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Bereits verlegte Stolpersteine


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Werner Birmann * 1924

Fruchtallee 89 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)


HIER WOHNTE
WERNER BIRMANN
JG. 1924
AUSGEWIESEN 1938
ZBASZYN / POLEN
DEPORTIERT
LODZ
ERMORDET IN
CHELMNO

Weitere Stolpersteine in Fruchtallee 89:
Josef Birmann, Selma Birmann, Ruth Birmann, Marion Birmann

Josef (Josek) Birman, geb. am 5.11.1889 (oder 3.11.1889) in Prezdborz (oder Lodz), am 28.10.1938 abgeschoben nach Zbaszyn, deportiert nach Lodz, ermordet in Chelmno
Selma Birman, geb. Nissensohn, geb. am 6.8.1890 in Hamburg, am 28.10.1938 abgeschoben nach Zbaszyn, deportiert nach Lodz, ermordet in Chelmno
Ruth Birman, geb. am 14.8.1921 in Hamburg, am 28.10.1938 abgeschoben nach Zbaszyn, deportiert nach Lodz, ermordet in Chelmno
Werner Birman, geb. am 10.4.1924 in Hamburg, am 28.10.1938 abgeschoben nach Zbaszyn, deportiert nach Lodz, ermordet in Chelmno
Marion Birman, geb. am 25.8.1928 in Hamburg, am 28.10.1938 abgeschoben nach Zbaszyn, deportiert nach Lodz, ermordet in Chelmno

Fruchtallee 89

Zwei Enkelinnen des Hamburger Druckereibesitzers Siegmund Nissensohn überlebten den Holo­caust, weil sie im Mai 1939 mit einem Kindertransport nach England geschickt wurden. Durch die Anregung einer Enkelin, die Hamburg im Rahmen des Senatsprogramms besuchte, wurden Stolpersteine für die Familienmitglieder verlegt, die deportiert und ermordet wurden. Für Siegmund Nissensohn liegt ein Stolperstein in der Dillstraße 15, für den Sohn Arthur, die Schwiegertochter Sorka und den Enkel Joachim Nissensohn liegen Stolpersteine am Haller­­platz 10. Für die Töchter Selma Rajsfus (s. dort) und ihren Mann liegen Stolpersteine im Eppen­dorfer Weg 78 und für Therese Braun und ihren Ehemann Daniel sind Stolpersteine in Altona verlegt worden. Die Tochter Paula konnte mit ihrem Mann Herbert Friedberg in die USA emigrieren. Siegmund Nissensohn war der Inhaber einer deutsch-hebräischen Buch­dru­ckerei und druckte viele Schriften für die Deutsch-Israelitische Gemeinde, so z. B. 1905 die Fest­schrift zur Hundertjahrfeier der Talmud Tora Realschule. Im Alter wohnte er in der Dill­stra­ße 15 in dem Gebäude der Hesse-Stiftung, das später "Judenhaus" wurde.

Eine Tochter von Siegmund Nissensohn war Selma Birman. Josef Birmans Eltern hießen Löb Schlau­mann Birman und Rahel, geb. Plaschke. Im Hamburger Adressbuch von 1939 ist Josef Birman eingetragen mit der Geschäftsadresse Rentzelstraße 12 und der Woh­nung Dillstraße 15. Zu der Zeit versuchte er, mit gebrauchten Möbeln zu handeln. Eigentlich war er wohl Auktionator. Die Tochter Ruth Birman machte eine Schneiderlehre und war von Oktober 1937 bis April 1941 Lehrling ohne Verdienst. In den 1920er Jahren taucht in jedem Jahrgang des Adressbuchs eine andere Adresse auf und der Name wurde verschiedentlich mit doppeltem n "Birmann" geschrieben. Diese Schreibweise findet sich auch im Gedenk­buch des Bundes­archivs. Josek Birman hatte seinen polnischen Namen in einen deutschen verändert. In der Dillstraße 15, wo Birmans ungefähr seit 1930 wohnten, lebte der Vater von Selma Birman. Ihre Schwester Therese zog mit ihrem Ehemann und zwei Töchtern 1935 oder 1936 in die Dill­straße, und auch ihr Bruder Arthur Nissensohn und Familie fanden dort Zu­flucht.

Familie Birman besaß die polnische Staatsangehörigkeit und wurde im Rahmen der "Po­len­aktion" nach Zbaszyn ausgewiesen. Das betraf das Ehepaar und ihre drei minderjährigen Kin­der. Ein Teil der dorthin Abgeschobenen konnte nach einigen Wochen nach Polen einreisen, anderen wurde dies verweigert. Sie blieben monatelang in einem provisorischen Lager wie die Familie Birman, die dort bis Sommer 1939 ausharren musste. Dann durfte der Vater für vier Wochen nach Hamburg zurückkehren, um den Haushalt aufzulösen und das Hab und Gut der Familie zum Versand nach Polen vorzubereiten. Er wohnte wieder in der Dill­straße 15, und zwar bei seinem Schwager Arthur Nissensohn. Er musste alles, was er besaß, auflisten und genehmigen lassen. Eine Briefmarkensammlung, Schmuck und Silber­waren wurden ge­schätzt. Sein Antrag auf Aufenthaltsverlängerung wurde im Juli 1939 nicht befürwortet und sein Pass ab 6. August 1939 gesperrt. Deshalb reiste er am 29. Juli nach Polen aus. Die Möbel wurden bei einer Speditionsfirma eingelagert. Aus einem Schrei­ben der Jüdi­schen Ge­meinde an die Devisenstelle geht hervor, dass sich die Familie im Au­gust 1939 in Lodz aufhielt. Später lebte sie im Getto von Lodz, bis alle Familienmitglieder zu einem uns un­bekannten Zeitpunkt ins Vernichtungslager Chelmno "ausgesiedelt" und er­mordet wurden.

© Susanne Lohmeyer, Jonas Stier

Quellen: 1; 2 (FVg 5253); 4;5; FZH/WdE 1500; HABII 1925 bis 1933, 1939; Hamburger Fernsprechbuch 1926; Gesche Cordes, Stolpersteine, S. 34 f., S. 146 f.

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