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Erna Perls (geborene Levy) * 1882

Lüneburger Straße 46 (Harburg, Harburg)


HIER WOHNTE
ERNA PERLS
GEB. LEVY
JG. 1882
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1944 AUSCHWITZ
ERMORDET

Erna Perls, geb. Levy, geb. am 4.6.1882 in Harburg, deportiert von Berlin nach Theresienstadt am 10.9.1942, weitertransportiert nach Auschwitz am 9.10.1944

Lüneburger Straße 46 (früher: Lüneburger Straße 21)

Als Erna Levy als Tochter des jüdischen Kaufmanns und Bankiers David Levy (10.12.1847–4.1.1919) und seiner Ehefrau Laura (Louisa), geb. Friede, (4.10.1854–1.2.1927) kurz nach der Eröffnung der Bahnverbindung Harburg – Cuxhaven geboren wurde, begann in Harburg eine rasante Industrialisierungsphase, die verbunden war mit einem rapiden Bevölkerungswachstum. Innerhalb von 20 Jahren (1880–1900) verdreifachte sich die Einwohnerzahl von ca. 15.000 auf ca. 45.000. Auch Erna Levys Eltern waren aus Rehburg und Minden zugewandert und hatten sich hier der jüdischen Gemeinde angeschlossen, die damals ca. 250 Mitglieder zählte und sich zu ihren Gottesdiensten in der Synagoge in der Eißendorfer Straße/Ecke Knoopstraße (damals: Albersstraße) traf. Der Friedhof dieser Religionsgemeinschaft befand sich schon damals auf dem Schwarzenberg, wo auch ihre Eltern später begraben wurden.

1903 heiratete Erna Levy im Alter von 21 Jahren ihren Mann Benno Perls (*9.12.1866), der aus einer jüdischen Familie stammte, die in der Stadt Tarnow in Galizien beheimatet war. Das junge Ehepaar ließ sich später in Berlin nieder. Über ihr gemeinsames Leben in der Spreemetropole ist genauso wenig bekannt wie über die Kindheit der beiden Eheleute. Die dramatischen politischen Veränderungen und die zunehmende existentielle Bedrohung der jüdischen Bevölkerung nach 1933 waren überall präsent. Wie ernst Benno und Erna Perls diese Gefahr genommen und wie sie darauf reagiert haben, lässt sich heute nicht mehr klären. Die Verkündung des endgültigen Auswanderungsverbots für deutsche Juden im Oktober 1941 setzte allen Überlegungen und Hoffnungen, dem drohenden Unheil noch im letzten Augenblick zu entkommen, ein jähes Ende.

Am 10. September 1942 wurden Benno und Erna Perls aus Berlin in das Getto Theresienstadt deportiert. Hier schloss Benno Perls keine vier Wochen später am 6. Oktober 1942 im Alter von 76 Jahren für immer die Augen.

In den heillos überfüllten Unterkünften dieses Lagers litten die Bewohnerinnen und Bewohner nicht nur unter dem ständigem Hunger und einer völlig mangelhaften medizinischen Versorgung, sondern auch unter der permanenten Angst vor den endlosen Abtransporten in den Osten. Am 9. Oktober 1944 – vier Wochen, bevor die Zerstörung der großen Gaskammern begann – wurde Erna Perls aus dem Getto an der Eger nach Auschwitz geschickt. Diese Hölle überlebte sie nicht.

Am 18. Januar 1954 wurde Erna Perls vom Amtsgericht Berlin-Charlottenburg auf den 31.12.1945 für tot erklärt.

Stand Dezember 2015

© Klaus Möller

Quellen: Hamburger jüdische Opfer des Nationalsozialismus. Gedenkbuch, Jürgen Sielemann, Paul Flamme (Hrsg.), Hamburg 1995; Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945, Bundesarchiv (Hrsg.), Koblenz 2006; Yad Vashem. The Central Database of Shoa Victims´ Names: www.yadvashem.org; Freie und Hansestadt Hamburg Staatsarchiv, 332-5. 12867-295 Standesämter; www.statistik-des-holocaust.de/AT61_1; Harburger Opfer des Nationalsozialismus, Bezirksamt Harburg (Hrsg.), Hamburg-Harburg 2002; Alfred Gottwald, Diana Schulle, Die `Judendeportationen´ aus dem Deut-schen Reich 1941–1945, Wiesbaden 2005; Eberhard Kändler, Gil Hüttenmeister, Der Jüdische Friedhof Harburg, Nr. 171, Hamburg 2004; Matthias Heyl, `Vielleicht steht die Synagoge noch!´ – Jüdisches Leben in Harburg 1933–1945, Norderstedt 2009; Danuta Czech, Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939–1945, Reinbek 1989.

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