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Bereits verlegte Stolpersteine



Magda Benzihn * 1870

Caspar-Voght-Straße 84 (Hamburg-Mitte, Hamm)

1942 Theresienstadt
ermordet 16.11.1942

Weitere Stolpersteine in Caspar-Voght-Straße 84:
Edgar Moritz Benzihn, Emma Hornemann

Edgar Benzihn, geb. 20.6.1873, deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, Todesdatum dort 15.1.1943
Magda Benzihn, geb. 19.6.1870, deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, Todesdatum dort 16.11.1942

Am 4. Januar 1934 schrieb Magda Benzihn – nicht das erste Mal – an die Deutsch-Israelitische Gemeinde Hamburg (DIGH): "Meine Lehrerinnenpension muss ich mit 5 Familienangehörigen teilen." Sie unterstützte ihre Mutter, ihre ältere Schwester Hedwig, ihren jüngeren Bruder Edgar, dessen Adoptivtochter Lieselotte und wohl auch seine Frau Anna Wilhelmine.

Edgar Benzihn, von Beruf Kaufmann, war 1933 arbeitslos geworden und fand danach keine neue Anstellung. Bevor er zu seiner Schwester zog, wohnte er im Saling. Die Schwester Hedwig, evangelisch, war auch Lehrerin, aber an der privaten Augusta-Schule, die nicht lange bestand. Sie erhielt nur eine kleine Pension. Der Bruder Edgar bezeichnete sich als "glaubenslos" und war mit einer "evangelischen Arierin" verheiratet; die Adoptivtochter war ebenfalls evangelisch.

Magda Benzihn gehörte seit mindestens 1924 der DIGH als Mitglied an. Sie hatte das Lehrerinnenseminar in Münster besucht und wurde am 1. Dezember 1907 in den Hamburger Volksschuldienst eingestellt. Mindestens seit 1920 war sie an der Schule Eilbecktal 37, einer Volksschule für Mädchen, tätig und wohnte auch in Eilbeck; über die Jahre davor gibt es keinen Nachweis. Eine frühere Schülerin erinnert sich an sie als zugewandte und "selbstverständlich fordernde" Lehrerin.

Magda Benzihn war bis zu ihrer Entlassung aus dem Schuldienst 1933 Mitglied der Lehrergewerkschaft, damals die "Gesellschaft der Freunde des Vaterländischen Schul- und Erziehungswesens". Da war sie fast 63 Jahre alt und erhielt die ihr zustehende Pension, die in den Folgejahren mehrfach gekürzt wurde. Im Oktober 1937 zog Emma Hornemann zur Untermiete bei Magda Benzihn ein. 1938 starb die Mutter.

Im Parterre des Wohnhauses war das NSDAP-Amt für Volkswohlfahrt. Dennoch blieb die Wohngemeinschaft bis zum 25. Oktober 1941 erhalten; dann wurde Emma Hornemann nach Lodz deportiert. Die Benzihn-Geschwister konnten noch ein halbes Jahr bleiben.

Ein ehemaliger Nachbar erinnert sich, dass seine Mutter erzählte: Wenn nach der Einführung des "Judensterns" Magda Benzihn zum Einkauf in ihre Konditorei kam, bedeckte sie mit ihrer Handtasche den Stern. Und wenn Frau B. ihr die Lebensmittelkarte reichte, nestelte diese daran, als wenn sie eine Marke abschnitte, und gab sie ihr zurück. Im April 1942 sei Magda Benzihn noch einmal im Laden erschienen, um sich von der Mutter zu verabschieden, als sie und Edgar Benzihn in die Frickestraße 24 umziehen mussten, in das Martin Brunn-Stift, das nun als "Judenhaus" diente. Von dort wurden sie am 15. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. Ihre Schwester Hedwig folgte vier Tage später mit dem zweiten großen Transport. Sie starb als erste von den drei Geschwistern in Theresienstadt am 13. November 1942. Drei Tage später folgte ihr Magda; laut Todesfallanzeige starb sie an einer Thrombose. Als ihr Bruder Edgar zwei Monate nach ihr am 15. Januar 1943 starb, wurde als Todesursache "Phlegmone und Sepsis" angegeben.

© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 3; 4; 5; 7; StaH, 522-1, Jüdische Gemeinden, 390 Wählerverzeichnis 1930; 391 Mitgliederliste 1935; 992 d Steuerakten Band 3; BA Bln., Volkszählung 1939; Hamburger Lehrerverzeichnis 1920/21, Nr. 736, 1927–30, 1930/31, hrsg. von der Gesellschaft der Freunde des Vaterländischen Schul- und Erziehungswesens; Jüdische Stätten in Hamburg. Hrsg. vom Institut für die Geschichte der deutschen Juden und der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg 1995, Nr. 73; mündliche Mitteilungen von P. B.

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