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Otto Goetzke * 1890

Kalischerstraße 2 (Harburg, Harburg)


HIER WOHNTE
OTTO GOETZKE
JG. 1890
IM WIDERSTAND / KPD
VERHAFTET 23.10.1942
KZ FUHLSBÜTTEL
GEFÄNGNIS HOLSTENGLACIS
ZUCHTHAUS CELLE 1944
ZUCHTHAUS BÜTZOW
ERMORDET

Otto Goetzke, geb. am 28.11.1890 in Anklam, verhaftet 23.10.1942, "Schutzhaft" im KoLaFu, ab 23.3.1943 im Gefängnis Holstenglacis, ab 1.4.1944 im Zuchthaus Celle/ Außenlager Wesendorf, am 10.4.1945 Transport Richtung Dreibergen, vermisst

Stadtteil Harburg, Harburg, Kalischerstraße 2 (früher Feldstraße 2)

Otto Goetzke wurde am 28. November 1890 in Anklam geboren, dort besuchte er die Schule und schloss später eine Bäckerlehre ab. 1912 musste er seinen Militärdienst ableisten. Am Ende seiner Dienstzeit begann der 1. Weltkrieg, an dem er von 1914–1918 als Soldat teilnahm. Nach dem Krieg arbeitete er in Ostpreußen als selbstständiger Bäcker. Er war verheiratet mit der aus Ostpreußen stammenden Auguste Meik. Das Ehepaar Goetzke hatte vier Kinder.

Im Jahr 1923 zog die Familie nach Harburg. Otto Goetzke arbeitete nun nicht mehr in seinem erlernten Beruf, sondern als Schlosserhelfer bei der Reichsbahn und ab 1925 in der Firma Noblee und Thörl.

Er gehörte der KPD, der R.G.O. (Revolutionäre Gewerkschafts-Opposition) und der Roten Hilfe an. Aufgrund seiner politischen Einstellung wurde er am 20. Dezember 1933 von der Firma Noblee und Thörl entlassen. Er arbeitete dann als Gelegenheitsarbeiter bei verschiedenen Harburger Firmen u.a. bei Aug. Prien und Heitmann Bau, ab Mai 1938 als angelernter Schlosser bei Blohm und Voss.

Am 23. Oktober 1942 wurde Otto Goetzke in so genannte Schutzhaft genommen, weil "er dringend verdächtig ist, sich hochverräterisch zu betätigen" und ins KZ Fuhlsbüttel verbracht. Bis zum 23. März 1943 blieb er in Gestapo-Haft und wurde dann ins Gefängnis Holstenglacis überführt. Ende Juli 1943 - nach den schweren Bombenangriffen auf Hamburg- wurden einige Gefangene aus der Untersuchungshaft 'beurlaubt' (Bombenurlaub), darunter auch Otto Goetzke. Er suchte und fand Arbeit bei den Tempo-Werken Harburg.

Am 9. September 1943 wurde er erneut verhaftet und wieder ins Gefängnis Holstenglacis eingeliefert. Die Staatsanwaltschaft beim Hanseatischen Oberlandesgericht erhob am 25. Februar l944 Anklage gegen Otto Goetzke und fünf Mitangeklagte: Der Tatvorwurf lautete "Vorbereitung zum Hochverrat in Tateinheit mit Feindbegünstigung". In der Anklageschrift hieß es, "dass frühere Kommunisten versuchten, in Hamburg eine kommunistische Organisation wieder aufzubauen … man bestrebt war, in Hamburger Großbetrieben kommunistische Betriebszellen einzurichten. Das Ziel der Organisation war die Herbeiführung einer Sowjetdiktatur in Deutschland." Den Angeklagten wurde zur Last gelegt, "der Aufforderung zur Mitarbeit am Aufbau der kommunistischen Organisation Folge geleistet zu haben."

Der Strafsenat des Hanseatischen Oberlandesgerichts Hamburg verurteilte Otto Goetzke am 7. März 1944 zu 3 Jahren und 6 Monaten Zuchthaus und 3 Jahren Ehrverlust unter Anrechnung der Untersuchungshaft von 15 Monaten. Am 1. April 1944 wurde er ins Zuchthaus Celle/Außenlager Wesendorf eingeliefert, einem Lager für Strafgefangene, die beim Bau des Wesendorfer Fliegerhorstes eingesetzt wurden.

Als sich die amerikanischen Truppen der Stadt Celle näherten, wurden das Zuchthaus Celle und das Außenlager am 10. April 1945 geräumt und die Gefangenen Richtung Zuchthaus Dreibergen/Bützow getrieben. Es war ein Todesmarsch. Ob und wie viele Gefangene dort ankamen, ist nicht bekannt. In der Akte Goetzke ist vermerkt: "Von Celle auf Transport nach Dreibergen gekommen. Seitdem vermisst. Nachforschungen bisher ohne Erfolg."

Otto Goetzke wurde am 12.5.1950 für tot erklärt.

Stand: August 2020
© Margrit und Helmut Rüth

Quellen: StaH 351-111_11666, 351-111_11665, 351-111_11667, 351-111_11664, 351-11_11720; Adressbuch Harburg-Wilhelmsburg 1937; Harburger Opfer des Nationalsozialismus S. 5 (Bezirksamt Harburg Hrsg.); "die anderen". Widerstand und Verfolgung in Harburg und Wilhelmsburg. Zeugnisse und Berichte 1933-1945, (Brügmann, Dreibrodt, Meyer, Nehring), Hamburg 1980 (8. Aufl.), S. 85, 178, 192, 213.

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