Namen, Orte und Biografien suchen


Bereits verlegte Stolpersteine


zurück zur Auswahlliste

Edgar Rosenbaum * 1914

Grindelallee 138 (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER WOHNTE
EDGAR ROSENBAUM
JG. 1914
FLUCHT 1938 BELGIEN
FRANKREICH
INTERNIERT DRANCY
DEPORTIERT 1942
RICHTUNG AUSCHWITZ
TOT AUF TRANSPORT

Weitere Stolpersteine in Grindelallee 138:
Hugo Frank, Bertha Hauptmann, Ernst Hauptmann, Selma Pincus, Rieckchen Weil

Siegmund Rosenbaum, geb. am 21.6.1885 in Hamburg, Flucht nach Belgien, 1940 über die Internierungslager Saint-Cyprien, Gurs, Récébédou und Drancy (alle Frankreich) am 12.8.1942 nach Auschwitz deportiert, ermordet
Margarethe Rosenbaum, geb. Lichtenstein, geb. am 13.1.1892 in Frankfurt am Main, Flucht nach Belgien, von dort am 19.4.1943 über das Lager Malines (Mechelen)/Belgien nach Auschwitz deportiert, dort ermordet
Edgar Rosenbaum, geb. am 8.3.1914 in Hamburg, Flucht nach Belgien, 1942 über die Internierungslager Récébédou, Gurs und Drancy nach Auschwitz deportiert, dort ermordet

Grindelallee 116 und Grindelallee 138

Siegmund Rosenbaum war der Sohn von David Rosenbaum und dessen Frau Theresa, geborene Posner. Seine Geschwister Julius (geboren 1. April 1879, gestorben 31. Oktober 1939), Albert und Benny lebten ebenfalls in Hamburg, wie auch die bereits 1929 verstorbene Halbschwester Ella Rosenbaum (Mutter: Helene Rosenbaum, geborene Goldfarb).

Siegmund heiratete Margarethe "Grete" Lichtenstein, die am 13. Januar 1892 in Frankfurt am Main geboren worden war. Sie war die Tochter von Josef Lichtenstein (geboren 17. September 1865 in Wloclawek, Polen) und dessen Frau Valeska, geborene Daniel (geboren 28. April 1860 in Halle). Margarethe hatte zwei Brüder: Eduard, geboren 1. April 1888, und Arthur, geboren 22. Mai 1890. Ihr Vater Josef Lichtenstein war Oberkantor an der Neuen Dammtorsynagoge in der Beneckestraße.

1914 bekamen Siegmund und Margarethe Rosenbaum ihr einziges Kind, einen Sohn, den sie Edgar nannten. Siegmund nahm am Ersten Weltkrieg teil, war von Beruf Auktionator und betrieb mit seinem Bruder Julius bis 1925 ein Auktionshaus mit Lokalen (Filialen) an den Hohen Bleichen 16a und an der Grindelallee 36. Die Geschäfte liefen schlecht und sie mussten die Firma aufgeben. Siegmund Rosenbaum eröffnete anschließend ein Auktionshaus mit Geschäftsadressen an der Grindelallee 83 und an der Ferdinandstraße 65. Sein Bruder Julius war auch dort Mitinhaber. 1931 mussten sie auch diese Firma aufgeben. Danach arbeitete Siegmund als Möbelverkäufer. Da Julius bis 1933 ein Möbelgeschäft am Neuen Wall betrieb, ist es denkbar, dass er dort arbeitete.

Die Kultussteuerkarte von Siegmund Rosenbaum nennt als Privatadressen der Familie Grindelallee 83II und 146II. Das Hamburger Adressbuch verzeichnet von 1930 bis 1933 die Adresse Grindelallee 83, danach bis 1935 Grindelallee 116, 1936 taucht Grindelallee 138 auf. 1935 zog die seit 1929 verwitwete Valeska Lichtenstein für einige Monate zur Familie ihrer Tochter Margarethe in die Grindelallee 116III. Valeska Lichtenstein emigrierte im Oktober 1935 nach Brüssel.

Wie es Siegmund, Margarethe und Edgar Rosenbaum in der Zeit von 1933 bis 1938 erging, ist nicht überliefert. Edgar, der Schauspielschüler und, zeitweise stellungsloser, kaufmännischer Angestellter war, wohnte zuletzt bei seinen Eltern in der Grindelallee 138III, bevor er im August 1938 ebenfalls nach Belgien floh. Er hatte eine Verlobte, die sich 1946 beim Internationalen Suchdienst des Roten Kreuzes nach seinem Verbleib und dem seiner Eltern erkundigte.

Siegmund und Margarethe Rosenbaum folgten ihrem Sohn im Oktober desselben Jahres. Sie konnten 180 Reichsmark und einige bescheidene Haushaltsgegenstände, aber keine Möbel mitnehmen. Die Familie lebte in Brüssel, Rue du Ceptre 53.

Edgar Rosenbaum wurde nach der Besetzung Belgiens durch deutsche Truppen im Mai 1940 festgenommen und zunächst ins französische Internierungslager Récébédou überführt. Auf der Transportliste wurde sein Beruf mit "Zeichner" angegeben.

Siegmund Rosenbaum wurde ebenfalls im Mai 1940 verhaftet. Ihn brachte man zunächst in das französische Internierungslager Saint-Cyprien. Nach der Überflutung des Lagers Ende Oktober 1940 wurde er nach Gurs überführt und von dort am 17. März 1941 nach Récébédou, wo er seinen Sohn Edgar wiedertraf. Am 8. August 1942 wurden Vater und Sohn zusammen von Récébédou über Gurs mit dem Transport 901-13 nach Drancy gebracht. Hier wurden weitere Deportierte hinzugefügt und am 12. August 1942 verließen Edgar und Siegmund Drancy mit dem Transport Nr. 18 in Richtung Auschwitz. 705 Personen aus diesem Transport wurden sofort ins Gas geschickt, insgesamt gab es nur zehn Überlebende. Edgar und Siegmund Rosenbaum waren nicht darunter.

Margarethe Rosenbaum war zunächst in das belgische Lager Malines (deutsch Mechelen) eingeliefert worden. Von dort führte ihr Weg am 19. April 1943 nach Auschwitz. Sie kehrte ebenfalls nicht zurück.

Über den weiteren Lebensweg von Margarethes Mutter Valeska Lichtenstein ist nichts bekannt.

Stand: Juli 2017
© Ulrike Sparr mit Ergänzungen von Frauke Steinhäuser

Quellen: 1; 2; 4; 5; 8; Hamburger Adressbuch; StaH 314-15 Oberfinanzpräsident FVg 5002; StaH 351-14 Arbeits- und Sozialfürsorge – Sonderakten 1731; StaH 351-11 Amt für Wiedergutmachung 31778; www.pz-ffm.de/stichwortdesmonats.html?&tx_ttnews[tt_news]=159&Fsize=1 (letzter Aufruf: 19.08.15); www.
statistik-des-holocaust.de (letzter Aufruf:19.08.15); http://bdi.memorialdelashoah.org/internet/jsp/core/MmsRedirector.jsp?id=49163&type=VICTIM# (letzter Aufruf:07.08.15); http://bdi.memorialdelashoah.org/internet/jsp/core/MmsRedirector.jsp?id=49089&type=VICTIM# (letzter Aufruf:07.08.15); Auskunft IKRK Bad Arolsen, Mail v. 24.9.2015; E-Mail-Auskunft von Dorien Styven, Kazerne Dossin – Mahnmal, Museum und Dokumentationszentrum, Malines (Belgien) vom 20.9.2016.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

druckansicht  / Seitenanfang