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Ida Baumann (geborene Weis) * 1875

Valentinskamp 63 (Hamburg-Mitte, Neustadt)


HIER WOHNTE
IDA BAUMANN
GEB. WEIS
JG. 1875
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
2.3.1942

Weitere Stolpersteine in Valentinskamp 63:
Auguste Hüpper

Ida Baumann, geb. Weis, 27.3.1875 in Neuheimhausen/Tachau, Flucht in den Tod am 2.3.1942

Valentinskamp 63 (ehemals Fürstenplatz 2)

Ida Weis wurde am 27. März 1875 in Neuheimhausen Kreis Tachau in Schlesien als einziges Kind der jüdischen Eheleute Wolf Weis und Sophie Weis, geb. Lappert geboren. Ihre Eltern besaßen einen Kolonialwarenladen. Wir wissen über Idas Kindheit nur, dass sie getauft und evangelisch erzogen wurde. Ihre Eltern starben vor 1909 und wurden in Neuheimhausen beigesetzt.

Ida erlernte den Beruf der Näherin. Am 17. August.1908 zog sie von Böhmen nach Hamburg in die Tunnelstraße 24 zu Familie Lisiewicz. Am 15. Dezember des gleichen Jahres wechselte sie zu Familie Urban in die Tunnelstraße 35.

Am 23. September 1909 heiratete Ida den nichtjüdischen Steuermann Georg Richard Baumann in Hamburg. Er war als Kind der Eheleute Wilhelm Louis Baumann und Christiane Emilie, geb. Fichtner in Hainsberg bei Nürnberg zur Welt gekommen. Die Ehe der jungen Baumanns blieb kinderlos. Georg Baumann nahm an der Jungfernfahrt des Kreuzfahrtschiffes "Cap Polonio" am 16. Februar 1922 nach Südamerika als Steuermann teil. Der Dreischrauben-Schnelldampfer fuhr unter deutscher Flagge der Reederei von Hamburg-Süd und galt als das luxuriöseste Schiff seiner Zeit. Wir wissen nicht, ob Ida Baumann in dieser Zeit als Näherin arbeitete.
Georg Richard Baumann starb am 14. März 1930 im Krankenhaus Eppendorf in Hamburg. Wo er beigesetzt wurde, ist uns nicht bekannt.

Von 1929 bis 1942 wohnte Ida Baumann in Hamburg am Fürstenplatz 2.

Während der NS-Zeit wäre sie, obwohl Jüdin, durch die Ehe mit Georg Richard Baumann geschützt gewesen, was aber durch seinen Tod nun hinfällig oder zumindest fraglich wurde. Zudem war sie auf materielle Unterstützung des Wohlfahrtsamtes angewiesen.

1942 musste sie ihre Wohnung am Fürstenplatz 2 aufgeben und in ein "Judenhaus" an der Johnsallee umzuziehen. Wie alle so Umquartierten konnte sie nur Weniges mitnehmen, denn die Bewohner wurden auf engstem Raum zusammengepfercht. In Hamburg stand einer Person nur 6m² Wohnfläche zu. Jedes "Judenhaus" musste gemäß einer Anweisung des Reichssicherheitshauptamtes vom März 1942 an, mit einem schwarzen "Judenstern" an der Eingangstür gekennzeichnet werden.

Die Demütigungen, Verbote und Entrechtungen setzten Ida Baumann sehr zu. So plante sie ihren Tod. Sie schrieb noch einen Abschiedsbrief an die Geheime Staatspolizei: " Einen weiteren Wunsch und Bitte möchte ich mir Erlauben! Meine kleine Zimmer Einrichtung nebst Kücheneinrichtung und alles was noch da ist, dürfte ich selbst an die Fürsorgestelle (Wohlfahrtsamt) ABC-Straße in Hamburg als herzlichen Dank für die jahrelange gütige Unterstützung die mir zuteil wurde anbieten. Es dankt Ida Baumann"

Sie vergiftete ihren Papagei "Lore", den sie "innig liebte", am 1. März 1942 und stürzte sich am 2. März 1942 aus dem Fenster im 4. Stock ihrer alten Wohnung Fürstenplatz 2. Der Polizeibericht vermerkte, dass Passanten sie wieder in ihre Wohnung gebracht hätten. Sie hatte schwere Kopf- und Beinverletzungen erlitten und war ohne Bewusstsein. Ihr rechter Arm war gebrochen. Sie wurde ins jüdische Krankenhaus in der Johnsallee gebracht, wo sie verstarb.

Ihre sterblichen Überreste wurden auf dem Friedhof in Neustrelitz beigesetzt.


Stand: April 2019
© Bärbel Klein

Quellen: StaH, 1; 4; 5; 8; 331-5_711/1942; 332-4_1242; 213-13_15106: 332-5_517; ,332-5_591/ 1930;332-5_115/1942; 741-4_K 7145; 741_4_17373; Sterbeurkunde Dresden 920/1906.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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