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Friederike (Frieda) Cohn * 1862

Grindelhof 2 (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER WOHNTE
FRIEDA COHN
JG. 1862
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 1.8.1942

Weitere Stolpersteine in Grindelhof 2:
Bruno Seelig, Gerd Seelig, Horst Seelig, Lina Seelig, Manfred Seelig

Friederike (Frieda) Cohn, geb. am 7.6.1862 in Hooksiel, am 15.7.1942 nach Theresienstadt deportiert, dort umgekommen am 1.8.1942

Grindelhof 2

Frieda Cohns Eltern waren Aron und Henriette Cohn, geborene Vogelier. Sie selbst blieb unverheiratet und wohnte bis März 1940 an ihrem Geburtsort Hooksiel im Landkreis Friesland. Leider wissen wir über ihr Leben bis zur NS-Verfolgung nichts. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde sie zusammen mit fast allen Jüdinnen und Juden Jevers und der Gemeinde Wangerland, zu der Hooksiel gehörte, von der SA verhaftet und ins Gefängnis des Amtsgerichts Jever gebracht. Am Nachmittag wurden die Frauen, darunter Frieda Cohn, wieder entlassen. Als sie in ihre Wohnungen zurückkehrten, fanden sie diese von der SA, der Hitlerjugend und dem Mob geplündert vor.

Noch knapp anderthalb Jahre lebte Frieda Cohn in Hooksiel. Dann wurde sie zusammen mit allen anderen im Landkreis Friesland lebenden Jüdinnen und Juden vertrieben. Am 26. Januar 1940 hatten der Kriminalsekretär der Gestapo Wilhelmshaven, der Landrat des Landkreises Friesland, der Jeveraner Bürgermeister und der NSDAP-Ortsgruppenleiter beschlossen, in einer abgestimmten Aktion "gegen die im Landkreis Friesland wohnenden Juden vorzugehen, damit ihre Abwanderung ins Binnenland und ihre Auswanderung beschleunigt durchgeführt wird". Das betraf 47 Männer und Frauen. Sieben der Frauen waren älter als 70 Jahre alt, mittellos und alleinstehend. Eine Auswanderung war ihnen aus finanziellen und Altersgründen unmöglich. Daher sollte der Vorsteher der Synagogengemeinde Jever, Julius Gröschler, ihre "Umsiedlung" offenbar direkt in die Wege leiten. Zu diesen Frauen gehörte auch die damals bereits 77 Jahre alte Frieda Cohn. Gröschler gelang es, für sie in Hamburg eine Unterkunft zu finden; im März 1940 kam sie in der Hansestadt an und wohnte zunächst in der Hochallee 66. Ihr Hausrat wurde ebenso wie jener der zur Auswanderung gezwungenen Jüdinnen und Juden "in der Jeveraner Gaststätte ,Zum Birnbaum‘ zum Spottpreis verhökert", so der ehemalige Jeveraner Lehrer und Leiter des Forschungsprojekts "Juden in Jever", Hartmut Peters. Aus der Hochallee siedelte Frieda Cohn 1942 in das Altersheim in der Beneckestraße 6 über, das sie jedoch wieder verlassen musste, um in den Grindelhof 2 zu ziehen.

Am 15. Juli 1942 wurde die inzwischen 80-Jährige nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 1. August 1942 starb. Ihr Name steht auf dem Mahnmal für die ermordeten Jüdinnen und Juden Jevers.

Stand: Juli 2017
© Stephanie Fleischer

Quellen: 1; 4; StaH 522-1 Jüdische Gemeinden 992 d 35, Bd. 5/217; Peters: Die Vertreibung; Tagesbefehl des Ältestenrates Nr. 187 vom 3.8.1942, 7./Todesfälle, Am 1. August 1942, online auf: www.holocaust.cz/de/datenbank-der-digitalisierten-dokumenten/dokument/77206-tagesbefehl-des-ltestenrates-nr-187-vom-3-8-1942 (letzter Aufruf: 27.7.2016).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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