Namen, Orte und Biografien suchen


Bereits verlegte Stolpersteine


zurück zur Auswahlliste

Hertha Künstlinger
Hertha Künstlinger
© Yad Vashem

Hertha Künstlinger (geborene Burchard) * 1891

Hölertwiete 8 (Harburg, Harburg)


HIER WOHNTE
HERTHA
KÜNSTLINGER
GEB. BURCHARD
JG. 1891
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Weitere Stolpersteine in Hölertwiete 8:
Clotilde Neufeld, Hans Neufeld, Julius Neufeld

Hertha Künstlinger, geb. Burchard, geb. am 26.12.1891 in Harburg, deportiert von Berlin nach Auschwitz am 9.12.1942, ermordet

Hölertwiete 8, (früher: Ludwigstraße 13)

Als Hertha Burchard als Kind des jüdischen Kaufmanns Paul Burchard und seiner Frau Frieda, geb. Levy, (*14.5.1867) ein Jahr vor der Eröffnung des neuen Harburger Rathauses zur Welt kam, hatte sich der starke Zuwachs der Harburger Synagogen-gemeinde in den Jahren kurz vor der Reichsgründung – im Unterschied zu dem weiterhin rasanten Wachstum der Gesamtbevölkerung Harburgs – bereits spürbar verlangsamt. Der Weg von der Wohnung der Familie in der Ludwigstraße (heute: Hölertwiete) zu dem neuen Standort der Stadtverwaltung war genauso kurz wie der Weg von dort zum Gotteshaus der jüdischen Gemeinde in der Eißendorfer Straße/Ecke Albersstraße (heute: Knoopstraße). Als ihr Großvater Simon Levy (*24.8.1840) am 22. November 1914 starb und auf dem Jüdischen Friedhof auf dem Schwarzenberg – wie fünf Jahre später ihre Großmutter Johanne Levy (25.12.1834–19.10.1919) – begraben wurde, war Hertha Burchard 23 Jahre alt.

Es ist nicht bekannt, wann sie ihren Mann Adolf Künstlinger heiratete und nach Berlin zog. Über die weiteren Stationen ihres gemeinsamen Lebensweges lässt sich auch nur sehr wenig sagen. Fest steht zumindest, dass ihre zwei Kinder Hanna und Fritz Künstlinger (*30.5.1925) in der Spreemetropole aufwuchsen.

Dass der staatlich sanktionierte Antisemitismus nach 1933 auch von ihnen und ihrer Mutter als reale Bedrohung empfunden wurde, zeigt die Tatsache, dass es Hanna Künstlinger noch vor dem offiziellen Auswanderungsverbot für Juden gelang, Deutschland zu verlassen. Sie fand in den Vereinigten Staaten von Amerika Zuflucht.

Ob auch ihre Mutter und ihr minderjähriger Bruder ähnliche Absichten hegten, wissen wir nicht. Am 9. Dezember 1942 wurde Hertha Künstlinger mit dem 24. Osttransport zusammen mit 1059 anderen Männern, Frauen und Kindern von Berlin in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Die Fahrt dauerte einen Tag. Nach der "Selektion" wurden 137 Männer und 25 Frauen zum Arbeitseinsatz bestimmt, die übrigen 898 Menschen wurden in die Gaskammern geführt. Ob Hertha Künstlinger der einen oder der anderen Gruppe zugewiesen wurde, wissen wir nicht.

Tatsache hingegen ist, dass sie nach 1945 nicht in ihre Heimat zurückkehrte. Auch ihr Sohn Fritz zählt zu den Opfern des Holocaust. Sein Leben endete am 4. Februar 1943 in ebendemselben Vernichtungslager

Stand Dezember 2015

© Klaus Möller

Quellen: Hamburger jüdische Opfer des Nationalsozialismus. Gedenkbuch, Jürgen Sielemann, Paul Flamme (Hrsg.), Hamburg 1995; Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945, Bundesarchiv (Hrsg.), Koblenz 2006; Yad Vashem. The Central Database of Shoa Victims´ Names: www.yadvashem.org; Harburger Opfer des Nationalsozialismus, Bezirksamt Harburg (Hrsg.), Hamburg-Harburg 2002; Alfred Gottwald, Diana Schulle, Die `Judendeportationen´ aus dem Deutschen Reich 1941–1945, Wiesbaden 2005; Danuta Czech, Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939 – 1945, Reinbek 1989; Eberhard Kändler, Gil Hüttenmeister, Der Jüdische Friedhof Harburg, Hamburg 2004, Matthias Heyl, `Vielleicht steht die Synagoge noch!´ – Jüdisches Leben in Harburg 1933–1945, Norderstedt 2009.

druckansicht  / Seitenanfang