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Bereits verlegte Stolpersteine



Mathilde Meyer * 1891

Eppendorfer Landstraße 24 (Hamburg-Nord, Eppendorf)

1941 Lodz
1942 Chelmno ermordet

Weitere Stolpersteine in Eppendorfer Landstraße 24:
Gertrud Jacobsohn

Mathilde Meyer, geb. 8.2.1891 in Wittmund/Ostfriesland, am 25.10.1941 nach Lodz deportiert, am 15.5.1942 nach Chelmno weiterdeportiert

Eppendorfer Landstraße 24

Mathilde Meyer war die uneheliche Tochter der Wittmunder Jüdin Helene Meyer (1851–1922), einer Altmaterialhändlerin und Besitzerin eines kleinen Kurzwarenladens.

Wittmund hatte sich bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem äußerst antisemitischen Pflaster entwickelt. Bei der Reichstagswahl 1924 beispielsweise bekam die NSDAP im Kreis Wittmund 46 Prozent der Stimmen, die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) 13 Prozent. Das war zu jener Zeit ein völkisch-nationalistischer, antisemitischer Stimmenanteil wie nirgendwo sonst im Deutschen Reich. In einem Städtchen mit 2435 Einwohnenden (1925) konnten sich die 53 dort ansässigen Jüdinnen und Juden kaum verstecken und waren jedem bekannt.

Mathilde Meyer hatte den Ort bereits 1921 verlassen und war nach Hamburg gezogen. Hier trat sie noch im selben Jahr in die Jüdische Gemeinde ein. Sie arbeitete als Hausangestellte, verschiedentlich als "Hausdame" in besser gestellten Familien, immer in dem Viertel rund um die Eppendorfer Landstraße, Isestraße, Grindelberg, Heilwigstraße. Zuletzt, bis zu ihrer Deportation, war sie im Haushalt des Rechtswissenschaftlers und pensionierten Universitätsprofessors Otto Opet (1866 bis 1941) in der Eppendorfer Landstraße 24, 2. Stock, angestellt.

Sie blieb unvermählt. Die Einkünfte waren stets knapp bemessen, aber sie zahlte regelmäßig ihre Kultussteuer von zwei, drei oder vier RM im Jahr – bis 1935. Von 1935 an wurde ihr der Beitrag zunächst gestundet, dann Jahr für Jahr immer wieder ganz erlassen. Denn die antisemitischen Aktionen der Nationalsozialisten schwächten die finanzielle Situation potentieller jüdischer Arbeitgeber zunehmend, sie konnten sich eine Angestellte immer weniger leisten. Mathildes Arbeitsverhältnisse wurden daher rascher aufgelöst als in der Vergangenheit. Sie war nun häufiger arbeitslos. Verschiedene Anstellungen in den Jahren 1938 mit 70 RM brutto im Monat und 1939 mit 40 RM bei freier Unterkunft und Verpflegung waren relativ gut bezahlt, dauerten aber stets nur kurze Zeit. Dann war sie wieder ohne Einkünfte.

Mit dem ersten Deportationszug, der Hamburg verließ, dem Transport am 25. Oktober 1941, Abfahrt 10 Uhr 10 am Hannoverschen Bahnhof, wurde Mathilde Meyer nach Lodz verschleppt. In dem Zug waren noch weitere 1034 Personen. In Lodz überlebte sie etwas länger als ein halbes Jahr. Am 15. Mai 1942 wurde sie nach Chelmno gebracht, dem zu Lodz gehörenden Vernichtungslager. Hier wur­de sie vermutlich in einem der Speziallastwagen mit Gas getötet. Sie wurde 51 Jahre alt.

© Johannes Grossmann

Quellen: 1; 4; 5; 8; StaH 522-1, Jüd. Gemeinden, 992e2 Band 1; Hamburger Adressbuch 1940; Archiwum Panstwowe, Lodz (Getto Archiv), Melderegister, PL-39-278-1011-1483.tif und 1484.tif; Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden, Herbert Oben aus u. a. (Hrsg.), Bd. 1, 2005, S. 1570; Auskünfte von Edzard Eichenbaum (Wittmund), Brief vom 29.6. 2010.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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