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Simon De Beer * 1906

Eiffestraße 606 (Hamburg-Mitte, Hamm)


HIER WOHNTE
SIMON DE BEER
JG. 1906
FLUCHT 1938 HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Weitere Stolpersteine in Eiffestraße 606:
Pauline De Beer, James De Beer, Sientje Jetty De Beer, Bruno Gortatowski, Vera Adelheid Marcus

Simon de Beer, geb. 12.4.1906 Sappemeer/Groningen, interniert im Lager Westerbork, deportiert nach Auschwitz, Tod 30.9.1942

Pauline de Beer-Auerbach, geb. Auerbach, geb. 14.6.1908 Hamburg, interniert im Lager Westerbork, deportiert nach Auschwitz, Tod 23.7.1942

James de Beer, geb. 20.4.1937 Hamburg, interniert im Lager Westerbork, deportiert nach Auschwitz, Tod 30.9.1942

Sientje Jetty, geb. 30.9.1939 Amsterdam, interniert im Lager Westerbork, deportiert nach Auschwitz, Tod 23.7.1942

Eiffestraße 606

Simon de Beer war das einzige Kind von Isaak und seiner Ehefrau Sientje de Beer, geb. Salomon, die aus einer großen jüdischen Kaufmannsfamilie stammten (s. dieselben). Er war am 12.4.1906 in Sappemeer bei Groningen/NL zur Welt gekommen und wurde später Kaufmann wie sein Vater.

Ende der 1920er Jahre war Isaak de Beer mit seiner Familie nach Hamburg gezogen. Ihr vorheriger Wohnort konnte nicht festgestellt werden. Ihre erste Wohnung fanden sie als Untermieter in der Averhoffstraße 40 II. Am 1. Januar 1929 übernahm Sientje de Beer am Valentinskamp 61 in der Neustadt die Wirtschaft des Ehepaars Küsel, zu der eine Wohnung gehörte.

1930 trat Simon de Beer gleichzeitig mit seinen Eltern in die Hamburger jüdische Gemeinde ein. Im Gegensatz zu seinem Vater wurde er nie zur Zahlung von Gemeindebeiträgen veranlagt. Über seine Berufstätigkeit ist wenig bekannt. Mitte der 1930er Jahre war er als Reisender (Vertreter) tätig. Bis zu seiner Heirat wohnte er bei seinen Eltern in der Mittelstraße 15 in Hamburg-Hamm (heute: Carl-Petersen-Straße).

Am 12. April 1936 schloss Simon de Beer die Ehe mit Pauline Auerbach, geb. 14.6.1908 in Hamburg, nicht 1906, wie fälschlicherweise verschiedentlich, auch auf dem Stolperstein, angegeben. Ihre Eltern stammten aus dem damals österreichischen Galizien. Dort war der Vater, Jacob Auerbach, am 10.10.1877 in Husiatyn zur Welt gekommen, die Mutter Jette, geb. Stern, am 20.12.1884 in Buczacz.

Anfang des 20. Jahrhunderts gründeten Jacob und Jette Auerbach in Hamburg eine Familie.
Der Stammhalter Isidor kam am 4.7.1906 zur Welt. Nach Paulines Geburt 1908 folgten die Geschwister Berthold (1909), Erna (1910) und Friedrich (1915). Jacob Auerbach arbeitete sich vom kleinen Eierhändler in der Feßlerstraße 16 in Barmbek-Süd zum Importeur und Großhändler in der Finkenau 27 empor, der trotz aller Widrigkeiten nach der Übernahme der Regierung durch die Nationalsozialisten sein Geschäft bis 1937 fortführte. Dann wurde ihm als Juden der Import von Eiern aus Dänemark und den Niederlanden unmöglich gemacht.

Schon am 11. Januar 1936 war Jette Auerbach im Alter von nur 51 Jahren gestorben.
Am 23. Oktober 1938 emigrierte Jacob Auerbach in die USA, wo er bereits am 25. Dezember 1940 in Rhode Island starb.

Nach ihrer Heirat zogen Simon und Pauline de Beer in die Eiffestraße 606. Er betrieb einen Lebensmittelhandel, der so wenig einbrachte, dass er keine Kultussteuern an die Jüdische Gemeinde zahlen musste.

Am 20. April 1937 kam der Sohn James zur Welt. Die Großeltern, Isaak und Sientje de Beer, kehrten im Dezember 1937 in die Niederlande zurück. Simon de Beers Mutter starb wenige Wochen später im Krankenhaus in Groningen.

Ein halbes Jahr nach dem Tod seiner Mutter, am 15. Juni 1938, zog Simon de Beer nach Amsterdam, um eine neue Existenz aufzubauen. Er fasste Fuß, und am 30. September 1939 wurde das zweite Kind geboren, Sientje Jetty, genannt nach den beiden Großmüttern. Erst danach, am 7. November 1939, meldete er sich in Hamburg ab.

Nach der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 änderte sich für die Familie, die in der Tweede Oosterparkstraat 44 II in Amsterdam wohnte, zunächst wenig. Dann jedoch, als 1942 in großem Umfang die Deportationen einsetzten, wurde Pauline de Beer-Auerbach mit ihren Kindern, vermutlich auch Simon de Beer, am 19. Juli 1942 kurzzeitig im Durchgangslager Westerbork interniert und zwei Tage später mit dem Transport nach Auschwitz geschickt.

Für Pauline de Beer-Auerbach, Kinder James und Sientje Jetty gilt nach niederländischem Recht der 23. Juli 1942 als Todestag, für Simon de Beer der 30. September 1942. Ob Simon erst später deportiert wurde oder länger in Auschwitz lebte, ließ sich nicht klären.

Die Wohnungseinrichtung wurde im Zuge der sogenannten Möbel-Aktion durch den Einsatzstab von Reichsleiter Alfred Rosenberg beschlagnahmt und nach Deutschland abtransportiert.

Die Geschwister Pauline de Beer-Auerbachs überlebten im Exil.

Stand: Januar 2020
© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 4; 5; 8; StaHH 351-11, Wiedergutmachung, 3435, 33235; 332-5, Personalregister; 376_2, Spz VIII C 1, Gewerbeanmeldungen.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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