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Stolperstein für Ernst Lübkemann
Stolperstein für Ernst Lübkemann

Ernst Lübkemann * 1891

Hoppenstedtstraße 59 (Harburg, Eißendorf)


HIER WOHNTE
ERNST LÜBKEMANN
JG. 1891
VERHAFTET 20.3.1944
"WEHRKRAFTZERSETZUNG"
ZUCHTHAUS HAMELN
VERHUNGERT 5.5.1945

Ernst Boye Rikos Lübkemann, geb. am 16.10.1891 in Verden/Aller, Zuchthaus Hameln, an den Haftfolgen verstorben am 5.5.1945

Hoppenstedtstraße 59 (Bezirk Harburg, Stadtteil Eißendorf)

Ernst Lübkemann, am 16. Oktober 1891 in Verden/Aller geboren, kam etwa 1895 mit seinen Eltern nach Harburg und besuchte hier auch die Volksschule. Als junger Mann zog er nach Ostfriesland und arbeitete dort bis Mitte der 1920er-Jahre in Emden als Stadtoberinspektor. Sein Beruf war Kaufmann. Seit 1930 hatte er seinen ständigen Wohnsitz wieder in Harburg.

1913 hatte Ernst Lübkemann Bernhardine Johanne, geb. Voget geheiratet. Von 1920 bis 1923 gehörte er der nationalliberalen Deutschen Volkspartei an. In diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten machte er sich selbstständig mit einer Firma zur Reinigung von Zentralheizungskesseln. Sie arbeitete in ganz Norddeutschland und scheint große finanzielle Probleme gehabt zu haben. In den folgenden Jahren wurden mehrere Verfahren wegen nicht gezahlter Steuern und nicht gezahlter Krankenversicherungsbeiträge gegen ihn geführt.

Im März 1944 hielt sich Ernst Lübkemann in Hildesheim auf. In einem Tabakwarenladen, dessen Inhaber er von früheren Besuchen kannte, machte er "Äußerungen gegen die nationalsozialistische Herrschaft". Der Kaufmann Kuhberg, der auch NSDAP Zellenleiter war, zeigte ihn an und bezeugte die Äußerung "Der Führer ist ein Wahnsinniger". Ernst Lübkemann wurde im Hotel verhaftet. Der Prozess gegen ihn fand am 23. November 1944 vor dem Kammergericht Berlin statt, das Urteil lautete auf fünf Jahre Zuchthaus. Am 31. Dezember 1944 erfolgte die Überstellung ins Zuchthaus Hameln.

Im Zuchthaus Hameln, für 400 Insassen ausgelegt, waren mittlerweile 1.300 Gefangene ohne ausreichende Ernährung und ohne medizinische Versorgung untergebracht. In den letzten Kriegstagen wurden auf Anordnung des NSDAP Kreisleiters viele politische Gefangene ermordet. Am 5. April 1945 wurde ein Teil der Gefangenen "evakuiert", es war ein Todesmarsch ins Außenlager Holzen/Eschershausen. Als die amerikanischen Truppen das Zuchthaus Hameln am 7. April 1945 befreiten, fanden sie nur noch Gefangene vor, die nicht mehr ohne Hilfe von ihren Pritschen aufstehen konnten, denen auch Ärzte kaum noch helfen konnten. Zu diesen Menschen gehörte Ernst Lübkemann. Er starb am 5. Mai 1945 im Stadtkrankenhaus Hameln, er war verhungert.


Stand: Dezember 2018
© Margrit und Helmut Rüth

Quellen: StaH 351-11_9919; Adressbuch Hamburg 1940; Matthias Heyl und Margit Maronde-Heyl: Harburger Opfer des Nationalsozialismus

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