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Bereits verlegte Stolpersteine



Martha Meyer (geborene Breslauer) * 1886

Mozartstraße 34 (Hamburg-Nord, Barmbek-Süd)


HIER WOHNTE
MARTHA MEYER
GEB. BRESLAUER
JG. 1886
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1944 AUSCHWITZ
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Mozartstraße 34:
Adolph Meyer

Adolph Meyer, geb. am 26.10.1871 in Hamburg, deportiert am 15.7.1942 ins Getto Theresienstadt, ermordet am 16.3.1944
Martha Meyer, geb. Breslauer, geb. am 12.8.1886 in Berlin, deportiert am 15.7.1942 ins Getto Theresienstadt, am 15.5.1944 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet

Mozartstraße 34 (Barmbek)

Adolph Meyer wurde am 26. Oktober 1871 als Sohn von Hirsch Hermann (Jg. 1838) und Bella Meyer, geb. Engel (Jg. 1841), in Hamburg in einer jüdischen Familie geboren. Er hatte drei Schwestern: Eleonore (geb. 22.4.1868 in Hamburg), Mathilde Lina (geb. 22.3.1874 in Berlin), Emilie (geb. 10.2.1876 in Hamburg) und einen Bruder: Moritz (geb. 24.8.1885 in Hamburg).

Über die Kindheit, Jugend und eine Ausbildung ist uns nichts bekannt.

Adolph Meyer heiratete am 3. Juni 1911 in Berlin Martha Breslauer. Sie war am 12. August 1886 in Berlin als Tochter von Herrmann (Jg. 1838) und Elise Breslauer, geb. Pappenheim (Jg. 1849) ebenfalls in einer jüdischen Familie geboren und hatte eine Schwester: Clara (geb. 16.3.1872) und drei Brüder: Richard (geb. 26.6.1869), Fritz (geb. 10.2.1871) und Albert (geb. 24.10.1874). Auch über ihre Kindheit, Jugendzeit und eine eventuelle Ausbildung ist uns nichts bekannt.

Die Familie lebte seit 1916 in der Mozartstraße 34 in Hamburg-Barmbek in der III. Etage in einer 3 Zimmer-Wohnung. Martha Meyer war Hausfrau. Sie hatten zwei gemeinsame Söhne: Erwin (geb. 16.5.1912) und Günther Hans (geb. 9.8.1918). Adolph Meyer arbeitete in einer Zigarettenfabrik in Bahrenfeld als Buchhalter, musste aber aufgrund eines Lungenleidens 1936 in Rente gehen. Er bezog eine Angestelltenversicherungsrente in Höhe von monatlich 71,70 RM. Vermutlich trugen die mittlerweile erwerbstätigen Söhne zum Familienunterhalt bei.

Der Sohn Erwin Meyer hatte am 1. April 1927 eine Lehre als Dekorateur bei dem angesehenen Konfektionshaus Gebr. Robinsohn begonnen, einem "Spezialhaus für Damen- und Kinderkleidung, Konfektion, Putz- und Modewaren, Seiden- und Wollstoffe, Baumwollwaren, Spitzen, Besätze, Brautausstattungen" in der Hamburger Innenstadt, Neuer Wall 25-33/Schleusenbrücke 1. Nach der 3-jährigen Lehrzeit war er im Unternehmen verblieben. Sein Jahreseinkommen betrug in den Jahren 1933-1938 ca. 1.200 – 2.400 RM.

Im September 1938 verließ Erwin Meyer das Unternehmen "auf eigenen Wunsch". Allerdings hatte das einst angesehene Modehaus im Besitz der jüdischen Eigentümer Robinsohn bereits einen gravierenden Rückgang ihres Geschäftsbetriebs zu verzeichnen und die "Arisierung" war absehbar (sie erfolgte 1939). In Erwin Meyers Zeugnis vom 15. September 1938 hieß es: "Erwin Meyer hat die ihm übertragenen Aufgaben stets geschickt und schnell zu unserer vollsten Zufriedenheit ausgeführt und ist unbedingt in allen Dekorationsarbeiten firm. Herr Meyer ist in der Lage Stapel- und Fantasie-Fenster geschmackvoll zu dekorieren; er war immer ehrlich und fleißig und hat sich stets einwandfrei geführt."

Günther Hans Meyer hatte acht Jahre die Volksschule in der Forsmannstraße, danach drei Jahre die Textil- und Handelsschule besucht und am 1. April 1933 eine kaufmännische Lehre beim Textil-Kaufhaus Franz Simon in der Herderstraße 29-31 in Barmbek begonnen. Dort war er bis zum 1. September 1937 tätig.

Beide Söhne verließen Deutschland noch vor der Zerstörung und "Arisierung" der in jüdischem Besitz befindlichen Unternehmen, bei denen sie gearbeitet hatten: Am 10. September 1937 emigrierte Günther Hans Meyer nach Buenos Aires/Argentinien. Er arbeitete dort in den ersten Jahren als Kellner. Erwin Meyer fuhr am 24. September 1938 mit dem Passagierschiff SS Gerolstein der Red Star Line von Antwerpen nach New York/USA. Erwin Meyer wurde nach Ankunft in den USA vom Jüdischen Hilfsverein betreut.

Die Eltern blieben in Hamburg zurück. 1942 mussten Adolph und Martha Meyer zwangsweise in ein Zimmer des "Judenhauses" in der Bundestraße 35 umziehen. (Der Hausrat der gut bürgerlich eingerichteten Wohnung in der Mozartstraße 34 wurde von der Gestapo am 14. Oktober 1942 zwangsversteigert. Der Erlös betrug 975,70 RM.)
Die Eheleute waren wegen des Alters von Adolph Meyer von den Deportationen 1941 zurückgestellt worden. Nun wurden sie mit dem ersten großen Alterstransport am 15. Juli 1942 in das Getto Theresienstadt deportiert.
Am 16. März 1944 verstarb dort Adolph Meyer. Martha Meyer wurde am 15. Mai 1944 weiter nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Am 15. Juli 1942 wurden auch die Schwestern von Adolph Meyer, Eleonore und Mathilde Lina Meyer, sowie Martha Meyers Bruder Fritz Breslauer und seine Frau Else in das Getto Theresienstadt deportiert. Ihre aller Namen sind auf der 2020 angebrachten Erinnerungstafel an der Hamburger Sternschanze nachzulesen, die an diese Deportation erinnert.

Am 21. September 1942 wurde Mathilda Lina Meyer ins Vernichtungslager Treblinka weiterdeportiert, wo sie ermordet wurde. Eleonore Meyers Todesort wird in den Gedenkbüchern mit "Theresienstadt" angegeben, wobei das genaue Todesdatum fehlt. An die beiden Schwestern erinnern in Hamburg Stolpersteine in der Stammannstraße 13.

Elsa Breslauer starb am 20. Mai 1943 im Getto Theresienstadt; Fritz Breslauer folgte ihr am 9. August 1943. An Fritz und seine Ehefrau Elsa Breslauer erinnern in Hamburg Stolpersteine in der Rostocker Straße 44 in St. Georg und die dazugehörigen Biografien.

Die beiden Söhne von Adolph und Martha Meyer überlebten in der Emigration.
Erwin Meyer erhielt am 25. Juli 1944 die amerikanische Staatsangehörigkeit. Er heiratete am 25. Oktober 1946 in den USA Margarete Eva Salomon (geb. 17.12.1916 in Berlin). Sie war 1939 von Berlin nach England emigriert, wo sie als Kontoristin gearbeitet hatte. Am 15. April 1946 wanderte sie in die USA aus. 1947 erhielt auch sie auf Antrag die amerikanische Staatsangehörigkeit. Das Ehepaar lebte in Culver City Kalifornien, wo sie Mitglieder der jüdischen Gemeinde Tempel Akiba in Culver City waren. Sie hatten drei Kinder.

Günther Hans Meyer wanderte 1955 von San Juan/Argentinien nach Kalifornien/USA aus. Zunächst wohnte er - da er arbeitslos war und auch danach nur Arbeiten mit einem geringen Verdienst nachging - bei seinem Bruder in Culver City. Er hatte zu diesem Zeitpunkt die argentinische Staatsbürgerschaft und nannte sich Gunther Juan Meyer. In den darauffolgenden Jahren war er in den USA als Schifffahrtsmanager tätig und beantragte - wohnhaft in Los Angeles und später in Fresno - 1960 die Einbürgerung in die USA.

Stand: September 2023
© Birgit Geyer

Quellen: 1; 3; 4; 5; 7; 8; Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg - Hamburger Adressbücher von 1916 - 1941; StaH Entschädigungssachen: 213-13_7999 (Erwin Meyer/Martha Meyer); StaH Amt für Wiedergutmachung: 351-11_8851 (Martha Meyer); 351-11_1737 (Adolph Meyer/Martha Meyer); 351-11_37829 (Erwin Meyer/Martha Meyer); 522-1 Kultussteuerkartei: 522-1_992 b A 28 D (741-4 Fotoarchiv A 28 D); Datenbank der Namen von Holocaust-Überlebenden und Opfern: Datensatz-Nummer 11593332 und 4829108 (Zugriff 8-8-2022); ITS Arolsen Archives - https://collections.arolsen-archives.org/, Doc ID 86392157-86392173 (Zugriff 8.8.2022); https://www.sternschanze1942.de/die-namen-der-deportierten-vom-15-und 19-juli-1942 (Zugriff 25.8.2023); Ancestry: Einbürgerungsantrag Nr. 137734 Eva Meyer; Einbürgerungsantrag Nr. 254476 Gunther Juan Meyer; Passagierliste SS Gerolstein vom 24.9.1938; Heiratsurkunde Adolph und Martha Meyer; Geburtsurkunde Emilie Meyer; Geburtsurkunde Moritz Meyer; Todesurkunde Bella Meyer (Zugriff 10.7.2023); Mapping the lives (https://www.mappingthelives.org/ (Zugriff 14.8.2023); GG Archives (https://www.ggarchives.com/ (Zugriff am 13.7.2023); Frank Bajohr "Arisierung" Hamburg – Die Verdrängung der jüdischen Unternehmer 1933-1945.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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