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Margarete Bubik * 1921

Reinholdstraße 28 (Harburg, Harburg)


HIER WOHNTE
MARGARETE BUBIK
JG. 1921
EINGEWIESEN 1942
HEILANSTALT LANGENHORN
"VERLEGT" 25.8.1942
HEILANSTALT ILTEN
ERMORDET 7.1.1943

Margarete Bubik, geb. am 7.8.1921 in Harburg, zeitweise Versorgungsheim Oberaltenallee, am 23.3.1942 eingewiesen in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn, am 25.8.1942 'verlegt' in die Wahrendorffsche Privat-Heil- und Pflegeanstalt in Ilten, dort gestorben am 7.1.1943

Stadtteil Harburg, Reinholdstraße 28 (früher Marxstraße 28)

Margarete Bubik wurde am 7. August 1921 in Harburg geboren, sie wohnte mit ihren Eltern, dem Arbeiter Alfons Bubik und seiner Ehefrau Albina, in der Reinholdstraße 28. Über ihre Kindheit und Jugend ist nichts bekannt.

Wegen psychischer Probleme lebte sie zeitweilig im Versorgungsheim Oberaltenallee. Von dort wurde sie am 23. März 1942 in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn verlegt. In einer dieser Einrichtungen wurde sie zwangsweise sterilisiert.

Aus der Krankengeschichte geht nur hervor, dass "sie sich dort angeblich sehr abwegig benommen" und "einen euphorischen Eindruck" gemacht habe. Am 25. August 1942 wurde sie mit einem Sammeltransport in die Heil- und Pflegeanstalt Ilten verbracht. Die Eltern, die inzwischen geschieden waren, wurden erst sehr viel später über die Verlegung ihrer Tochter informiert.

In einem Brief vom 30. November 1942 an die Direktion der Heil- und Pflegeanstalt Ilten erkundigte sich der Vater nach dem Zustand seiner Tochter, sie sei vor längerer Zeit "dort ohne mich zu fragen eingeliefert und ich bin bis heute ohne jegliche Nachricht." Er schrieb weiter: "Ich bedauere, daß eine solche Handlungsweise überhaupt zulässig ist, zumal wir doch bitte im 3ten Reich sind". In der Antwort an den Vater heißt es: "Ihr Fräulein Tochter ist bei uns gut aufgehoben. Die Verlegung erfolgte seinerzeit wegen Platzmangels in Langenhorn und Luftgefährdung."

Auch die Mutter erkundigte sich brieflich nach dem Befinden der Tochter. Ihr wurde mit Schreiben vom 24. Dezember 1942 mitgeteilt, dass sich der Zustand der Tochter nicht wesentlich verändert habe und ein Besuch jederzeit möglich sei.

Im Oktober 1942 war beim Amtsgericht Hamburg-Harburg ein Entmündigungsverfahren gegen Margarete Bubik eingeleitet worden. Am 23. Oktober 1942 fand in der Anstalt Ilten eine Vernehmung der Kranken durch den zuständigen Amtsrichter aus Burgdorf statt. Er stellte fest, dass die Patientin "nicht in der Lage ist, ihre Vermögensverhältnisse selbst wahrzunehmen." Als Vormund wurde Senatsrätin Dr. Käthe Petersen, Sozialverwaltung Hamburg, bestellt (Käthe Petersens verhängnisvolle Rolle als (Sammel)Vormund junger Frauen während und nach der NS-Zeit wurde in den 1990er Jahren kritisch aufgearbeitet).

In den Kriegsjahren war die Sterberate unter den Patientinnen und Patienten der Privatanstalt Ilten auffällig hoch. Es besteht der Verdacht, dass viele von ihnen an einer beabsichtigten Unterversorgung gestorben sind.

Margarete Bubik starb am 7. Januar 1943, die offizielle Todesursache lautete "Darmgrippe".

Mit Datum Freitag, 8. Januar 1943 bekamen beide Elternteile gleichlautende Telegramme: "Tochter verstorben, Beerdigung Montag 14 Uhr Ilten."

Stand: August 2020
© Margrit und Helmut Rüth

Quellen: StaH 352-8/7 Sign. Abl. 1/1995 Nr. 29643; Adressbuch Harburg-Wilhelmsburg 1930 / 1937; Hamburger Adressbuch 1940; Hamburger Gedenkbuch Euthanasie. Die Toten 1939-1945 (Jenner/Wunder), Hamburg 2019, S. 128; Staatsarchiv Oldenburg, Best. 136 Nr. 5194. Broschüre; https://www.hamburg.de/clp/dabeigewesene-suche/clp1/ns-dabeigewesene/onepage.php?BIOID=800&qN=Petersen.

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