Namen, Orte und Biografien suchen


Bereits verlegte Stolpersteine


zurück zur Auswahlliste

Marianne de Zwart (geborene von der Porten) * 1917

Bogenstraße 32 / Schule (Eimsbüttel, Harvestehude)


HIER LERNTE
MARIANNE
DE ZWART
GEB. VON DER PORTEN
JG. 1917
FLUCHT 1935 HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 1944
AUSCHWITZ, BERGEN-BELSEN
ERMORDET JAN. 1945

Weitere Stolpersteine in Bogenstraße 32 / Schule:
Marion Werner

Eva Marianne De Zwart-von der Porten, geb. 19.5.1917, Flucht nach Holland 1935, deportiert am 3.9.1944 nach Auschwitz, gestorben im Januar 1945 in Bergen-Belsen

Mittelweg 118 (Rotherbaum) / Bogenstraße 2/Schule

Eva-Marianne wurde am 19. Mai 1917 als jüngste von drei Töchtern der Familie von der Porten in Hamburg geboren. Die Wurzeln der Familie von der Porten – ursprünglich Knorr - lassen sich über mehrere Generationen in die Niederlande verfolgen, ab dem Jahr 1790 findet sich der Name im Hamburger Adressbuch. Die Familie hatte eine Reihe erfolgreicher Ärzte und Kaufmänner hervorgebracht und auch Eva-Mariannes Vater Ernst von der Porten (s. ders.) war Mediziner. Er heiratete am 26. November 1911 die am 2. Dezember 1882 ebenfalls in Hamburg geborene Friederike Frieda Alexander von der Porten (s. dies.), geborene Jaffee, Tochter eines Immobilienmaklers. Diese brachte vor Eva-Marianne die Töchter Gerda Friederike (1912) und Hanna Irene (1914) zur Welt.

Es gibt nur wenige Informationen über Eva-Mariannes Kindheit. Sie lebte mit ihren Eltern und ihren Schwestern bei ihren Großeltern mütterlicherseits, Jacob Alexander und Lina Alexander-Jaffé, im Mittelweg 181. Dort führte der Vater seine Praxis für Allgemeinmedizin und Geburtshilfe. Religion spielte wohl keine wesentliche Rolle im Familienleben. Eva-Marianne besuchte zunächst das Gymnasium Klosterschule, an dem ihre Schwester Gerda ihr Abitur ablegte, wechselte jedoch 1931 an die nahegelegene Helene-Lange-Oberrealschule, die sie 1934 verließ. Die Schule, die einst zahlreiche jüdische Kinder besucht hatten, schloss diese als eine der ersten vom Unterricht aus, 1937 gab es keine jüdischen Schülerinnen mehr dort.

Im September 1935 ging Eva-Marianne in die Niederlande, um Kunst zu studieren. Sie besuchte bis 1938 die "Kunstnijverheidsschool" (Hochschule für Kunst und Gewerbe). Ihren Briefen zufolge genoss sie das Studium. Sie lebte zunächst bei einem bekannten deutsch-jüdischen Paar in Amsterdam, bevor sie 1938 zu ihrer Schwester Hanna Irene und deren Ehemann Hans Sigmund Cramer zog. Hanna Irene starb jedoch im selben Jahr bei der Geburt ihres Kindes. Eva-Marianne blieb zunächst bei Cramer, Ende 1938 holten ihre Eltern sie nach Brüssel, wohin sie mittlerweile emigriert waren. Der Hauptgrund scheint weniger die für Juden immer schwierigere Situation in Deutschland, sondern der tragische Tod der Tochter Irene gewesen zu sein, der besonders den Vater sehr getroffen hatte. Briefe von Eva-Marianne zeugen davon, dass die Eltern sehr niedergeschlagen waren, sie lebten – so die Tochter - nur in der Vergangenheit.

Vermutlich war Marianne nicht glücklich über den Ortswechsel, denn er bedeutete die räumliche Trennung von Dick Johannes de Zwart, den sie 1936 kennengelernt hatte. Dick, am 2. September 1914 in der Niederländischen Kolonie Ostindien geboren, lebte seit 1934 in Amsterdam und studierte mit Eva-Marianne an der Kunsthochschule im Vertiefungskurs "Kunst in der Werbung und Fotomontage".
Marianne setzte ihr Studium auch in Brüssel fort, dort schrieb sie sich an der Acádémie royal des beaux-arts ein.

Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen im Mai 1940 verhafteten die Belgier alle im Land lebenden Deutschen, auch die jüdischen. So wurde Eva-Mariannes Vater Ernst interniert und in das Lager St. Cyprien nahe Perpignan in Südfrankreich deportiert. Nach einem fehlgeschlagenen Suizidversuch wurde er ins nahegelegene Krankenhaus St. Jean verlegt. Seine Frau konnte ihm im November illegal nach Perpignan folgen. Das Ehepaar beging dort Selbstmord. Marianne hatte bereits 1938 in Briefen berichtet, dass die Eltern einen Neuanfang in einem neuen Land nicht verkrafteten.

Marianne hatte den nichtjüdischen Dick am 20.7.1940 geheiratet und folgte ihm im November 1940 in die Niederlande. Das Paar zog nach Naarden, eine Kleinstadt in der Nähe von Amsterdam, zu Dicks Eltern. Aufgrund der Heirat mit einem Niederländer hatte Eva-Marianne dessen Staatsbürgerschaft annehmen können, was es ihr erleichterte, die Grenze zu überqueren. Im Sommer 1943 tauchte sie eine Zeitlang an einem unbekannten Ort unter.

Am 4. Mai 1944 wurden Eva-Marianne und ihr Mann Dick in ihrer Wohnung verhaftet. Dick wurde als "Arier" bald darauf wieder freigelassen. Nach eigenen Angaben versuchte Dick zwei Monate lang, seine Frau aus der Haft freizubekommen. Er drang vor bis zu SS-Hauptsturmbannführer Ferdinand aus den Fünten, doch die Deportation war bereits entschieden.

Laut Akten des Amsterdamer Judenrats gelangte Eva-Marianne am 6. Juni 1944 in das Lager Westerbork, wurde dort als niederländische Jüdin registriert und der Strafbaracke zugeteilt. Am 3. September 1944 befand sie sich unter den Deportierten nach Auschwitz. Von dort wurde sie Ende Oktober nach Bergen-Belsen überführt. Im KZ Bergen-Belsen erkrankte Eva-Marianne und wurde dem "Schonungsblock" zugeteilt. Mitgefangene berichteten nach dem Krieg, dass ihr Zustand sich verschlechterte, als die Gefangenen im Januar 1945 in das Lager für russische Gefangene überführt wurden. Marianne sei apathisch und in schlechter körperlicher Verfassung gewesen, was schließlich zu ihrem Tod geführt habe.
Das genaue Datum von Mariannes Tod ist nicht bekannt. Ihre Todesurkunde bescheinigt lediglich, dass sie im Januar 1945 in Bergen Belsen verstorben ist.

Mariannes Schwester Gerda überlebte den Krieg.

© Nach Recherchen und einer englischen Textvorlage von Lucas Brujin/Niederlande. Deutsche Kurzfassung: Paula A. Oppermann

druckansicht  / Seitenanfang