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Karl Wieduwilt * 1909

Celsiusweg 20 (Altona, Bahrenfeld)


HIER WOHNTE
KARL WIEDUWILT
JG. 1909
VERHAFTET 1939
"LANDESVERRAT"
UG HAMBURG
TODESURTEIL 28.8.1940
HINGERICHTET 24.10.1940
ZUCHTHAUS BRANDENBURG

Karl Willi Wieduwilt, geb. am 29.8.1909, hingerichtet am 24.10.1940 im Zuchthaus Brandenburg wegen "Landesverrats"

Celsiusweg 20

Das Reichskriegsgericht in Berlin verurteilte Karl Willi Wieduwilt zum Tode. Er soll wichtiges Material an polnische Agenten geliefert haben.

Karl Wieduwilt war am 29. August 1909 in dem kleinen Ort Obdrup, einem Ortsteil der heutigen Gemeinde Satrup im Landkreis Schleswig-Flensburg, als Sohn von Karl Oskar Hugo und Josefa Wieduwilt, geborene Lisniak, geboren worden. Die Eltern wohnten damals in Flensburg.

Über Karl Wieduwilts Kindheit, Schul- und Berufsausbildung ist ebenso wenig bekannt wie über das Geburtsdatum seines Bruders Wilhelm.

Karl arbeitete bis 1935 als selbstständiger Handelsvertreter mehrerer Unternehmen, danach als Reisender für einen Brotvertrieb. Das Einkommen ging ständig zurück, sodass er ab Ende 1938 eine Sportlehrertätigkeit bei der Deutschen Arbeitsfront annahm und in größeren Fabriken halbstundenweise für Ausgleichsübungen warb. Schon Mitte 1939 wurde er wieder entlassen, vermutlich weil er nicht der NSDAP angehörte. Hierzu mag auch beigetragen haben, dass Karl Wieduwilt im April 1938 wegen "Nichtbefolgung einer Anordnung", die wir nicht kennen, eine Haftstrafe von einem Tag erhielt, die er vom 29. August bis 30. August 1938 verbüßte.

1937 hatten Karl Wieduwilt und die am 17. August 1915 in Hamburg-Bahrenfeld geborene Elisabeth Mertel geheiratet. Das Ehepaar bekam zwei Töchter, die am 5. Mai 1939 in Hamburg-Wandsbek geborene Luise und die am 6. Juli 1940 – während Karl Wieduwilts späterer Inhaftierung – in Hamburg-Altona geborene Margret.

Bis zu seiner Einberufung zur Wehrmacht am 1. Dezember 1939 war Karl Wieduwilt arbeitslos, unterbrochen nur von kurzen selbstständigen Tätigkeiten. Wenige Tage nach der Einberufung zum Militär am 5. Dezember 1939 wurde er verhaftet, die Wohnung im Bahrenfelder Steindamm ohne jede Erklärung gegenüber Elisabeth Wieduwilt durchsucht. Trotz intensiver Bemühungen erfuhr sie nicht den Grund für die Inhaftierung. Auch die Verhöre durch Kriminalpolizei und Gestapo brachten keinen Aufschluss. Aus dem Untersuchungsgefängnis erreichte Elisabeth Wieduwilt eine Postkarte. Sie durfte ihren Mann einmal für zehn Minuten besuchen. Erst 1946 bescheinigte der Generalstaatsanwalt beim Hanseatischen Oberlandesgericht, "daß gegen den Sportlehrer Karl Willi Wieduwilt ein Verfahren wegen Landesverrats geschwebt hat, das am 3.1.40 vom Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof in Berlin-Charlottenburg [...] übernommen worden ist".

Am 29. Februar 1940 wurde Karl Wieduwilt nach Berlin ins Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit und am 21. August 1940 in das Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis Tegel überstellt.

Am 28. August 1940 verurteilte das Volksgericht ihn wegen Hochverrats zum Tode und zum Verlust der bürgerlichen Rechte auf Lebenszeit. Zwei Monate später, am 24. Oktober 1940, wurde Karl Willi Wieduwilt im Zuchthaus Brandenburg/Havel mit dem Fallbeil hingerichtet. Elisabeth Wieduwilts an den Gefängnisgeistlichen gerichtete Bitte um Mitteilung, wo sich die Begräbnisstätte befinde, blieb ohne Antwort.

Elisabeth Wieduwilt stand vom Tage der Inhaftierung ihres Mannes völlig mittellos da, denn sie erhielt keinerlei Unterstützung. Die Nachbarn mieden sie. Ihre wiederholten Gnadengesuche blieben ohne Antwort. Unter dem Eindruck versteckter Drohungen der Gestapo entschloss sie sich, den vorehelichen Namen Mertel wieder anzunehmen.

Stand September 2015

© Ingo Wille

Quellen: StaH 351-11 Amt für Wiedergutmachung, 40574; AB Alto­na; Auskunft des Landesarchivs Ber­lin, 3.1.1012; Auskunft der Ge­denkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde in Brandenburg und
Dokumentationsstelle Zuchthaus Brandenburg c/o Stiftung Brandenburger Gedenkstätten, 4.5.2012; Auskunft der Stadt Brandenburg an der Havel, 9.1.2012, Sterberegistereintrag von Karl Willi Wieduwilt.

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