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Bereits verlegte Stolpersteine



Ludwig Meyer
© Yad Vashem

Ludwig Meyer * 1885

Beim Andreasbrunnen 2 (Hamburg-Nord, Eppendorf)


HIER WOHNTE
LUDWIG MEYER
JG. 1885
FLUCHT 1939 HOLLAND
DEPORTIERT 1943
THERESIENSTADT
1944 AUSCHWITZ
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Beim Andreasbrunnen 2:
Annie Höxter, Berthold Höxter, Jacoba Meyer

Ludwig Meyer, geb. 16.3.1885 in Hamburg, am 12.10.1944 nach Auschwitz deportiert
Jacoba Meyer, geb. Bos, geb. 6.11.1888 in Veendam/Niederlande, am 12.10.1944 nach Auschwitz deportiert

Beim Andreasbrunnen 2

Ludwig Meyer wurde am 16. März 1885 als sechstes von sieben Kindern der Eheleute Jacob und Flora Meyer, geb. Jaffé, in Hamburg geboren. Er heiratete Jacoba Martha Bos, die als Kind von Nathan und Helene Bos, geb. Hirschel, in Veendam/Niederlande am 6. November 1888 geboren wurde. Ludwig und Jacoba Meyer wohnten zunächst in der Lenhartzstraße 11, wo auch die Kinder Claus (geb. 14.2.1922) und Rolf (8.2.1925–2.1.1934) geboren wurden. Ludwig Meyer betrieb die Firma Gerd Nissen Strumpfwaren in der Klosterstraße 14, und zudem in den 1920er Jahren Filialbetriebe in der Alsenstraße 1 und Oben Borgfelde 29. In den 1930er Jahren betrieb er nur noch ein Geschäft als Textileinzelhandel in der Hammerbrookstraße 97, ebenfalls unter dem Firmennamen Gerd Nissen.

Anfang der 1930er Jahre bezog die Familie ihre Wohnung Beim Andreasbrunnen 2, bis sie kurz vor ihrer Flucht nach Holland im Mai 1939 noch etwa zwei Monate zur Untermiete in der Isestraße 61 bei Max Meyer, vermutlich einem entfernten Verwandten, wohnte. In der Kultussteuerkartei der Jüdischen Gemeinde Hamburg wurde vermerkt, dass der Sohn Claus 1939 ins niederländische Exil floh, während Ludwig und Jacoba offenbar nach Montevideo ausreisen wollten. Ob es tatsächlich Versuche gab, nach Montevideo zu emigrieren, ist unsicher. Der Emigrationszeitpunkt in die Niederlande wird auf der genealogischen Internetseite von Gladys und David Blank auf den 19. Mai 1939 datiert.

Vor ihrer Flucht in die Niederlande wurde der Betrieb in der Hammerbrookstraße vom Wirtschaftsprüfer Gustav von Bargen abgewickelt. Ein Aktenvermerk für die Devisenstelle vom 1. März 1939 bezifferte das Betriebsvermögen auf 5000 RM und das Privatvermögen auf 4400 RM. Worauf nach diesem Vermerk als Vermögensabgabe 1400 RM zu zahlen waren.

Aus einem Briefwechsel zwischen Ludwig und seiner Schwester Fanny Berlin, geb. Meyer, ist zu entnehmen, dass Ludwig und Jacoba Meyer nach ihrer Flucht zunächst in Den Haag, Morelstraat 105 wohnten. Die niederländische Datenbank für Opfer der Shoah nennt danach als Anschrift für das Jahr 1941 Amersfoort, Memlingstraat 9. Aus den Niederlanden erhielten Fanny Berlin, sowie deren Tochter Olga Wolf und das Enkelkind Dan hin und wieder Pakete mit Lebensmitteln und Kleidung. Gleichwohl waren Ludwig und Jacoba Meyer selbst auf Unterstützung durch Jacobas Familie angewiesen.

So schrieb Ludwig Meyer am 1. April 1940 in einem Brief an seinen Neffen Herbert Berlin: "Mit gütiger Unterstützung mei­ner Verwandten habe ich ihnen bereits vor 8 Tagen ein nettes Paket gebracht, leider können wir das nicht so oft tun, wie wir gerne möchten, da wir hier völlig mittellos sind. Außerdem haben die Verwandten von Deiner guten Tante Coba gerade genügend Verpflichtungen. Das Wort ‚helfen’ ist weiterhin Hauptwort und Tat für uns Alle!!!!! … Ich nehme an, dass es Dir weiterhin recht gut geht, und Du inzwischen einen angenehmen ‚Job’ gefunden hast. Und so grüße ich Dich herzlichst Dein Onkel Ludwig und Tante Coba."

Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in die Niederlande wurden Ludwig und Jacoba Meyer – nach Internierung in Westerbork – am 21. April 1943 nach Theresienstadt verschleppt und von dort am 12. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert, wo beide ermordet wurden. Dem Sohn Claus blieb dieses Schicksal erspart. Er konnte zuvor nach England emigrieren, wo er auch heute noch lebt.

© Johann-Hinrich Möller

Quellen: 1; 2; StaH 314-15 OFP, 1939/616; StaH 214-15 OFP, Fvg 7193; Briefwechsel Familien Meyer und Berlin, Nachlass Herbert Berlin, San Raphael, CA, USA; www.blankgenealogy.com/index.php (eingesehen 17.8.2010); www.joodsmonument.nl (eingesehen 17.8.2010).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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