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Emil Friedrich Albrecht * 1889

Blücherstraße 24 (Altona, Altona-Altstadt)


HIER WOHNTE
EMIL FRIEDRICH
ALBRECHT
JG. 1889
EINGEWIESEN 5.6.1916
HEILANSTALT ALTONA
"VERLEGT" 9.7.1941
BERNBURG
ERMORDET 9.7.1941
"AKTION T4"

Emil Albrecht, geb. 30.11.1889, seit 1914 zeitweise in verschiedene Anstalten eingewiesen, "verlegt" in die Tötungsanstalt Bernburg am 7.7.1941, dort ermordet

Blücherstraße 24, Altona

Emil Friedrich Albrecht wurde als eines von sechs Kindern der Eheleute Christina Maria Albrecht, geb. Stau und dem Tischler Friedrich Hinrich Albrecht in der Steinstraße 3 in Altona geboren. Er absolvierte die Volksschule in Altona mit guten Noten und fand dann bei einem Rechtsanwalt für drei Jahre als Kontorbote und Schreiber Arbeit. Anschließend beschäftigte ihn das Altonaer Rathaus als Postboten.

Emil Albrechts Vater starb am 8. Juli 1905 in Altona, Lohmühlenstraße 79, in der von seiner Familie zuletzt bewohnten Wohnung. Emil, als jüngster Sohn, war zu diesem Zeitpunkt gerade 16 Jahre alt.

Wegen seelischer Leiden wurde Emil Albrecht von 1914 bis 1917 im Altonaer Krankenhaus in der Psychiatrie behandelt. Zwischenzeitlich wurde er 1916 in der "Heil- und Pflegeanstalt" Kiel (Hornheim) betreut. (Die 1844 gegründete "Heil- und Pflegeanstalt" Hornheim wandte sich an "Gemüts- und Nervenkranke aus gebildeten Ständen", ihre Patienten kamen aus dem In- und Ausland.) Im Anschluss an die Behandlung in Hornheim kam Emil Albrecht im Juni 1918 in die "Pflege- und Heilanstalt" Neustadt.

Es folgte die Einweisung in die "Irrenanstalt" Norderstraße (heute Virchowstraße) in Altona.

Die Mutter erhielt inzwischen eine sehr geringe Rente. Emil Albrechts Schwester arbeitete als Dienstmädchen bei einer Familie und unterstützte mit ihrem Gehalt Mutter und Geschwister. Zusätzlich erhielten sie Wohlfahrtsunterstützung.

Bezogen auf Emil bekam die Familie genaue Unterweisungen, für welche Anstaltskleidung sie bei der "Fürsorge" Anträge stellen musste: Stiefel, Schuhe aus Leder, Hausschuhe und Holzpantoffeln, immer jeweils ein Paar. Weiter benötigte ein "Anstaltsinsasse" in der Norderstraße 3 Hemden, 4 Paar Strümpfe, 4 Taschentücher, Hosenträger, 1 schwarzes Vorhemd, 1 Halstuch, 2 Unterhosen, Arbeitsschürze, Handschuhe, 2 Hüte oder Mützen, Kamm, 2 Unterjacken, 1 Winter Überzieher und 2 Anzüge, einen davon für gute Tage.

Am 12. Dezember 1918 beantragte seine Familie für ihn eine Invalidenrente. Dafür musste ein Vormund "bestallt" (eingesetzt) werden. Die Ärzte hatten inzwischen seine Krankheit als "einfache Seelenstörung" diagnostiziert. Als Vormund wurde seine Mutter vorgeschlagen, die zu dem Zeitpunkt 69 Jahre alt war. Doch sie war mit der Aufgabe, die Verantwortung für ihn zu übernehmen, schlichtweg überfordert. Stattdessen trat seine Schwester Bertha Alwine Marie Albrecht dieses Amt an. Die Invalidenrente wurde bewilligt und Emil Albrecht erhielt ab September 1920 nun 157,20 Reichsmark. Die Familie wohnte nun wieder vereint in der Blücherstraße 24 in Altona. Am 16. August 1926 starb die Mutter Christina Maria mit 77 Jahren.

Am 10. Juli 1926 wurde Emil Albrecht erneut in eine "Heil- und Pflegeanstalt", diesmal in Kiel eingewiesen. Nun lautete die Diagnose "Schwachsinn und Schizophrenie" und der Aufenthalt dauerte fast neun Jahre, bis er vorübergehend am 10. Mai 1935 in die Psychiatrie ins Altonaer Krankenhaus verlegt wurde.

Inzwischen hatten die Nationalsozialisten die Macht übernommen. Sie sprachen Menschen mit Behinderungen den Lebenswert ab, verlegten sie in sog. Zwischenanstalten und töteten sie dann in speziellen Tötungsanstalten. Emil Friedrich wurde erneut in die "Heil- und Pflegeanstalt" Neustadt eingewiesen. Das Datum ist aus den Akten nicht ersichtlich.

Fest steht, dass Emil Friedrich Albrecht am 13. Juni 1941 aus Neustadt nach Königslutter "verlegt" und von dort in die Tötungsanstalt Bernburg überstellt wurde.

Die Registrierung in Bernburg erfolgte am 7. Juli 1941, wo er am gleichen Tag ermordet wurde. Die Tötungsanstalt Bernburg befand sich zwischen 1940 und 1943 in einem abgetrennten Teil der "Landesheil- und Pflegeanstalt" Bernburg an der Saale in Sachsen (Sachsen-Anhalt). Nicht mehr arbeitsfähige, bzw. unerwünschte Häftlinge wurden hier mit Gas ermordet.

Emil Friedrich Albrecht hatte in Bernburg die Registernummer R179/28530 erhalten. Nach der Ermordung in der Gaskammer wurde seine Leiche verbrannt. Die Asche verschickte die Anstaltsleitung am 22. Auguste 1941 an den Friedhof Altona. Seine Familie setzte ihn am 25. August 1941 auf dem Altonaer Hauptfriedhof in einem Urnengrab bei.


Stand: Januar 2019
© Bärbel Klein

Quellen: StaH 424-111_8170; 424-9 II_201; 424-15_1321; 332-5_142/1871; 332-5_138/1964; 332-5_2288/1875; 332-5_172/1877; 332-5_2116/1878; 332-5_1131/1880; 332-5_2215/1882; 332-5_3921/1889; 332-5_1314/1905; 332-5_2071/1914; 332-5_1061/1926; 741-4_K4374; BBA R 179/28530; Hauptfriedhof Altona Grab UI.III.01.70, Bestätigung aus der Gedenkstätte Bernburg 6.4.2016.

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