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Margarethe Conu (geborene Simon) * 1878

Agathenstraße 3 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)

1941 Lodz

Weitere Stolpersteine in Agathenstraße 3:
Herbert Frank, Frieda Laura Frank, Kraine Goldberger, Benjamin Goldberger, Lea Goldmann, Bela Meier, Henry Meier, Alexander Nachum, Clara Nachum

Margarethe Conu, geb. Simon, geb. am 1.6.1878 in Berlin, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz

Agathenstraße 3

Margarethe Conus Eltern waren Flora, geb. Reibach, und Carl Simon. Sie war verheiratet mit Strulu Conu (geb. 18.11.1875), der in Botusani im damaligen Rumänien geboren wurde. Er war staatenlos. Strulu Conus Eltern hießen Ersu Conu und Dwosia, geb. Steinberg. Margarethe und Strulu Conu hatten vier Kinder: Erna (geb. 10.3.1902), die nach ihrer Heirat mit einem Griechen Irini Missir hieß, Herta (geb. 17.6.1906), Max (geb. 14.1.1909) und Berta (geb. 7.11.1914).

Die Conus besaßen von 1923 bis 1926 ein Spielwarengeschäft. Im Adressbuch ist die Spielwarengroßhandlung unter Margarethes Namen unter der Adresse Elbstraße 59 eingetragen. 1927 eröffnete Strulu Conu mit der Tochter Herta, die Friseurin gelernt hatte, ein Friseurgeschäft, das wohl ab 1936 im Hinterzimmer der Parterrewohnung in der Grindelallee 53 betrieben wurde. Von 1910 bis 1934 hatte die Familie in Altona nahe der Grenze zu Hamburg gewohnt, nämlich an den Adressen Circusstraße 3, Amselweg 3 und Beim Grünen Jäger 15. Im Adressbuch 1936 war der Damenfriseur St. Conu noch unter der Adresse Martin-Lutherstraße 29 vermerkt. Als die Familie dann in die Grindelallee zog, waren die Kinder schon erwachsen. Die Wohnung hatte sieben Zimmer, von denen zwei für das Friseurgeschäft genutzt und drei Zimmer vermietet wurden. Die älteste Tochter zog mit ihrem Mann Janko in die Rappstraße. Ende der 1930er Jahre wurde die Wohnung in der Grindelallee mit dem Friseurgeschäft aufgegeben. Als weitere Adressen tauchen Mildestieg 26, Hegestraße 23 und dann Heinrich-Barth-Straße und Agathenstraße auf.

Im April 1939 wanderte die Tochter Erna (Irina) mit ihrem Mann nach Griechenland aus. Bevor die deutsche Wehrmacht Griechenland besetzte, flohen sie nach Jerusalem, von wo sie 1945 nach Griechenland zurückkehrten.

Im Mai 1939 emigrierte Sohn Max, der Autoschlosser gelernt hatte, mit seiner Ehefrau Ilse nach England, weil er in Hamburg als Jude keine Arbeitsstelle mehr fand. Auch die Tochter Herta emigrierte nach England, vielleicht zusammen mit der Familie ihres Bruders Max.

Margarethe und Strulu Conu planten, ihren Kindern zu folgen und betrieben ihre Auswanderung nach England, stellten die nötigen Anträge und füllten die Listen für das Umzugsgut aus. Wegen dieser Listen geriet Strulu Conu noch in Schwierigkeiten, weil sich bei einer Prüfung angeblich herausstellte, dass er bei einigen Gegenständen ein falsches Jahr für den Erwerb eingetragen hatte. Im Juli fuhren Margarethe und Strulu nach Bremen und wohnten bei Tochter Berta und Schwiegersohn Erich Alexander in der Legion-Condor-Straße 60. Der Hausrat wurde in Hamburg in einer Spedition eingelagert. Von Bremen aus versuchten Margarethe und Strulu Conu mit Hilfe eines "Schleusers" illegal über die Grenze nach Belgien zu gelangen. Diesem Schleuser hatten Conus im Juli 1939 800 Reichsmark gezahlt. Er holte das Ehepaar in Bremen ab, brachte es mit dem Zug nach Duisburg und von dort in einem Auto nach Kaldenkirchen. An der Grenze wurden die beiden aber gemeinsam mit einigen anderen Personen aus Hamburg festgenommen. Ein eingeleitetes Devisenermittlungsverfahren wurde im Oktober eingestellt, vermutlich wegen Strulu Conus schlechtem Gesundheitszustand. Zurück in Hamburg, wohnten Conus in der Hegestraße 23 II bei Ehrenhaus. (Walter und Selma Ehrenhaus wurden am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert.) Am 9. September 1939 hieß es in der Akte beim Oberfinanzpräsidenten: "Wandert nicht aus!" Am 24. August 1939 hatte Strulu Conu mitgeteilt: "… Meine Tochter, die im Auslande lebte, ist plötzlich verstorben." Die Tochter Herta starb am 27. Juli 1939. Damit zerschlugen sich alle Pläne des Ehepaars. Wenig später, im Februar 1940 verstarb dann Strulu Conu. Todesursache war möglicherweise Tbc. Schon 1937 hatte er einige Wochen in einer Lungenheilstätte verbracht, aus der er auf eigenen Wunsch entlassen wurde, ohne geheilt zu sein.

Die jüngste Tochter Berta blieb in Deutschland. Am 22.3.1934 wurde ihr unehelicher Sohn Herbert geboren. Den zweiten unehelichen Sohn Rolf, geb. am 27.1.1936, nahm dessen Vater zu sich. Berta heiratete den Bremer Erich Alexander. Sie, ihr Ehemann und Sohn Herbert wurden am 17. November 1941 von Bremen nach Minsk deportiert und kehrten nicht zurück.

Margarethe Conu wurde nur drei Wochen vorher von Hamburg aus mit der ersten Deportation am 25. Oktober 1941 nach Lodz deportiert und ermordet.

© Susanne Lohmeyer

Quellen: 1; 2 (FVg 5788; R1939/1152; R1939/1336); 5 ;8; StaH 351-11 AfW, AZ 140109 Max Conu und AZ 010678; HAB II 1926,1936,1937; Altonaer Adressbuch II, 1915, 1920, 1928.

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