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Leopold Hirsch * 1896

Grindelallee 134 (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER WOHNTE
LEOPOLD HIRSCH
JG. 1896
DEPORTIERT 1941
MINSK
???

Weitere Stolpersteine in Grindelallee 134:
Betty Bandmann, Gerda Baruch, Malchen Berlin, Bella Hirsch, Alfred London, Sophie London, Minna Meyer, Rachel Pincus, Röschen Wertheim

Leopold Hirsch, geb. am 05.05.1896 in Samter, deportiert am 18.11.1941 nach Minsk 1944
Bella Hirsch, geb. Mendel, geb. am 27.02.1896 in Hamburg, deportiert am 18.11.1941 nach Minsk
Julie (Julchen) Hirsch, geb. am 17.02.1926 in Hamburg, deportiert am 18.11.1941 nach Minsk


Leopold Hirsch stammte aus Samter in Ostpreußen, dem heute polnischen Szamotuly. Er war der Sohn von Hermann Louis und Regina Hirsch, geb. Dobrin. In seiner Heimat besuchte er die jüdische Elementarschule, danach die Bildungsanstalt für jüdische Lehrer in Hannover, wo er im März 1916 die Lehrerprüfung ablegte. Im selben Monat trat er in das Heer ein und erlebte als Frontkämpfer den Ersten Weltkrieg. Nachdem er die Armee verlassen hatte, begann er ab Oktober 1918 seinen Dienst in der Talmud Tora Schule in Hamburg. Diese war ab 1869 als höhere Bürgerschule anerkannt. Leopold Hirsch erlebte während seiner ersten Dienstjahre den Wechsel von Schuldirektor Dr. Joseph Goldschmidt (1889- 1921) zu Dr. Joseph Carlebach (1921 - 1925), dem späteren Oberrabbiner von Hamburg-Altona.

Wahrscheinlich hat Leopold in dieser Zeit die aus Hamburg stammende Bella Mendel kennen gelernt. Die beiden heirateten, am 17. Februar 1926 wurde Tochter Julie geboren. Zunächst wohnte die Familie in der Rappstraße 15 bei Mendel, hier hatten bis zu ihrem Tod auch Bellas Eltern gelebt, danach bezog sie eine Wohnung in der Liliencronstraße 8 (heute Heymannstraße) und wohnte zuletzt zur Untermiete in der Grindelallee134.

Während seiner Zeit als Lehrer unterrichtete Leopold Hirsch vor allem die ersten Klassen in Lesen, Rechnen und Hebräisch. Gert Koppel, ein ehemaliger Schüler berichtete später: " Ich ging in die sogenannte "Babyklasse" 1a. Da gab es die Klasse 1a und 1b. Die Klasse 1a wurde vom Lehrer Leopold Hirsch geleitet, dessen Spitzname "Poldi" war." Zu Beginn der 30er Jahre hatte die Talmud Tora Schule unter der Leitung von Dr. Arthur Spier einen Höhepunkt in ihrer Entwicklung erreicht und genoss einen ausgezeichneten Ruf. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme verschlechterte sich die Lage der Schule stetig.

1939 verfügte die Schule kaum noch über finanzielle Mittel. 1940 begann die Amtszeit Leopold Hirschs letzten Vorgesetzten: Dr. Alberto Jonas, der ehemalige Direktor der Mädchenschule, wurde zum Schulleiter ernannt. Trotz des bedrückenden Alltags sorgte Leopold Hirsch bei dem einen oder anderen Schüler für einen Moment der Heiterkeit. So schrieb der Schüler Georg im Februar 1940: "Wir haben auch einen neuen [...] Singlehrer, der heißt: Herr Hirsch. Er singt immer dabei: Viere, Eins, Zwei, Drei, [...], dann müssen wir immer schrecklich lachen." Ein Jahr später, im Frühjahr 1941 berichtete die Schulinspektorin der "Reichsvereinigung der deutschen Juden" von dem ausgezeichneten Unterricht Leopold Hirschs: "Die Kinder sind frisch, lebendig, in der Gesamtheit beteiligt."

Am 3. November 1941 holte Leopold sein letztes Gehalt von 120 RM bei der Schulsekretärin der Talmud Tora Schule ab. Wenig später, am 18. November, wurden das Ehepaar Hirsch und deren 15-jährige Tochter Julie nach Minsk deportiert, wo sie ums Leben kamen.

© Eva Decker

Quellen: StaHH, 522-1, Jüdische Gemeinden, 992b, Kultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburgs; Ursula Randt: Die Talmud Tora Schule in Hamburg 1805–1942, München-Hamburg 2005; StaHH, 362- 6/10, Talmud Tora Schule; Beate Meyer (Hrsg.): Die Verfolgung und Ermordung der Hamburger Juden 1933–1945. Geschichte, Zeugnis, Erinnerung. 2. Aufl. Hamburg, 200, S. 33; Hamburger jüdische Opfer des Nationalsozialismus. Gedenkbuch, Hamburg 1995.

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