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David Hoffmann * 1877

Poolstraße 41 (Hamburg-Mitte, Neustadt)

1941 Minsk
ermordet in Minsk

Weitere Stolpersteine in Poolstraße 41:
James Isidor Pariser

David Hoffmann, geb. am 24.2.1877 in Aurich, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk

Poolstraße 41

Der Witwer David Hoffmann lebte nur knapp zwei Jahre in Hamburg, er entschied sich wohl für die Hansestadt, um in der Anonymität der Großstadt Schutz zu suchen und seine Emigration voranzutreiben. Im Frühjahr 1940 musste er, wie alle jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner Ostfrieslands, seine Heimat bis zum 1. April verlassen. In Aurich hatte er zuvor bei verschiedenen jüdischen Familien gewohnt, zuletzt im November 1939 in der Wallstraße 28.

David Hoffmann war als zweiter Sohn des Händlers Zwi Aron Hoffmann (geb. 11.6.1839, gest. 17.11.1930) und seiner Ehefrau Caroline, geb. de Vries, in Aurich zur Welt gekommen, wo die Eltern am 26. Mai 1874 geheiratet hatten. Vor ihm war der ältere Bruder Adolf Aron Zwi (geb. 7.7.1875) geboren worden, nach ihm die jüngeren Louis Lazarus (geb. 14.2.1879, gest. 1966 in Milwaukee) und Jacob Zwi Levi (geb. 1881, gest. 1935).

David Hoffmann war noch keine drei Jahre alt, als seine Mutter, im Alter von 29 Jahren, knapp einen Monat nach der Geburt von Jacob am 23. April 1881 an Kindbettfieber starb. Sie wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Aurich begraben.

Der Vater ging im selben Jahr eine zweite Ehe mit Sätje Susanne Moses Leers (geb. 4.7.1845, gest. 23.2.1931) ein. Fünf weitere Kinder kamen zur Welt, drei verstarben schon bald nach ihrer Geburt. Davids Halbbruder Gelli (geb. 21.2.1885) lebte später in den USA, wo er im Jahre 1983 verstarb, der jüngere Samuel Semmi (geb. 3.5.1888) wurde am 29. April 1944 aus dem französischen Sammellager Drancy nach Auschwitz deportiert, wo er am 4. Mai 1944 ermordet wurde.

David Hoffmann wurde Viehhändler. Am 25. November 1903 hatte er Selma Polak (geb. 16.3.1874) geheiratet. Das Ehepaar bekam vier Kinder: Arend (geb. 14.8.1904) kam in Nordhorn zur Welt, Siegfried (geb. 2.2.1906), Carla (geb. 3.9.1907) und Hermann (geb. 1.12.1908) in Rastede in der Nähe von Oldenburg.

David Hoffmanns Ehefrau Selma starb am 11. Mai 1933 und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in ihrer Heimatstadt in Westerstede im Landkreis Ammerland beerdigt. Dort fand auch Sohn Siegfried im Alter von 29 Jahren seine letzte Ruhestätte.

Siegfried war beruflich seinem Vater gefolgt und betätigte sich im Viehhandel. Wegen seiner Verlobten, die keine Jüdin war, geriet er am 18. Januar 1936 in "Schutzhaft". Im Gerichtsgefängnis Oldenburg verstarb er nach vier Tagen in Haft. Angeblich verübte er Selbsttötung. Sehr wahrscheinlich aber starb er an den Folgen von Misshandlungen.

Seine Brüder Arend und Hermann emigrierten 1938 nach Australien, ihre Schwester Carla folgte ihnen ein Jahr später. Sie hatte ein Haus in der Knoopstraße 120 (heute Raiffeisenstraße) in Rastede besessen und überschrieb ihrem Vater ein lebenslanges Niessbrauchsrecht. Die monatlichen Mieteinnahmen von 65 Reichsmark (RM), die David Hoffmann erhielt, waren allerdings so gering, dass die Devisenstelle des Oberfinanzpräsidenten Weser-Ems am 20. November 1939 zunächst von einer "Sicherungsanordnung" absah. Am 27. Februar 1940 bat die Oldenburgische Landesbank beim Oberfinanzpräsident Hamburg um die Genehmigung, David Hoffmanns Guthaben in Höhe von 148,50 RM auf ein nun eingerichtetes Sperrkonto der Commerz- und Privatbank am Großneumarkt 50 zu überweisen. Und weiter: "H. wird seinen Wohnsitz von Aurich nach Hamburg verlegen und in Kürze auswandern." Seine Emigration konnte er nicht mehr realisieren. Nach seiner Ankunft in Hamburg lebte David Hoffmann zunächst im jüdischen Hertz-Joseph-Levy-Stift am Großneumarkt 56 bei der Witwe Bertha Cohen (s. dort). Am 19. August 1940 zog er zu dem Kaufmann Hermann Salomon (geb. 20.7.1892) in die Poolstraße 41, der dort noch Miteigentümer des Hauses war. Hier erhielt David Hoffmann seinen Deportationsbefehl für den 8. November 1941 in das Getto Minsk. In der Auricher Innenstadt in der Wallstraße 28 erinnert ein weiterer Stolperstein an ihn.


Stand: Juli 2018
© Susanne Rosendahl

Quellen: 1; 5; 9; StaH 314-15 OFP, R 1940/0236; StaH 314-15 OFP, R1942/57; StaH 522-1 Jüdische Gemeinde Nr. 992 e Band 2; Einwohnermeldekartei der jüdischen Bürger Aurichs; Überwachung von Juden, 1933-1938, Akte Dep 34 C, Nr. 137; Verzeichnis der am 20.11.1939 in der Stadt Aurich gemeldeten Juden, Dep. 34 C, Nr. 143, alle Auskünfte am 16.9.2008 von Astrid Parisius; http://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=juden_nw&ID=I1927&nachname=HOFFMANN&lang=de (Zugriff 5.2.2015); Erinnerungsbuch, ein Verzeichnis der von der nationalsozialistischen Judenverfolgung betroffenen Einwohner der Stadt Oldenburg 1933–1945, wiss. Bearb. von Jörg Paulsen, http://www.erinnerungsbuch-oldenburg.de/jeo.php?PID=696 (Zugriff 14.2.2015); https://stolpersteineaurich.wordpress.com/aktion/ (Zugriff 25.5.2017); https://www.legifrance.gouv.fr/affichTexte.do?cidTexte=JORFTEXT000000362588&dateTexte= (Zugriff 25.5.2017); Telefonat mit Werner Vahlenkamp, Oldenburg am 6.2.2015.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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