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Bereits verlegte Stolpersteine



Max Moses Jacob Bartfeld * 1897

Horner Landstraße 69 (Hamburg-Mitte, Horn)


HIER WOHNTE
MAX MOSES JACOB
BARTFELD
JG. 1897
DEPORTIERT 1938
ZBASZYN / POLEN
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Horner Landstraße 69:
Rosa Bartfeld, Benni Bartfeld, Jutta Bartfeld

Max Moses Jacob Bartfeld, geb. 23.2.1897 in Peczenizyn, am 28.10.1938 nach Zbaszyn ausgewiesen, vermutlich 1942 in Belzec ermordet
Rosa Bartfeld, geb. Bartfeld, geb. 4.10.1901 in Harburg, am 28.10.1938 nach Zbaszyn ausgewiesen, vermutlich 1942 in Belzec ermordet
Benni Bartfeld, geb. 20.9.1935 in Hamburg, am 28.10.1938 nach Zbaszyn ausgewiesen, vermutlich 1942 in Belzec ermordet
Jutta Bartfeld, geb. 5.10.1930 in Altona, am 28.10.1938 nach Zbaszyn ausgewiesen, vermutlich 1942 in Belzec ermordet

Horner Landstraße 69 (Horner Landstraße 71)

"Etwa 1930 ist [mein Bruder Max Bartfeld] nach Hamburg gezogen und hat dort bis zu seiner Deportation nach Polen 1938 gelebt und ist bis zuletzt im Haarhandel tätig gewesen. …
Ich weiß nur, dass seine Geschäftslage ziemlich günstig war und er daher trotz meiner wiederholten Aufforderungen, Deutschland wegen der derzeitigen Verhältnisse zu verlassen, nicht gefolgt ist. Er hat immer eingewendet, dass er nicht alles von heute auf morgen abwickeln kann und hat mich auf einen späteren Termin vertröstet, bis ihn das Schicksal wie viele andere erreicht hat."

Mit diesen Sätzen beschrieb Emanuel Bartfeld gegenüber dem Amt für Wiedergutmachung die wirtschaftliche Situation seines Bruders Moses Jacob Bartfeld, die ihn daran gehindert hatte, rechtzeitig zu emigrieren.

Emanuel Bartfeld, der drei Jahre ältere Bruder Moses Jacob Bartfelds, der sich Max Jacob Bartfeld nannte, wanderte im September 1933 nach Palästina aus, wohin ihm 1934 seine Frau mit ihren vier Kindern und die Schwiegereltern Abraham und Perl Spiegel folgten.

Emanuel hatte die Realschule besucht, sie mit der Mittleren Reife beendet und die kaufmännische Laufbahn eingeschlagen. 1916 wurde er zum Militärdienst eingezogen. Nach seiner Entlassung kehrte er nach Altona zurück und erhielt eine Anstellung bei der Kohlen-, Koks-, Brikett-, Holzhandlung Spiegel. Zwei Tage vor seiner Heirat mit der Tochter seines Chefs, Sara Spiegel, kam am 17. März 1920 sein Bruder Max Moses Jacob nach Altona.

Gemeinsam machten sich die Brüder 1923 selbstständig. Sie betrieben in der ehemaligen städtischen Badeanstalt in der Bürgerstraße 108 (heute: Thedebad) eine gutgehende Dampf-Rosshaarzurichterei; Rosshaar, die Mähnen- und Schweifhaare von Pferden, spielte als Polstermaterial eine wichtige Rolle. Die Stadt Altona löste den 15-jährigen Pachtvertrag 1928 gegen eine nennenswerte Entschädigung auf, woraufhin sich die Brüder trennten. Emanuel Bartfeld und seine Frau Sara bauten neben anderem einen einträglichen Wäscheversandhandel auf.

Max Moses Jacob benötigte für seine Heirat am 24. Mai 1928 mit Rosa Bartfeld, Tochter des Kaufmanns Israel Bartfeld aus Harburg, Urkunden aus Polen, in denen sein Name fälschlicherweise "Bardfeld" geschrieben wurde, was zu vielerlei Schwierigkeiten führte. Ich (Hildegard Thevs) fand bei meiner Recherche ebenso wenig wie Emanuel Bartfelds Bevollmächtigte für das Wiedergutmachungsverfahren die Kultussteuerkarteikarte, weil wir sie unter "Bartfeld, M.J." suchten, dem Eintrag aus der Mitgliederliste der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg von 1935. Dort fehlte auch der Vorname "Max". Die am 5. Oktober 1930 in Altona geborene Tochter Jutta wird im Hamburger Gedenkbuch getrennt von ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder Benni, geboren 1935 in Hamburg, als "Juta Bartfeld" aufgeführt. Zur weiteren Verwirrung trug bei, dass Rosa Bartfeld eine geborene Bartfeld war. Ihre Familie stammte aus Kolomea in Galizien, wo ihre Schwestern Golda, geb. am 10. Februar 1896, und Phaya/Berta, geb. am 31.1.1899, zur Welt kamen, während sie selbst am 4. Oktober 1901 in Harburg geboren wurde.

Ein Jahr nach Max und Rosa Bartfelds Heirat starb ihre Mutter Jutta Chancia, geb. Krug. Sie wurde auf dem jüdischen Friedhof in Harburg beerdigt. Am 20. September 1935 brachte Rosa den Sohn Benni zur Welt. Ihr Vater Israel Bartfeld blieb in Harburg bzw. Wilhelmsburg (s. derselbe) wohnen. Golda, Rosas älteste Schwester, emigrierte mit ihrem Ehemann Ephraim/Fritz Bartfeld wie Emanuel Bartfeld 1934 nach Palästina.

Wie Emanuel Bartfeld später berichtete, ging es seinem Bruder Max nach seinem Umzug nach Hamburg wirtschaftlich bis zu seiner Ausweisung nach Polen am 28. Oktober 1938 gut, wenn er auch nicht den Lebensstandard seines Bruders mit seiner sechsköpfigen Familie erreichte, die in der Palmaille in einer 7-Zimmerwohnung lebte, während er sich mit 4 Zimmern begnügte. Zudem wohnte Max Bartfeld in preiswerteren Lagen, zunächst in der Alfredstraße in Borgfelde, dann in der Horner Landstraße 71 und schließlich am Grindelhof 64. Die Brüder betrieben ihre Geschäfte von ihren Wohnungen aus. Max Bartfeld blieb in der Haarbranche tätig, zunächst als Angestellter, nach seiner Entlassung wegen seiner jüdischen Herkunft als Selbstständiger, und machte auch 1938 noch einträgliche Geschäfte.

1937 trat Max Moses Jacob Bartfeld als Mitglied der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg dem orthodoxen Synagogen-Verband bei. Im selben Jahr wurde Jutta Bartfeld wahrscheinlich in der Mädchenschule der Deutsch-Israelitischen Gemeinde in der Carolinenstraße eingeschult.

Die plötzliche Ausweisung von Familie Bartfeld 1938 ließ ihr keine Möglichkeit, die Geschäfte abzuwickeln und den Haushalt aufzulösen. Die Polizei holte das Ehepaar mit seinen beiden Kindern morgens ab und versiegelte die Wohnung. Was danach mit ihrer Habe geschah, ließ sich nicht klären, jedenfalls kehrte Max Bartfeld nicht nach Hamburg zurück, um seine Angelegenheiten zu ordnen.

Zusammen mit ca. 1000 weiteren polnischstämmigen Juden wurden sie am 28. Oktober 1938 mit der Eisenbahn ins deutsch-polnische Grenzgebiet bei Zbaszyn transportiert und dort über die Grenze getrieben. Solange Unklarheit darüber bestand, was mit ihnen geschehen solle, blieben sie im Grenzgebiet, fanden dann aber Aufnahme bei dem älteren Bruder Max Bartfelds, Hansyn/Henryk Bartfeld, einem Rechtsanwalt, und seiner Frau Anna in Mosciska bei Lemberg.

Rosa Bartfeld korrespondierte auch nach der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht bis zum Frühjahr 1940 mit ihrer Schwester Golda in Palästina. "Bei der am 12. Oktober 1942 erfolgten Evakuierung der jüdischen Einwohnerschaft der Stadt Mosciska/Polen durch die deutsche Besatzungsbehörde sind aus dem Hause des mir bekannten Rechtsanwalts Dr. H. Bartfeld sämtliche Insassen, darunter der dort zu Besuch weilende Bruder des Wohnungsinhabers Herr Max Bartfeld mit Frau und seinen beiden Kindern geholt worden. Sie sind angeblich ins Vernichtungslager Belzec deportiert worden. Ich bin von dieser Maßnahme verschont geblieben, weil ich mich während der Besatzungszeit als Nichtjüdin bekannte." Dieses Zeugnis von Zipora Meinemer, am 6. Mai 1963 in Tel Aviv abgelegt, dürfte der Wahrheit über das Lebensende von Max Moses Jacob, Rosa, Jutta und Benni Bartfeld nahekommen.

Die Spuren der Eltern von Hansyk, Emanuel und Max Bartfeld, Solomon Osias/Jehoschua Bartfeld und Hudi/Judi, geb. Tintel, verlieren sich in Peczenizyn. Rosa Bartfelds Vater Israel, geb. 10.10.1870 in Krasna, war eine zweite Ehe eingegangen. Er und Sara Fleischmann, geb. 6.9.1902 in Wilna, heirateten am 7. Juli 1940. Sie wurden am 6. Dezember 1941 nach Riga deportiert, wo sich ihre Spur verliert.


Stand: Februar 2019
© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 4; 5 digital BA Berlin; 8; Hamburger Adressbücher, StaH 213-1, 1202, Ausländische Ehefähigkeitszeugnisse; 332-5, diverse Personenstandsregister; 351-11 Amt für Wiedergutmachung, 2445, 16002; 552-1 Jüdische Gemeinden, 391; Barbara Günther, Israel und Sara Bartfeld, Stolpersteine in Hamburg-Harburg und Hamburg-Wilhelmsburg, S. 290–292; Fotos und freundliche Mitteilungen von Ester Cohen, Januar 2019.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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