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Frieda Aron * 1901

Heinrich-Barth-Straße 10 (Eimsbüttel, Rotherbaum)

1941 Minsk
ermordet

Weitere Stolpersteine in Heinrich-Barth-Straße 10:
Sara Aron, Isidor Blankenstein, Adele Levy

Frieda Aron, geb. 13.1.1901 in Hamburg, deportiert am 18.11.1941 nach Minsk, Todesdatum unbekannt

Heinrich-Barth-Straße 10

Frieda Aron wurde am 13.1.1901 in der Hansestadt Hamburg geboren. Sie lebte mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder Willy in einer Vier-Zimmerwohnung in der Hallerstraße 24 II b. Ihr Vater Wolff Moses Aron, geboren am 1.12.1853, ein Kaufmann, gab mit 71 Jahren altersbedingt sein Gewerbe auf. Friedas Mutter Sara, geboren am 23.4.1864, gebürtige Werthsheimer, war dessen zweite Ehefrau. Den Lebensunterhalt bestritt die Familie durch die Vermietung von Zimmern sowie durch finanzielle Hilfe, die sie von den vier erwachsenen Kindern aus der ersten Ehe des Vaters erhielt: Ein Sohn lebte in Farmsen, zwei verheiratete Töchter in Ostfriesland und eine Tochter in Amerika, vermutlich bei den Großeltern in New York. Alle unterstützten den Vater nach Möglichkeit. Friedas Bruder Willy, geboren am 7.5.1902, ging 1927 ebenfalls nach Amerika und half nach dem Tod des Vaters von dort aus seiner Mutter und Schwester Frieda mit Geldsendungen.

Frieda erlernte den Beruf einer Kinderpflegerin und übte diesen auch aus. Doch im Alter von 24 Jahren erkrankte sie schwer an Lungen-TBC und konnte ihrem Beruf nicht mehr nachgehen. Die Wohlfahrtsbehörde trug die (geringen) Kosten eines knapp zehnmonatigen Kuraufenthalts in der M.A. Rothschild’schen Lungenheilstätte in Nordrach, Bad Schwarzwald. Diese Stiftung, 1905 ins Leben gerufen, sollte weiblichen jüdischen Lungenkranken eigentlich unentgeltlich zugute kommen, wegen wirtschaftlicher Probleme mussten dann jedoch Teile der Kosten umgelegt werden. Die Hamburger Arbeits- und Fürsorgebehörde übernahm diese, denn Frieda lebte streng religiös und hielt die jüdischen Speisegesetze ein. Dies gewährleistete die Lungenheilanstalt, der auch eine Synagoge und ein Friedhof angeschlossen waren, während der Kur.

Doch auch nach Beendigung des Kuraufenthaltes war Frieda nicht gesund. Die Fürsorger berichteten nach Hausbesuchen wiederholt von gesundheitlichen Problemen. Seit Oktober 1932 machte ihr ein organisches Nervenleiden zu schaffen, das eine linksseitige Lähmung zur Folge hatte. Zudem war sie auf dem linken Auge aufgrund eines Hornhautgeschwürs erblindet. Im Dezember 1932 lebte sie bei ihrer Familie in der Grindelallee 12 b, denn sie war bettlägerig, und ihre Mutter pflegte sie dort. Der Bruder Willy schickte für die Miete wöchentlich 10 RM aus Amerika. Im Februar 1934 verschlechterte sich Friedas Gesundheitszustand wiederum, und sie wurde für vier Wochen in ein Krankenhaus aufgenommen. Es dauerte, bis sie wieder arbeitsfähig war. Erst ein Jahr später fand sie Beschäftigungen, nun als Haushaltshilfe in jüdischen Haushaltungen. Wegen des sozialen Abstiegs oder der Emigration ihrer Arbeitgeber musste sie oft wechseln. Aber sie konnte der Wohlfahrtsbehörde mitteilen, dass sie deren Unterstützungen nicht mehr in Anspruch nehmen müsse.

Ab Oktober 1937 lebte Frieda zusammen mit ihrer Mutter Sara in der May‘ schen Stiftung (eine Stiftung für Kranke und Hilfsbedürftige) und erhielt Zuwendungen aus dem jüdischen Winterhilfswerk, welches 1935 gegründet worden war. Vermutlich bei der Hausarbeit zog sie sich eine Handverletzung zu, die zu einer Blutvergiftung führte, wegen der sie im Israelitischen Krankenhaus in Hamburg behandelt wurde. Ab 9. Oktober 1937 meldete sie sich wieder als erwerbsfähig, obwohl die Hand nicht wieder ganz verheilt war. Sie versicherte sich selbst bei der AOK Hamburg und arbeitete weiter als Haushaltshilfe in jüdischen Haushaltungen.

Frieda blieb bis zu ihrer Deportation ledig und kinderlos. Ihre Mutter sowie der Vermieter Gustav Seligmann scheinen ihre engsten Bezugspersonen gewesen zu sein.

Am 18. November 1941 wurden Frieda und Sara Aron von Hamburg in das Getto Minsk, Weißrussland, deportiert. In der Deportationsliste wurde Frieda als Arbeiterin eingetragen.

Bemerkenswert ist, dass jüdische Bekannte auch nach der Deportation immer wieder versuchten, zu Frieda Kontakt aufzunehmen und sie zu unterstützen, indem sie ihr per Post Geld anwiesen. Vor allem ihr Vermieter Gustav Seligmann ließ ihr wiederholt einige Reichsmark ins Getto zukommen, bevor er selbst am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde, wo er am 23. Januar 1943 starb.

Ein genaues Todesdatum von Frieda Aron dagegen ist nicht bekannt. Doch sind "Tagesnachweise" aus dem Getto Minsk von ihr erhalten, deshalb kann davon ausgegangen werden, dass sie mindestens noch ein knappes Jahr in dem Getto lebte, denn der letzte Beleg datiert vom 19. September 1942.

Stand Juni 2014

© Kristina Rudi

Quellen: StaH, 314-15 Oberfinanzpräsident J3. 3/11 Unterakte Aron, Frieda; StaHH, 351-14 Arbeits- und Sozialfürsorge, 901, Fürsorgeakte; StaH, 522-1 Jüdische Gemeinden, 992b Kultussteuerkartei; StaH, 522-1 Jüdische Gemeinden, 992e Band 1-5 Deportationslisten; Benz, Wolfgang. Nationalsozialistische Zwangslager. Strukturen und Regionen. Täter und Opfer, Dachau, 2011; http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/directory.html.de?result#frmResults (Stand: Mai 2014); http://db.yadvashem.org/names/nameDetails.html?itemId=3851410&language=en (Stand: Mai 2014); http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/j%C3%BCdisches-leben-zur-zeit-der-nationalsozialistischen-verfolgung-1933-1945 (Stand: Mai 2014).

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