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Bereits verlegte Stolpersteine


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Mirjam Streim * 1927

Grindelallee 184 (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER WOHNTE
MIRJAM STREIM
JG. 1927
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Grindelallee 184:
Jettchen Heilbut, Ernst Ephraim Streim, Erna Streim, Walter Streim

Ernst Ebrahim Streim, geb. am 4.7.1893 in Hamburg, am 6.12.1941 deportiert nach Riga, dort getötet
Erna Streim, geb. Ullmann, geb. am 1.9.1901 in Würzburg, am 6.12.1941 deportiert nach Riga, dort getötet
Mirjam Streim, geb. am 24.6.1927 in Hamburg, am 6.12.1941 deportiert nach Riga, dort getötet
Walter Streim, geb. am 23.12.1928 in Hamburg, am 6.12.1941 deportiert nach Riga, dort getötet

Grindelallee 184

Ernst Streim war der Sohn von Salomon Streim und Johanna, geborene Sachs. Er hatte einen knapp zwei Jahre jüngeren Bruder Siegfried (geboren 13. April 1876 in Hamburg), der mit Johanna, geborene Hausmann, verheiratet war. Ab 1925 arbeitete Ernst Streim als Lehrer an der Israelitischen Mädchenschule in der Karolinenstraße 35, sein Hauptfach war Mathematik. Um 1926 heiratete er die Kontoristin Erna Ullmann aus Würzburg. Ihre Eltern waren der Würzburger Druckereibesitzer Juda (Jehuda) Ullmann (geboren 15. Mai 1865) und Lina, geborene Hausmann, aus Dornheim/Mainfranken (geboren 18. März 1874). Erna zog zu ihrem Mann nach Hamburg, sie bekamen zwei Kinder: Mirjam, geboren am 24. Juni 1927, und Walter Salo, geboren am 23. Dezember 1928. Auch Ernst’ Bruder Siegfried, der Zahnarzt geworden war, und seine Schwägerin Johanna wurden Eltern. Ihre Kinder hießen Kurt Salo (12. April 1927), Werner (15. November 1930) und Sulamit (18. Mai 1932).

Ernst und Erna Streim wohnten mit Mirjam und Walter in der Grindelallee 184. Sie lebten in bescheidenen Verhältnissen vom Lehrergehalt des Vaters. Anfangs wohnten auch Siegfried und Johanna Streim im selben Haus, dann zogen sie in die Bramfelder Straße 5. 1926/27 belegte Ernst Streim einen Fortbildungskurs an der Universität Hamburg, der ihn zum Unterricht in der Aufbauklasse befähigte, die Kosten dafür übernahm die Schule. Am 2. Mai 1934 starb Erna Streims Vater Juda Ullmann. Ernas Mutter Lina führte die Druckerei noch einige Zeit allein weiter, zog sich aus Altersgründen dann aber auch zurück. Ab August 1938 lebte sie im Würzburger jüdischen Altersheim in der Dürerstraße 20 bzw. Konradstraße 3.

In Hamburg musste die Mädchenschule im April 1939 aus der Karolinenstraße in die Talmud Tora Schule am Grindelhof 30 umziehen, doch nur wenige Monate später, im Oktober 1939 wurden alle Schülerinnen und Schüler in die Karolinenstraße (zurück)beordert, da das Gebäude der Talmud Tora Schule von der Hochschule für Lehrerbildung beansprucht wurde. So unterrichtete Ernst Streim ab Ende 1939 auch Jungen und war Klassenlehrer der Abschlussklasse G8, die 1940 die Schule verließ. Zu dieser gehörten die Schüler Walter Golenzer, Martin Beer, Peter Glück und Günther Nachum, an die ebenfalls Stolpersteinen in Hamburg erinnern (s. ihre Biografien auf www.stolperstein-hamburg.de) sowie Schlomo Schwarzschild und Karl-Heinz Silberberg, denen die Emigration gelang. Ab etwa 1940 wohnte Ernst Streims Kollegin, die Lehrerin Jettchen Heilbut (s. oben) bei Familie Streim zur Untermiete.

Mit dem Einsetzen der Deportationen 1941 wurde das jüdische Schulwesen in Hamburg zerschlagen. Im Mai 1942 räumten die Behörden die Schule in der Karolinenstraße, bevor am 30. Juni 1942 alle jüdischen Schulen geschlossen wurden. Die Hamburger Lehrerinnen und Lehrer, die deportiert wurden, kamen in den Konzentrationslagern um. Auch von den Schülerinnen und Schülern überlebten nur wenige.

Ernst Streim und seine Angehörigen wurden, wie auch Jettchen Heilbut, am 6. Dezember 1941 nach Riga-Jungfernhof deportiert.

Die Lebensbedingungen in dem KZ-Außenlager waren verheerend. Die Unterkunft bestand aus Viehställen und Scheunen, die Temperatur lag weit unter dem Gefrierpunkt. Jeden Tag erfroren dort Häftlinge. Neben der Kälte und den schlechten hygienischen Bedingungen waren Hunger, harte Arbeit und Züchtigungen die größten Probleme. Auch Ernst Streim und seine Familie zählten zu den Opfern.

Erna Streims Mutter Lina wurde am 23. September 1942 von Würzburg aus über Nürnberg nach Theresienstadt deportiert und kam dort am 2. April 1943 um.

Ernst Streims Bruder Siegfried, dessen Frau Johanna, der fünfzehnjährige Kurt Salo, der fast zwölfjährige Walter und die zehnjährige Sulamith wurden am 19. Juli 1942 von Hamburg aus nach Theresienstadt gebracht. Zuletzt hatten sie im "Judenhaus" Dillstraße 15 wohnen müssen. Kurt Streim war in Theresienstadt als Lehrling in der "Ghettozentralbücherei" beschäftigt; am 28. September 1944 wurde er allein, ohne seine Eltern, von Theresienstadt nach Auschwitz gebracht und vier Wochen später, am 27.Oktober 1944, weiter in das Außenlager Kaufering III des KZ Dachau. Dort wurde er am 22. Januar 1945 im Alter von 17 Jahren ermordet. Sein Vater Siegfried Streim beteiligte sich am Bildungsprogramm im Getto. Am Donnerstag, den 15. Juni 1944 hielt er in der Hauptstraße 2/144 um 18.30 Uhr einen Vortrag zum Thema "Jüdische Persönlichkeiten im 19. Jahrhundert". Vier Monate später, am 28. Oktober 1944, wurden Siegfried, seine Frau Johanna, ihr Sohn Werner und ihre Tochter Sulamit von Theresienstadt ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert und ermordet. Für die Familie liegen Stolpersteine in der Dillstraße 15 im Grindelviertel.

Stand: Juli 2017
© Stephanie Fleischer

Quellen: 1; 3; 4; 5; StaH 522-1 Jüdische Gemeinden 992 e 2 Band 5, Transport nach Theresienstadt am 19. Juli 1942, Liste 1; ebd., Band 3, Transport nach Riga am 6. Dezember 1941, Liste 1; StaH 314-15, Nr. R 1940/977; StaH 741-4 Sa 1088 PK; Hochmuth/de Lorent (Hrsg.): Hamburg, S. 317; Lehberger/Pritzlaff/Randt: Entrechtet; Meyer (Hrsg.): Verfolgung; Müller: Jüdische Schüler, S. 282–290; Strätz: Biographisches Handbuch, S. 638; www.holocaust.cz/de/datenbank-der-digitalisierten-dokumenten/dokument/153056-programm-der-vortr-ge-in-theresienstadt-vom-12-6-1944-18-6-1944 (letzter Aufruf: 15.9.2016); www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/34661-siegfried-streim (letzter Aufruf: 15.9.2016); www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/34659-johanna-streim (letzter Aufruf: 15.9.2016); www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/34660-kurt-streim (letzter Aufruf: 15.9.2016).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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