mühe ihre Ausgaben bestreiten. Die Einrichtung der Synagoge durch den Umbau eines Wohnhauses war allein durch die großzügige Spende des jüdischen Hamburger Kaufmanns und Philanthropen Isaak Harvig von Essen möglich gewesen.

Leopold Baruch gehörte seit 1912 dem jüdischen Gemeindevorstand an. Er war Vorsteher der Sterbegilde, der Chewra Kadischa, die 1792 gegründet worden war und sich ehrenamtlich der rituellen Bestattung Verstorbener widmete. 1927 fand in seinem Haus der Festakt zum 135-jährigen Bestehen der Gilde statt.

Emma und Leopold Baruch hatten drei Töchter, Elsa, geb. am 27.9.1902, Alice, geb. am 28.8. 1904 und Gerda, geb. am 30.7.1908. Wie Gerda Baruch später schrieb, besuchte sie zuerst die Volksschule, dann die Mädchenmittelschule, im Anschluss für ein Jahr ein Pensionat in Marburg. Dann arbeitete sie im elterlichen Geschäft, war als Verkäuferin und Buchhalterin tätig, hatte die Aufsicht über die Dekorationen im Schaufenster, später sollte sie einmal das Geschäft übernehmen. Ihre Schwester Alice erhielt eine ähnliche Ausbildung, Beschreibungen, die zunächst auf bürgerliche, ungestörte Entwicklungen hinwiesen.

In Bad Segeberg (1924 wurde Segeberg in Bad Segeberg umbenannt) herrschte jedoch nach Einschätzung des C.V. (Norddeutscher Landesverband des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens) "ein besonders großer Antisemitismus", der schon vor 1933 begann, bei der Reichstagswahl 1930 erzielte die NSDAP im Kreis Segeberg 40,4 Prozent der Stimmen. 1925 lebten im Kreis Segeberg gerade einmal 94 Juden, 1933 hatte sich ihre Zahl bereits auf 32 verringert. Leo Baruch verstarb am 29. August 1930, bei seinem Begräbnis wurden die Trauergäste mit Steinen beworfen, das Grab einige Jahre später von Segeberger Nationalsozialisten beseitigt. Die Sterbegilde löste sich mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus formlos auf, innerhalb weniger Jahre hatten sämtliche Mitglieder der Gilde die Stadt verlassen.

Emma Baruch führte nun als Witwe das Kaufhaus Leo Baruch zusammen mit ihren Töchtern weiter. Es konnte sich dank der guten kaufmännischen Führung und der Pflege der Stammkundschaft trotz der nationalsozialistischen An- und Übergriffe halten, es ist überliefert, dass Emma Baruch mit ihren Töchtern einmal für drei Tage in "Schutzhaft" genommen wurden.

Boykottmaßnahmen fanden gezielt gegen Warenhäuser statt, die von jüdischen Eigentümern betrieben wurden. Schon im Parteiprogramm der NSDAP wurde unter Punkt 16 "die Kommunalisierung der großen Warenhäuser zugunsten kleiner Gewerbetreibender, die bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen besonders zu berücksichtigen seien" gefordert. Allgemein wurden Wa­renhäuser als "jüdische Erfindung" angesehen und waren unter dem Nationalsozialismus ab 1933 zahlreichen Repressionen ausgesetzt.

Eine besonders infame Methode der Diffamierung dachte sich die NSDAP in Bad Segeberg Ende 1934 aus. So wurde der Familie Baruch unterstellt, dem Winterhilfswerk allerlei zerrissene und verschmutzte Kleidungsstücke gespendet zu haben. Das "Segeberger Kreis- und Tageblatt" berichtete am 13. Dezember 1934 auf Veranlassung der NSDAP-Kreisleitung über die angebliche Spende in großer Aufmachung unter der Überschrift "An den Pranger". Die Kleidungsstücke wurden in einem Protestmarsch unter Mitführung des Schildes "Das gab der Jude" zum Rathaus getragen und in einem Schaufenster ausgestellt. Am 5. Februar 1938 rief die Lokalzeitung dazu auf, nicht bei Juden zu kaufen. Dieser Artikel bezog sich nicht allein auf Bad Segeberg, sondern kritisierte für ganz Schleswig-Holstein, "… dass die Haltung, nur in deutschen Geschäften zu kaufen, noch nicht Allgemeingut insbesondere vieler Hausfrauen geworden ist". Zu diesem Zeitpunkt war das Kaufhaus Leo Baruch vermutlich das letzte noch in Bad Segeberg bestehende jüdische Geschäft. In der Pogromnacht wurden dann die Schaufensterscheiben eingeworfen, die Waren teilweise gestohlen oder auf der Straße verbrannt. In der Synagoge, Lübecker Straße 2, entfachten NSDAP-Mitglieder ein Feuer, das aber schnell wieder gelöscht wurde. Es bestand Gefahr, dass durch Funkenflug die gegenüberliegende Zentrale der Kreis-NSDAP, das "Braune Haus", in Flammen aufgehen würde. Nachdem Emma Baruch Bad Segeberg verlassen hatte, wohnten dort nur noch wenige Juden. Am 11.November 1938 war in der Zeitung zu lesen, dass es keine jüdischen Geschäfte mehr im Kreis Segeberg gebe.

Die Tochter Gerda Baruch schrieb später, sie sei zusammen mit ihrer Mutter in Hamburg bei Bekannten untergekommen, wahrscheinlich war auch die mittlere Tochter Alice dabei. Die älteste Tochter Elsa lebte zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr im Elternhaus. Verheiratet mit Heinrich Löwenstein, lebte sie in Beverungen, ihre Tochter Matilde wurde dort am 10.11.1938 geboren, dem Tag nach dem Pogrom. Heinrich Löwenstein, am 18.11.1891 geboren, stammte aus einer Höxteraner Kaufmannsfamilie, er war der ältere Sohn von Jacob und Minna Löwenstein. Die Löwensteins betrieben in der Westerbachstraße 5 ein großes Kaufhaus. In drei Etagen wurden Kurz- und Wollwaren, Spielzeug, Haushalts- und Manufakturwaren, Bekleidung, Gardinen und Teppiche verkauft, Ende der 1920er-Jahre wurden außerdem die Billig­artikel der "Wohlwertgesellschaft" zu zwischen 25 Pfennigen und einer Mark aufgenommen. Der Vater von Heinrich Löwenstein war viele Jahre Vorsteher der Jüdischen Gemeinde in Höxter. Die Mutter übernahm den Vorsitz des "Israelitischen Frauenvereins", dessen Ziel es war, "für die Unterstützung und Pflege seiner bedürftigen Mitglieder Sorge zu tragen, Liebesdienste bei sterbenden Mitgliedern bis zu deren Bestattung zu verrichten oder verrichten zu lassen und nach Umständen materielle Unterstützung auch Nichtmitgliedern zuzuwenden". Das Kaufhaus Löwenstein war als sozial engagierter Arbeitgeber für seine 25 Angestellten bekannt. Ebenfalls bekannt war die fürsorgliche Einstellung der Familie. Sie unterstützte ärmere Familien durch die Einkleidung ihrer Kommunionskinder, verköstigte Wöchnerinnen und hielt einen Mittagstisch für ärmere Kinder ohne Ansehen der Religionszugehörigkeit.

Heinrich Löwenstein besuchte zunächst die katholische Bürgerschule, er begann eine Ausbildung zum Apotheker, meldete sich dann als Kriegsfreiwilliger, brachte es zum Vize-Feldwebel und wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Elsa und Heinrich Löwenstein übernahmen in Beverungen die Filiale des Höxteraner Kaufhauses.

Emma Baruchs Tochter Elsa heiratete also in eine jüdische Kaufmannsfamilie in einer entfernt liegenden Stadt, so wie sie selbst einmal von Göttingen nach Segeberg geheiratet hatte. Vielleicht eine häufiger vorkommende Praxis: Die Väter kannten sich, pflegten Handelsbeziehungen, die Söhne lernten in der eigenen Firma und übernahmen sie, den Töchtern waren Geschäft und Handel bekannt, der jüdische Glaube verband sie. Vielleicht machte auch ein jüdischer Heiratsvermittler, "Schadchen" genannt, die Familien, wenn sie Nachkommen im heiratsfähigen Alter hatten, miteinander bekannt. Es scheint, als hätten sich alle als integrierte Mitglieder des deutschen Bürgertums und der deutschen Nation gefühlt, wo sie ihren Lebensbereich, ihr Geschäftsfeld und ihre Aufgaben hatten.

Schon vor der Pogromnacht hatte die Oberfinanzdirektion Nordmark in Kiel am 7. Oktober 1938 wegen der "jüdischen Abstammung der Inhaberin Emma Baruch" für ihr Vermögen eine "Sicherungsanordnung" erlassen, im Dezember 1938 wurde Emma Baruch die Verfügungsgewalt über ihr Geschäft entzogen und ein "Abwickler" für das Baruchsche Vermögen bestellt. Das Kaufhaus Leo Baruch in Bad Segeberg wurde später "arisiert" und zu einem relativ geringen Preis verkauft. Den Verkauf von Ladeneinrichtung und Inventar übernahm der frühere Steuerberater, der zunächst den Laden unter Verschluss hielt. Er schätzte im späteren Wiedergutmachungsverfahren die Gewinne des Geschäftes noch bis 1937 als erstaunlich hoch ein. Bei der Auflösung wurden die Ladenregale und die noch verbliebenen Waren an den späteren Besitzer verkauft, "Gold- und Silbersachen" versteigert. Eine Segeberger Bank führte ein Konto über die Erlöse aus der "Abwicklung", das jedoch später kassiert wurde. Der Steuerberater führte treuhänderisch ein Konto für Emma Baruch, aus dem der monatliche Lebensunterhalt von 250,– RM und wohl auch der "Heimeinkaufsvertrag" für Theresienstadt bezahlt wurden.

Emma Baruch zahlte ab 1939 einen Beitrag an die Jüdische Religionsgemeinschaft in Hamburg, in ihrer Kultussteuerkarte ist ihr Zuzug für November 1938 angegeben. Ihre Wohnadressen waren Schäferkampsallee 27, ab 4. Juli 1939 Isestraße 67 bei Salomon, ab 19. Januar 1942 Ostmarkstraße (Hallerstraße) 24.

Zu den Sorgen um ihr tägliches Leben und die ungewisse Zukunft kamen sicherlich auch die um das Ergehen ihrer Verwandten in Göttingen, in Höxter und Beverungen.

In Göttingen wurden im Kaufhaus Levy Katz, von ihrem Bruder Moritz geführt, schon am 28. März 1933 die Schaufensterscheiben eingeschlagen, als anlässlich des reichsweit bevorstehenden Boykotts jüdischer Geschäfte ein SA-Aufmarsch stattfand. Bis zum 8. Juli 1938 wurde das Geschäft in der Groner Straße fortgeführt. Am 27. April 1939 starb Moritz Katz in Göttingen. Seine Frau zog nach Berlin und verstarb dort 1943, Gertrud, eine der beiden Töchter, kam in Auschwitz ums Leben.

Auch in Höxter wurde im Novemberpogrom das Kaufhaus Löwenstein verwüstet. Der Besitzer, Heinrichs Bruder Ernst, kam in "Schutzhaft", als er zurückkehrte, war das Kaufhaus bereits "arisiert" und an ehemalige Angestellte zu einer geringen Kaufsumme verkauft. Ähnlich waren die Ereignisse in Beverungen. Alle Emigrationspläne waren umsonst, im März 1942 wurden Elsa und Heinrich Löwenstein "nach Osten", vermutlich nach Warschau deportiert, ein Hinweis führt nach Lodz. Im selben Deportationszug befanden sich wohl auch der Bruder Ernst mit seiner Familie, dann verloren sich ihre Spuren. Elsa Löwenstein wurde mit dem 8.Mai 1945 in Beverungen für tot erklärt.

Ob Emma Baruch Deutschland verlassen wollte, ist nicht bekannt, ihre Töchter Alice und Gerda bereiteten zügig ihre Ausreise vor.

Die jüngste der Töchter, Gerda Baruch, lebte nach der Flucht aus Bad Segeberg nur kurze Zeit in Hamburg bei Bekannten ihrer Mutter, sie half ehrenamtlich in der jüdischen Volksküche. Im Juni 1939 flüchtete sie nach England; die Einreise war möglich, weil sie sich dort um eine Tätigkeit als Haushilfe bemüht hatte. Die britische Einwanderungspolitik ließ diese Regelung zu, die auf eine Resolution des "National Council of Women" hin dem Mangel an Hausangestellten entgegenwirken sollte. Gerda Baruch musste für die Mitnahme von Auswanderergut einen Betrag von 1000,– RM an Sonderausgaben bezahlen, den ihre Mutter Emma Baruch entrichtete. Gerda Baruch schrieb später, sie habe zunächst in Schottland als Hausmädchen gearbeitet und später in London eine Stelle als Lagerhalterin in der Firma H. Weiss & Co gefunden, die Bekleidung herstellte. 1952 heiratete sie Isidore Norden in der Hampstead Synagoge und arbeitete dann im Geschäft ihres Mannes, dem Company Direktor eines Möbelgeschäftes. Mittlerweile besaß sie die britische Staatsbürgerschaft.

Die mittlere Tochter Alice Baruch lebte in Hamburg wohl mit ihrer Mutter Emma zusammen. Sie heiratete in einer Ferntrauung am 11. März 1940 Max Henry Reyersbach in Rio de Janeiro. Ihr ferner Ehemann, 1900 in Hamburg geboren mit der Wohnadresse Hansastraße 22, war 1926 nach Brasilien ausgewandert. Trotz der Trauung erhielt Alice Reyersbach zu diesem späten Zeitpunkt keine Ausreisegenehmigung mehr. Sie starb am 1. Juli 1942 an einer Bauchfellentzündung im Israelischen Krankenhaus in der Johnsallee, wenige Wochen vor der Deportation ihrer Mutter Emma Baruch.

Nach der Kultussteuerkarte erfolgte die "Abwanderung" von Emma Baruch am 19. Juli 1942. Das Theresienstädter Gedenkbuch verzeichnet die Ankunft des Transportes VI/2 von Hamburg nach Terezin unter dem 20. Juli 1942, Emma Baruch erhielt während des Transportes die Häftlingsnummer 26, damit verliert sich ihre Spur. Die Umstände in Theresienstadt sind bekannt: Völlige Überfüllung des Lagers, Unterbringung der älteren Juden auf den Dachböden der Kasernen, Mangelernährung, Entkräftung durch Hunger und Krankheit. Als Todesdatum wurde der 1. Juni 1943 angegeben.

Stand: September 2016
© Ursula Erler

Quellen: 1; 2; 7; 8; StaH, AfW Amt für Wiedergutmachung, 351-11, 33242, 29159, 2221; Gleiss, Jüdisches Leben; Paul/Gillis-Carlebach (Hrsg.), Menora, S. 333–336; Goldberg, Abseits, S. 271 u.a.; Bruns-Wüstefeld, Lohnende Geschäfte, S. 173–174 ; Schäfer-Richter/Klein, Die jüdischen Bürger, S. 120–121; Jacob Pins Gesellschaft (Kunstverein Höxter e.V.), Die Löwensteins; Kushner, Heimat, Hrsg. Stiftung Jüdisches Museum Berlin/Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, S. 72–75; Stadtarchiv Göttingen, Angaben über Emma Baruch, Familie ihrer Eltern und Geschwister; Stadtarchiv Beverungen, Angaben über Elsa Löwenstein, geb. Baruch; Wikipedia 4.3.2014: Das 25-Punkte-Programm der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei vom 24. Februar 1920.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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