Namen, Orte und Biografien suchen


Bereits verlegte Stolpersteine



Johann "Rukeli" Trollmann beim Training in der Sportschule Berlin-Charlottenburg
© Manuel Trollmann

Johann "Rukeli" Trollmann * 1907

Schulterblatt 71 (ehemaliges Flora-Theater) (Altona, Sternschanze)


HIER BOXTE
JOHANN ’RUKELI’
TROLLMANN
JG. 1907
1933 DEUTSCHER MEISTER
HALBSCHWERGEWICHT
1942 KZ NEUENGAMME
ERSCHLAGEN 1944
KZ WITTENBERGE

Siehe auch:

Johann Wilhelm "Rukeli" Trollmann, geb. 27.12.1907 in Wilsche, Kreis Gifhorn, 1938 Arbeitslager Hannover-Ahlem, inhaftiert im Juni 1942 in der "Zigeunerzentrale" in Hannover, Oktober 1942 verbracht ins KZ Neuengamme, verlegt 1943 ins Außenlager Wittenberge, erschlagen im Sommer 1944

Schulterblatt 71 (Flora-Theater)

Rukeli kam als sechstes von neun Kindern der Eheleute Wilhelm "Schnipplo" und Friederike Trollmann, geborene Weiss, zur Welt. Er wuchs in Hannover und Umgebung auf. Mit acht Jahren ging er zum ersten Mal zum Boxtraining. In den 1920er Jahren war er ein erfolgreicher Amatuerboxer, wurde jedoch nicht für die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam nominiert. 1929 startete er eine Karriere als Profi.

Am 9. Juni 1933 kämpfte Johann Trollmann in Berlin gegen Adolf Witt um den Titel als Deutscher Meister im Halbschwergewicht. Obwohl Rukeli den Kampf nach Punkten eindeutig gewann, wurde dieser zunächst als unentschieden gewertet. Erst nachdem ein Tumult ausbrach, wurde Trollmann offiziell als Sieger und Deutscher Meister verkündet. Wenige Tage später wurde das Urteil von der Boxsport-Behörde-Deutschlands wieder aufgehoben. Es galt zu verhindern, dass ein Sinto diesen Titel trägt. Trollmanns letzter Sieg als Profiboxer im damaligen Flora-Theater im Rahmen der Mittelgewichtsmeisterschaften gegen Gustav Eybel am 5. November 1933 markierte einen Wendepunkt. Denn in der folgenden Zeit wagte es Rukeli wegen der gegen ihn gerichteten verbalen und physischen Aggressionen aus dem Publikum nicht mehr zu gewinnen. Im Januar 1934 löste sein Manager den Vertrag mit ihm.

Am 18. März 1935 wurde Rukeli Vater eines Mädchens, Rita Edith. Deren Mutter, Olga Bilda, heiratete er am 1. Juni 1935. Drei Jahre später ließ sich Johann Trollmann wieder scheiden, weil er hoffte, – so der Biograph Repplinger – "dass seine Frau und sein Kind bessere Chancen haben, wenn er aus ihrem Leben verschwindet."

1938 kam Trollmann für einige Monate ins Arbeitslager Hannover-Ahlem. Im November des folgenden Jahres wurde er zur Wehrmacht eingezogen. In der Sowjetunion wurde er verwundet und 1942 aus der Wehrmacht entlassen. Im Juni des Jahres wurde er in Hannover verhaftet und in der dortigen "Zigeunerzentrale" bis Oktober 1942 festgehalten. Von dort wurde Johann Trollmann ins Konzentrationslager Neuengamme überstellt.

Nachdem er von einem SS-Aufseher als der Boxer Trollmann erkannt worden war, musste er abendlich gegen Männer der SS kämpfen. Im Februar 1943 arrangierte ein illegales Häftlingskomitee den fingierten Tod Trollmanns. Er wurde für tot erklärt und nahm die Identität eines verstorbenen Mithäftlings an. Auf diese Weise sollte er gerettet werden. Wenige Wochen später kam er in das Außenlager Wittenberge, wo er im Phrix-Werk – einem Werk, in dem aus Stroh Textilfasern hergestellt wurden – arbeiten musste. Dort wurde er im Sommer 1944 Opfer einer Rache-Aktion. Er wurde von einem Kapo erschlagen.


Seit 1993 wieder Deutscher Meister im Halbschwergewicht, Johann Ruckeli Trollman – Beitrag fsk Hamburg 12.11.2012

© Christiane Jungblut

Quellen: Repplinger, Zigeuner, 2008, S. 174; Trollmann, Johann Trukeli Trollmann, http://www.johann-trollmann.de (12.6.2009).

druckansicht  / Seitenanfang