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Passfoto von Valentin Burchard
© Staatsarchiv Hamburg

Valentin Burchard * 1891

Papenhuder Straße 53 (Hamburg-Nord, Uhlenhorst)

1941 Minsk

Weitere Stolpersteine in Papenhuder Straße 53:
Gabriele Burchard, Marianne Burchard, Olga Burchard

Ernst Valentin Burchard MdHB

Ernst Valentin Burchard wurde am 26. Januar 1891 als Sohn jüdischer Eltern in Hamburg geboren. In Eimsbüttel besuchte er die Oberrealschule und absolvierte anschließend eine kaufmännische Ausbildung in verschiedenen Hamburger Exportgeschäften. Er meldete sich freiwillig zur kaiserlichen Armee und absolvierte sein "Einjähriges" in Schwerin. Erste Auslandserfahrungen sammelte er in den Jahren 1913 bis 1915 in Buenos Aires. Unmittelbar nach Kriegsbeginn 1914 traf er Vorbereitungen für die Rückkehr nach Deutschland. Mit falschen Papieren ausgestattet, gelangte er im Mai 1915 dorthin auf Umwegen zurück. Sogleich meldete sich Burchard zur Armee und wurde als Unteroffizier an der Westfront eingesetzt.

Unmittelbar nach Kriegsende zog es den jungen Kaufmann erneut ins Ausland. Nach einer Zeit in den Niederlanden machte er sich 1920 in Hamburg selbständig. Im März 1921 heiratete Valentin Burchard die damals 26jährige Hamburgerin Olga Jonas. Aus der Ehe gingen in den zwanziger Jahren die Töchter Gabriele und Marianne und der Sohn Valentin hervor. (50 Bis in den Sommer 1935 wohnte die Familie im Schwanenwik an der Außenalster.

Burchard war neben seiner Tätigkeit als selbständiger Kaufmann ehrenamtliches Mitglied der Industriekommission, der Handelskammer und fungierte zeitweilig auch als Arbeitsrichter. Eine berufliche Veränderung brachte das Jahr 1928, in dem er Vorstandsmitglied der Firma "Hugo Peters & Co. AG", einer Weinhandels- und Spirituosenfabrik, wurde. Wenige Jahre später gründete Burchard eine eigene Weingroßhandlung auf der Uhlenhorst. Als die Familien ihr Haus am Schwanenwik im Zuge der sich verschärfenden Diskriminierung und Entrechtung jüdischer Bürger im August 1935 aufgeben mussten, zogen sie in das Firmengebäude in der Papenhuder Straße 53.

Erst im April 1932 wurde Burchard für die Deutsche Staatspartei in die Bürgerschaft gewählt. In seinen wenigen Redebeiträgen setzte er sich mit den katastrophalen Folgen der Parallel- und Deflationspolitik des Reichskabinetts Brüning auf die Wirtschaft der Hansestadt auseinander: "Solange eine Wirtschaftspolitik wie zuletzt geführt wird, solange nützt alles nichts", so seine bezeichnende Einschätzung der Möglichkeiten einer eigenständigen Hamburger Politik 1932.51 Der kompromisslose Durchhaltekurs Brünings hatte nicht nur die Leistungsfähigkeit der Bevölkerung, die sich in Massen den radikalen Parteien und v.a. der NSDAP zuwandte, überstrapaziert, sondern zugleich auch viele demokratische Politiker in die Resignation getrieben.

Burchard verlor sein Mandat schließlich durch die Umbildung der Hamburgischen Bürgerschaft gemäß des "Vorläufigen Gesetzes zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich" entsprechend dem Wahlergebnis der Reichstagswahlen vom 5. März 1933. Nach dem Parteiverbot vom Sommer 1933 widmete sich Burchard ganz seinem Beruf, obgleich er als jüdischer Bürger auch hier den repressiven Maßnahmen des nationalsozialistischen Regimes ausgesetzt war. Angesichts geringer werdender Umsätze seines Weinhandels gründete er im August 1935 die Firma "Valentin Burchard & Co.", die für den Export bestimmte pharmazeutische Präparate herstellte. Burchard war persönlich haftender Gesellschafter der Firma und für den kaufmännischen Bereich zuständig, der Apotheker Geza von Molnar fungierte als Kommanditist und leitete den Produktionsbereich.

Am Vogelreth 8 im Freihafen wurde ein kleines Fabrikgelände angemietet, auf dem "Fluid-Extrakte, Tinkturen und andere Pharmaprodukte" hergestellt wurden. Die Produkte wurden dank der guten Auslandskontakte Burchards in erster Linie nach Süd- und Mittelamerika verkauft, Abnehmer fanden sich aber auch in den Niederlanden, Skandinavien und Asien. Die chemisch-pharmazeutische Fabrik hatte insgesamt elf Angestellte. Obgleich die Firma eine gute Entwicklung nahm und wachsende Umsätze prognostiziert werden konnten, brachte der Austritt der Kommanditisten Oscar Friedländer und John Hausmann im April 1937 die Firma in ernste Schwierigkeiten. Schließlich sicherte aber der Eintritt von Emmy Jonas, der Schwester von Burchards Ehefrau Olga, das Überleben der Fabrik.52 Im September 1938 wurde Valentin Burchard Opfer der Hochphase der "Arisierung" in Hamburg: Er hatte bei der Industrie- und Handelskammer ein Auslandsvisum für eine Geschäftsreise beantragt.

Eine Anfrage der IHK bei der Finanzbehörde, ob Burchard bei einer Visaerteilung Sicherheiten für den Fall einer Flucht wegen Begleichung der fällig werdenden "Reichsfluchtsteuer" hinterlegt habe, ließ ihn zum Ziel behördlicher Zwangsmaßnahmen werden. Am Ende dieses von vielen Dienststellen und zahllosen Sachbearbeitern behandelten Vorgangs standen die Enteignung und schließliche Deportation. Burchards Schicksal steht damit exemplarisch für die vielen Facetten der Judenverfolgung im Deutschen Reich.

So hatten auch deutsche Ämter einen wesentlichen Anteil an der späteren technischen Abwicklung des Holocausts. Unmittelbar nach Bekanntwerden des Antrags setzte die Devisenstelle der Finanzbehörde alle relevanten Stellen der Finanzverwaltung in Kenntnis und leitete Ermittlungen wegen des Verdachts der "Kapitalflucht" ein. Die Polizeibehörde wurde beauftragt, Nachforschungen anzustellen, bei der Zollfahndungsstelle wurde ein Ermittlungsverfahren wegen einer möglicherweise bestehenden "Auswanderungsabsicht" eingeleitet. Obwohl die polizeilichen Ermittlungen ergaben, dass eine Auswanderungsabsicht nicht bestehe, wurde ein Visum verweigert – angeblich hatte die Gronesche Handelsschule in Hamburg Passsperre gegen Burchard beantragt, weil für dessen Tochter Schulgelder in geringfügiger Höhe nicht beglichen waren.

Auf Anfrage der Zollfahndung teilte die IHK Hamburg den staatlichen Behörden im Oktober 1938 mit, dass Burchards Exportfirma eine gute Entwicklung genommen habe. Die IHK ging von einem weiteren Wachstum des Betriebes aus und hielt ihn angesichts der dramatischen Devisenknappheit des Reiches: "für die […] Volkswirtschaft von Bedeutung". Aus diesem Grunde sei es – so die IHK weiter – anzustreben, die Firma "in ari-schen Besitz zu überführen". Nur wenig später wurde daraufhin von der "Gauwirtschaftsleitung" die "Arisierung" des Burchardschen Betriebes eingeleitet.

Im Januar 1939 musste Valentin Burchard sein Unternehmen an die Hamburger "Chinosolfabrik AG" verkaufen. Der Verkaufspreis wurde so festgesetzt, dass Burchard nach Begleichung aller noch bestehenden Verbindlichkeiten faktisch mittellos war. Für ein bescheidendes Entgelt konnte er nach seiner Enteignung und der Übernahme durch "Chinosol" noch für die Dauer der Abwicklung des Kaufvertrages im Betrieb tätig sein. Diese Tätigkeit war zunächst bis zum Jahresende 1939 befristet, wurde dann aber – als sich durch den Kriegsbeginn die Abwicklung der Übergabe verzögerte – noch einmal bis zum 1. September 1940 verlängert.

Noch im Januar 1939, als Hitler der Weltöffentlichkeit die "Vernichtung des Judentums in Europa" für den Fall eines Krieges ankündigte, stellte Valentin Burchard für sich und seine Familie einen Antrag auf Ausreise in die Niederlande. Bis Juli 1939 gelang es ihm in mühevoller Kleinarbeit, alle von der "Devisenstelle" der Hamburger Finanzbehörde für eine Bearbeitung des Antrages geforderten Bescheinigungen und Unterlagen zusammenzutragen.

Finanziert werden sollte die Auswanderung durch den Rückkauf einer in Großbritannien bestehenden Lebensversicherung. Allerdings war Burchard nach seiner Enteignung nicht mehr in der Lage, den von der Devisenstelle geforderten Gegenwert der Versicherung in Höhe von £ 410 abzuliefern.

Der Versuch, die Summe im Ausland über eine Beleihung der Lebensversicherung zu beschaffen, war mit dem deutschen Angriff auf Polen und dem damit beginnenden Zweiten Weltkrieg zum Scheitern verurteilt. Nachdem sich Deutschland und Großbritannien im Kriegszustand befanden, wurden Briefe Burchards an seinen dortigen Finanzmakler nicht mehr beantwortet.

Daraufhin scheint Burchard seine Bemühungen um Ausreise aufgegeben zu haben. Der zuständige Sachbearbeiter an der "Devisenstelle" des Oberfinanzpräsidiums in Hamburg gab den Vorgang im November 1939 mit der Notiz zu den Akten, Burchard habe sich auf die Mitteilung, wonach der Gegenwert jener £ 410 vor einer möglichen Ausreise in der Währung eines neutralen Landes bei der Devisenstelle "abzuliefern" sei, nicht mehr gemeldet.56 Als im Oktober 1941 die Massendeportationen aus dem "Altreich" begannen, gehörte auch Burchards Familie zu jenen 60 000 jüdischen Bürgern, die bis Februar 1942 aus deutschen Großstädten in die Ghettos von Warschau, Lodz, Bialystok, Riga, Kowno oder Minsk deportiert wurden. Valentin Burchard, seine Ehefrau Olga sowie seine beiden Töchter Gabriele und Marianne gehörten zu 1000 Hamburger Juden, die am 8. November 1941 vor den Augen der Bevölkerung auf die Moorweide gegenüber dem Dammtorbahnhof zusammengetrieben wurden, um von hier aus auf einen der insgesamt siebzehn Deportationszüge geschickt zu werden. Zwei Tage später erreichte der Zug das Ghetto Minsk. Hier verliert sich die Spur der Burchards. Ob dies die Endstation ihres Leidensweges oder wie für viele nur Zwischenstation auf dem Weitertransport in eines der Vernichtungslager war, ist unklar.

Auf Antrag des überlebenden Sohnes wurde Ernst Valentin Burchard nach dem Krieg für tot erklärt. Das Todesdatum wurde auf den 8. Mai 1945 festgelegt.

© Text mit freundlicher Genehmigung der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg (Hrsg.) entnommen aus: Jörn Lindner/Frank Müller: "Mitglieder der Bürgerschaft – Opfer totalitärer Verfolgung", 3., überarbeitete und ergänzte Auflage, Hamburg 2012


Ernst Valentin Burchard, geb. 26.1.1891, am 8.11.1941 nach Minsk deportiert
Olga Burchard, geb. Jonas, geb. 15.6.1894, am 8.11.1941 nach Minsk deportiert
Gabriele Olga Burchard, geb. 23.3.1923, am 8.11.1941 nach Minsk deportiert
Marianne Lilly Burchard, geb. 3.4.1928, am 8.11.1941 nach Minsk deportiert

Papenhuder Straße 53 / Adolphsplatz 1

Der Sohn von Konsul Martin Burchard und dessen Frau Bertha, geb. Goldzieher, Valentin Bur­chard, wurde in Hamburg geboren. In Eimsbüttel besuchte er die Oberrealschule und absolvierte danach eine kaufmännische Ausbildung in verschiedenen Hamburger Exportge­schäf­ten. 1912 trat er freiwillig der kaiserlichen Armee bei und verbrachte sein "Einjähriges" bei einer Ein­heit in Schwerin. Erste Berufserfahrungen sammelte er im Ausland. Zwischen 1913 und 1915 lebte und arbeitete Valentin Burchard in Buenos Aires. Nach Beginn des Ersten Welt­­krieges traf er Vorbereitungen, um ins Deutsche Reich zurückzukehren. Ausgestattet mit fal­schen Papieren gelang ihm auf Umwegen seine Rückkehr in die Heimat, wo er sich zur Armee meldete und als Unteroffizier an der Westfront eingesetzt wurde.

Nach Kriegsende zog es Valentin Burchard erneut ins Ausland. Bis 1920 arbeitete er als Kauf­mann in den Niederlanden, danach kehrte er nach Hamburg zurück, um sich selbstständig zu machen. Im März 1921 heiratete Valentin Burchard die drei Jahre jüngere ebenfalls jüdische Olga Jonas, die Tochter von Otto Nathan Jonas und seiner Frau Emma, geb. Jonas. Das Ehe­paar zog in eine gemeinsame Wohnung am Schwanenwik 34. Kurz darauf kam ihr erstes Kind, Martin Otto, am 2. Februar 1921 zur Welt. Die Tochter Gabriele Olga wurde am 23. März 1923 geboren und ein Jahr später folgte der Sohn Ernst Valentin am 5. April 1924. Mari­an­ne Lilly erblickte als jüngstes der vier Geschwister am 3. April 1928 das Licht der Welt und vervollständigte die Familie.

In den zwanziger Jahren hatte Valentin Burchard einige wichtige Ämter inne. So war er Mit­glied der Industriekommission der Handelskammer, Mitglied der Hamburger Bürgerschaft und Arbeitsrichter. Eine berufliche Veränderung brachte das Jahr 1928, als Valen­tin Burchard Vorstandsmitglied der Firma Hugo Peters&Co. AG, einer Weinhandels- und Spirituosenfabrik, wur­de. We­ni­ge Jahre später gründete Burchard dann eine eigene Wein­groß­­handlung auf der Uhlenhorst in der Papenhuder Straße 53. Als die Burchards im August 1935 ihr Haus am Schwa­nen­wik 34 aufgrund der sich verschärfenden Diskrimi­nie­rung und Entrechtung jüdischer Bürger aufgeben mussten, zo­gen sie in das Firmengebäude in der Papenhuder Straße 53.

Angesichts sinkender Umsätze seines Weinhandels gründete Burchard im August 1935 die Firma Valentin Burchard&Co., die pharmazeutische Präparate für den Export herstellte. Bur­­­chard war persönlich haftender Gesellschafter der Firma und für den kaufmännischen Be­reich zuständig. Unter der Adresse Vogelreth 3 im Hamburger Frei­hafen lag der Sitz des Unter­nehmens. Die auf den Export von Fluid-Extrakten und Tinkturen spezialisierte chemisch-pharmazeutische Fabrik besaß Abnehmer in der ganzen Welt. Ihre Er­zeug­nisse wurden nach Süd- und Zentralamerika, Afrika, aber auch in einige Teile Europas verschifft. Obwohl die Firma eine gute Entwicklung nahm und die Auslandskontakte Bur­chards für wachsende Um­sätze sorgten, brachte der Austritt der Kommanditisten Oscar Friedl­änder und John Haus­mann im April 1937 die Firma in ernste Schwierigkeiten. Schließlich sicherte aber der Eintritt von Emmy Jonas, der Schwester von Burchards Ehefrau Olga, der Fabrik das Überleben.

Während der nächsten Jahre verschlechterte sich das Leben der Familie Burchard zusehends. Valentin Burchard beantragte im September 1938 bei der Industrie- und Handelskammer Hamburg ein Auslandsvisum für eine Geschäftsstelle. Eine Anfrage der IHK bei der Finanz­be­hörde, ob Burchard bei einer Visaerteilung Sicherheiten für den Fall einer Flucht zwecks Be­gleichung der dann fällig werdenden "Reichsfluchtsteuer" zu hinterlegen habe, machte ihn zum Ziel behördlicher Zwangsmaßnahmen. Unmittelbar nach Bekanntwerden des Antrags leitete die Devisenstelle der Finanzbehörde Ermittlungen wegen des Verdachts der Kapital­flucht ein. Die Polizeibehörde wurde eingeschaltet und beauftragt, Nachforschungen anzustellen, bei der Zollfahndungsstelle wurde ein Ermittlungsverfahren wegen einer möglicherweise be­stehenden Auswanderungsabsicht eingeleitet. Obgleich die polizeilichen Ermitt­lungen ergaben, dass eine Auswanderungsabsicht nicht bestand, wurde ein Visum verweigert.

Am 16. Februar 1939 wurde die Firma Valentin Burchard &Co. "arisiert" und von der Ham­burger Chinosolfabrik AG übernommen. Für Familie Burchard bedeutete dies, dass sie faktisch mittellos war. Für ein bescheidenes Entgelt konnte Valentin Burchard nach seiner Ent­eig­nung und der Übernahme durch Chinosol dann noch für die Dauer der Abwicklung des Kauf­ver­trages im Betrieb tätig sein. Diese Tätigkeit war zunächst bis zum Jahresende 1939 befristet, wurde dann aber durch den Kriegsbeginn noch einmal bis zum 1. September 1940 verlängert.

Marianne Lilly, die jüngste Tochter des Ehepaares Burchard, besuchte seit 1934 das Paul­sen­stift. Allerdings musste sie diese Schule zum 13. April 1939 verlassen und wie die meisten an­deren jüdischen Kinder auf die Talmud Tora Schule gehen. Weil sich die Situation der Familie Burchard im Deutschen Reich zunehmend verschlechterte, bemühte sich Valentin Burchard im Januar 1939 um Pässe für die Ausreise seiner Familie in die Niederlande. Bis Juli 1939 gelang es ihm, alle von der Devisenstelle der Hamburger Finanz­behörde für eine Bearbeitung des Antrages ge­forderten Bescheinigungen und Unter­lagen zusammenzutragen. Finanziert werden sollte die Aus­wanderung durch den Rückkauf einer in England bestehenden Le­bens­versicherung. Aller­dings war Burchard nach seiner Ent­eignung nicht mehr in der Lage, den von der Devisenstelle geforderten Gegenwert der Versicherung in Höhe von 410 Pfund Ster­ling abzuliefern. Im selben Jahr ereilte Familie Burchard ein weiterer Schicksalsschlag. Ihr Sohn Martin Otto verstarb aus ungeklärten Gründen.

Im Juli 1939 konnte Ernst Valentin mit einem Kindertransport nach England gebracht werden. Dort kam er bei einem Pastor, der außerhalb der Stadt Worcester lebte, unter. Bis zu ihrer Deportation hielt die Familie Kontakt zu dem Sohn.

Am 8. November 1941 wurde das Ehepaar Burchard mit ihren Töchtern Gabriele Olga und Ma­rianne Lilly ins Getto nach Minsk deportiert. Seit diesem Zeitpunkt gelten sie als verschollen.

Ein letztes Lebenszeichen von Valentin Burchard traf Anfang 1942 in Hamburg ein: Max Plaut, der Leiter des Jüdischen Religionsverbandes, erhielt einen Brief (es ist unbekannt, wie dieser nach Hamburg gelangen konnte), in dem Burchard die Zustände im Getto Minsk schilderte. Leider ist das Schreiben nicht erhalten.

© Carmen Smiatacz

Quellen: 1; 2; 4; 5; 8; StaHH 121-3, Bürgerschaft I, A 17; StaHH 314-15, OFP, J 2/124/126/128/129; StaHH 314-15, OFP, FVg 5192; StaHH 314-15, OFP, FVg 7658; StaHH 314-15, OFP, R 1938/2404; StaHH 314-15, OFP, R 1939/1239; StaHH 314-5, OFP, R 1940/31; StaHH 741-4, Fotoarchiv, Sa 1246; Müller: Mitglieder der Bürgerschaft, S. 23ff.; Leo Baeck Institut New York, AR 7183, Max Kreuzberger, Box 7 Folder 9, MM reels 129, Schr. Plaut an Lowenthal v. Dezember 1968.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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